Traditionelles Liedgut aus dem Kosovo, dargebracht in einem zeitgemäßen akustischen Gewand, steht am 28. April im Grazer Stockwerk Jazz auf dem Programm. Zu Gast ist mit Irina Karamarkovic eine Künstlerin es blendend versteht, die jahrhundertealten Lieder ihrer Heimat mit neuem, von jeglichem Klischee befreiten Leben zu erfüllen. Unterstützt von einer erstklassig besetzten Band wandelt die Sängerin mit Charisma und einer enormen stimmlichen Vielseitigkeit zwischen der Vergangenheit und Moderne sowie unterschiedlichsten stilistischen Interpretationen, kurz, die BesucherInnen erwartet höchst anspruchsvoller und auf höchsten Niveau gespielter „Balkan Jazz“.
Der aus dem Kosovo stammenden Sängerin ist eine musikalische Karriere praktisch in die Wiege gelegt worden. Ihr Großvater, ein Komponist, und ihre Mutter, eine klassische Violinistin, führten die Irina Karamarkovic, die schon im zarten Alter von sechs Jahren als Sängerin im Fernsehen und auf Festivals auftrat, schon früh in die Welt der Musik, besonders in jene der fast vergessenen traditionellen Lieder des Kosovo, ein. Bis heute ist es der gebürtigen Kosovarin, die an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst Jazzgesang studierte, ein großes Anliegen, die von ihren beiden musikalischen Vorbildern betriebene Liedgutpflege fortzuführen.
Wobei sich Irina Karamarkovic dabei keineswegs nur darauf beschränkt, die uralten Lieder in unveränderter Form wiederzugeben. Vielmehr unternimmt die charismatische Sängerin den Versuch, diese in die heutige Zeit zu überführen, sie mit anderen Stilen, wie etwa dem Jazz und der Improvisation zu kreuzen, um sie einer neuen und zeitgemäßen Bedeutungsebene zuzuführen. Alleine was bleiben soll, ist der melancholische und traurige Charakter der Originale sowie die emotionale Intensität, welche denen eigen ist.
Hinzu kommt sich eine lyrische Eleganz, die den von überarbeiteten Liedern etwas Unverwechselbares verleiht. Die Lieder, welche Themen wie die verlorene Liebe und Schicksalsschlägen zum Inhalt haben, werden von der Kosovarin und ihrer Band (Stefan Heckel, Wolfram Derschmidt, Viktor Palic) bewusst von jeglichem Pathos befreit. Trotz aller der den Stücken innewohnenden Traurigkeit soll am Ende der musikalischen Reise dann doch so etwas wie Hoffnung durchschimmern.
Irina Karamarkovic und ihrer Band gelingt es auf höchst eindrucksvolle Art und Weise, einen Bogen von den musikalischen Traditionen des Kosovo hin zu europäischen Spielformen des Jazz zu spannen. Einen der alle stilistischen Gegensätze in einem wunderbaren Ganzen zu vereinen vermag. (mt)
Foto: : Paulino Jimenez