Roots-Reggae, Rockers-Style, Dub – das junge Salzburger Bandkollektiv Moby Stick bewegt sich gerne zwischen jenen Stilen, die dereinst von Jamaika aus die Musikwelt erobert und verändert haben. Dabei sind sie aufgeschlossen genug, ebenso die Errungenschaften aktueller DJ-Cultures der letzten Jahrzehnte wie auch genuine Reggae-Riddims in ihren sympathischen Rhythm & Sound-Mix zu werfen. Nun erscheint endlich ihr drittes Album “Follow The Roots”. Didi Neidhart traf sie zum mica-Interview.
Moby Stick wurden 2006 von Raphael Schwarzacher (vocals, guitar) und Thomas Mantl (drums) gegründet. Wie kommt man in Salzburg auf die Idee eine Reggae-Band zu gründen, die das Genre auch um Ragga, Dub, Soul und Funk erweitern will?
Musk ist ein unglaubliches Medium. Sich selbt Barrieren zu bauen beschränkt dich in deiner musikalischen Entwicklung. Es ist wichtig für uns in verschiedenste Richtungen auszuschweifen.
War es schwer geeignete MitmusikerInnen zu finden?
Wir glauben es war kein Zufall, dass wir uns alle gefunden haben.
Wieso eigentlich Reggae?
Reggae ist unsere Medizin!
Ist Reggae mittlerweile eine internationale (Musik-)Sprache (ähnlich wie HipHop), oder gibt es immer noch gewisse Aspekte, die man als quasi “Bleichgesicht” dann doch nicht einfach so 1:1 übernehmen kann?
Für uns ist Reggae internationale Musik die so gut wie überall verstanden wird. Auf solche gewisse Aspekte legen wir keinen Wert.
Moby Stick bestehen ja im Prinzip aus einem fixen Kern von sechs Personen, um die sich herum dann andere MusikerInnen scharen (Bläser, etc.). Wie ist dieses erweiterte Band-Konzept entstanden? Manchmal gibt es euch ja auch als “Light-Version” mit “nur” Vocals, Gitarren und Rhyhtmus-Gruppe?
Das ist von Konzert zu Konzert verschieden. Es hängt immer davon ab welche Besetzung zu der jeweiligen Veranstaltung am besten passt. Wir glauben, dass es wichtig ist sowohl mit sechs als auch mit zehn Leuten “fett” zu klingen
Bedeutet das auch ein flexibleres reagieren können auf Konzertangebote?
Auf jeden Fall. Manche Veranstalter können mit einer zehnköpfigen Band nicht viel anfangen, was natürlich schade ist, aber wir versuchen so flexibel wie möglich zu bleiben.
Wie wichtig ist euch dabei das kollektive Element?
Die Community ist die Basis. Das miteinander Wachsen und Zusammenhalten macht ein solches Werk erst möglich. Moby Stick ist eine jahrelange gemeinsame Entwicklung.
Welchen Stellenwert hat für euch der Sound? Ihr habt ja lt. myspace sogar eine eigene Person, die nur für “sound” zuständig ist. Gab es diese Idee schon immer, oder seit ihr erst mit der Zeit auf die Wichtigkeit von “Sound” im Zusammenhang mit Reggae draufgekommen?
Der Sound und die musikalische Performance sollten bestenfalls gemeinsam wachsen. Ein schlechter Live- bzw. Studiosound für gute Musik ist genauso fatal wie unreife Musik mit astreinen Sound. Mit Fapstah haben wir den perfekten Techniker gefunden, der unsere Vibes Live und auch im Studio formt.
Ihr gehört ja auch zur „Künstlerkommune“ Mildenburg (einem altherrschaftlichen Gebäude in der Nähe des Salzburger Volksgartens, das jedoch bald abgerissen werden wird) rund um Bands wie The Merry Poppins, The Pond Pirates und Hemmas Herren. Wie wichtig ist es für euch Teil so einer “Kommune” zu sein? Ein Teil eurere “GastmusikerInnen” rekrutiert sich ja auch aus Mitgliedern der oben genannten Bands?
Das Schöne an dem Mildenburg-Movement ist, dass wir alle verschiedene Richtungen einschlagen aber auch alle an einem Strang ziehen. Die Qualität steht im Vordergrund.
Mit Dubblestandard und den Sofa Surfers gibt es in Österreich ja mindesten zwei Acts, die Reggae “Made in Austria” weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht haben. Dubblestandard haben mit dem legendären Dub-Produzenten Lee “Scratch” Perry aufgenommen, die Sofa Surfers gehören sowieso zur internationalen Szene. Wo seht ihr euch da?
Wir können nicht sagen wo wir uns sehen. Das wird sich bestimmt zeigen. Bei uns steht die Musik im Vordergrund. Dadurch haben wir wenig Zeit, uns mit solchen Dingen den Kopf zu zerbrechen. Wie Capleton sagte “Music is a mission not a competition”.
Eure erste CD “maison de plaisir” ist 2007 erschienen. Aufgenommen wurden die Tracks im eigenen Tonstudio in Salzburg (dem “Zilent Hill Studio”).
Wir haben uns damals dafür entschieden, langsam unser eigenes mobiles Studio aufzubauen. Mittlerweile sind wir sehr froh den Schritt gemacht zu haben. Entweder du investierst viel Geld in andere Studios oder du tust dir die Arbeit an und versuchst es selbst hinzukriegen.
Wie wichtig ist es für eine Reggae/Roots/Dub-Band ein eigenes Studio zu haben?
Nun ja, der Begriff “Studio” ist ja schon mal sehr weitgreifend und es gibt Leute die ausschließlich mit Boxen und Computer ihr Studio bestücken und damit auskommen. Für uns ist es super mobil zu sein und überall aufnehmen zu können wo wir wollen.
Wie kommt man auf die Idee, ein eigenes Studio zu eröffnen?
Wir haben ja kein kommerzielles Studio und auch der Standort ändert sich ja von Zeit zu Zeit. “Zilent Hill” ist eher als ein Sammelbegriff aller unserer Produktionen zu sehen.
Wie finanziert sich so ein Studio?
Wir haben seit dem ersten Konzert angefangen zusammen zu sparen. Bewusstes Sparen und Finanzieren von Equipment bringt dich langsam aber doch zum Ziel.
Gibt es auch andere Bands (nicht nur aus Salzburg), die dort aufnehmen?
Jein. Das kürzlich unter “Mildenburg Records” erschienene Album “Footprints” von Dominik Leto wurde zum Beispiel bei uns aufgenommen, sowie vereinzelte Vocal-Aufnahmen von internationalen Künstlern, wovon ich jedoch noch nicht zu viel sagen möchte. Die meiste Zeit, wenn wir nicht Live zu sehen sind, sind wir selber am Produzieren.
Wie würdet ihr die Unterschiede zwischen “maison de plaisir” und der aktuellen CD beschreiben? Auf eurer myspace-Seite ist jetzt ja von “Rockers-Styles!” zu lesen.
“maison de plaisir” war unser erster Versuch alles aufzunehmen. Bei der darauf folgenden “Raise Ya Voice-EP” wollten wir einen sauberen Sound. Unsere aktuelle Produktion “Follow the Roots” ist einfach “Rockers-Style”!
Ihr seit letztes Jahr in Jamaika gewesen. Wir war das am Geburtstort des Reggae zu sein und dort nicht nur die Musik zu erleben, sondern auch die soziale Realität des Landes zu sehen?
Es waren ja nur Ruff und Lion auf Jamaika, aber für sie war es der Weg zu einer Erkenntnis, dass mehr auf humanitäre und positive Werte geachtet werden sollte. Und das versuchen wir ja auch mit unserer Musik auszusagen.
Dort seit ihr ja auch in einem Studio gewesen. Wie ist es dazu gekommen?
Kontakte.
Gab es die Idee, dort einen Riddim aufzunehmen schon zuvor?
Genauergenommen haben wir den Riddim bei uns aufgenommen und in Jamaika gevoiced, also Stimmen dazu aufgenommen. Es war eher ein Zufall, dass ich den Riddim noch zusätzlich auf eine CD gebrannt habe. Dieser Riddim hat dann im Studio Gefallen gefunden.
Was habt ihr dort gelernt musikalisch, aufnahmetechnisch gelernt.
Die Atmosphäre im Studio ist wichtig für das Endergebnis.
Wird es diese Versions mal zu hören geben?
Ich hoffe stark!
Jetzt kann man euch aber auch im Salzburger “Haus der Natur” im dortigen Science Center als Hörbeispiel für eine junge Salzburger Band (und von einem “Universum”-Filmteam in Szene gesetzt) erleben. Wie ist es denn dazu gekommen? Ist Salzburg eine heimliche Reggae-Stadt?
Haha. Eine Reggae-Stadt würde ich noch nicht unbedingt sagen. Aber ich glaube sehr wohl dass viele Leute unsere Musik spüren. Gerade eine Anfrage wie die vom “Haus Der Natur” freut uns natürlich sehr.
Danke für das Interview.
Nächste Live-Termine:
30.09.2010 Rockhouse Salzburg (CD-Präsentation)
07.10.2010. Ostklub Wien
13. 11.2010 Altes Kino Landeck, Tirol
29. 11.2010 Winterfest Salzburg