25-jähriges Band-Jubiläum feiern dieses Jahr DENK rund um Frontfrau BIRGIT DENK sowie Bassist und Bandleader ALEX HORSTMANN. Für das mica-Interview hat sich auch die restliche Band, also Gitarrist LUDWIG EBNER-REITER, Keyboarder HARALD WIESINGER und Drummer PHILIPP MAYER zum Treffen im WUK eingefunden. Im Gespräch mit Robert Fischer spricht die Gruppe u.a. über ihre lauten und rockigen Anfänge in den Nuller-Jahren, die Aufnahmen zum letzten Album „ERDBEEREN UND MUSIK“ während den Corona-Lockdowns, ein ganz besonderes Konzert in Rumänien sowie ihr speziell zusammengestelltes Set für die kommenden Live-Shows.
Das Interview findet in eurem langjährigen Proberaum im WUK statt. Welche Bedeutung hat dieser Ort für euch?
Alex Horstmann: Ich bin seit ca. 1987/1988 mit unterschiedlichen Bands in diesem Proberaum tätig. Denk hat anscheinend alle anderen Bands, die hier im WUK seitdem parallel zu uns geprobt haben, überlebt!
Die erste Band, wo Birgit und Alex zum ersten Mal musikalisch zusammengearbeitet haben, hieß Hertz richtig?
Birgit Denk: Genau. Unsere originale Bassistin ist nach einiger Zeit aus der Band ausgestiegen. Einer von den anderen Musikern meinte, er kennt einen guten Bassisten und so ist dann ca. 1996/1996 Alex in die Band eingestiegen.
Alex Horstmann: Christian Kobold, der Schlagzeuger von Hertz hat mit Thomas „Titi“ Tinhof (ehemaliges Mitglied von Denk, Anm.) und mir damals noch in einer einer anderen Band zusammengespielt, das war Mindblow. Einige Jahre später ist dann Denk entstanden. Matthias, der Bruder von Christian Kobold, gestaltet schon seit den Anfängen der Band das Artwork unserer CD´s bzw. unserer Poster.
„ALS WIR DENK IM JAHR 2000 GEGRÜNDET HABEN, WAR DIALEKT-MUSIK IN ÖSTERREICH EIGENTLICH TOT.“
Birgit, du postest ja gerade auf Social Media zum 25-jährigen Jubiläum von Denk regelmäßig neue Einträge. In einem dieser Posts hast du erwähnt, dass du als Sängerin in einer Dialekt-Band zu Beginn nicht richtig ernst genommen worden bist. Warum war das so?
Birgit Denk: Als wir Denk im Jahr 2000 gegründet haben, war Dialekt-Musik in Pop in Österreich eigentlich tot. Natürlich gab es die Urgesteine wie Ambros, Fendrich, Danzeretc., doch das war die Zeit von Drum&Bass, wo Bands wie Kruder & Dorfmeister oder Sofa Surfers sehr populär gewesen sind. Dialektmusik zu hören war zu dieser Zeit bei jungen Leuten extrem uncool, alles musste unbedingt international sein. Dazu kamen die Umgestaltung von Ö3 bzw. die Radio-Sendereform 1994 und die Gründung von FM4, eben auch fast ausschließlich mit internationaler Musik. Ich war da damals mit Denk mittendrin, aber die aktuellen Trends sind mir ziemlich wurscht gewesen. Als Frau als Sängerin im Dialekt, daran hat sich eigentlich bis heute wenig geändert, hatte ich noch mehr Probleme als in anderen Stilen.
Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür?
Birgit Denk: Ich glaube, dass Gesang im Dialekt von einer Frau nicht so wertfrei bzw. so gewohnt für die Ohren ist, wie wenn ein Mann singt. Wenn ich in einem Lied „Oasch“ singe, sind die Leute heute noch entrüstet, aber das so ein Wort gefühlt in jedem dritten Ostbahn Kurti-Lied vorkommt, kümmert niemanden. Das war schon immer so. Natürlich gibt´s im Publikum auch die Leute, die es lustig und interessant finden, wenn eine Frau Dialekt singt, doch das ist eine Minderheit. Im Radio wird sowas meistens nicht gespielt. Um mit Denk größeren Erfolg zu haben, hätten wir mehr Einsätze im Radio gebraucht.
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Harry, du bist kurz nach Gründung der Band als Keyboarder eingestiegen. Was war dein erster Eindruck von Denk?
Harald Wiesinger: Der erste Gedanke war: „Bist du deppert ist das laut!“ Ich war damals beim ersten Gig im Shelter im April 2000 als Zuschauer dabei. Der laute Sound hat viel mit der technischen Ausstattung der Clubs in den Nuller-Jahren zu tun gehabt, das war einfach so. Zu dem Zeitpunkt bediente noch Roland Guggenbichler die Tasten bei Denk. Es war aber schon klar, dass jemand Neuer gesucht wird. Ludwig hat vorgeschlagen, dass ich in die Band einsteige. Nach ein bis zwei Proben, wo´s gut funktioniert hat, wurde ich fixes Mitglied. Ich habe damals beschlossen, zu versuchen die kreative Tätigkeit als Musiker in der Band mit meinem Brotjob zu kombinieren. Das hat bis heute fast immer gut funktioniert.
Ihr habt relativ bald begonnen auch unplugged also „Ausgsteckt“ aufzutreten. Was war der Grund dafür?
Birgit Denk: Das hat sich daraus ergeben, dass wir generell zu Beginn zu wenig Clubs für Auftritte hatten bzw. wir gemerkt haben, dass die Band für die kleinen Locations zu laut ist. Dann haben wir einmal im Gasthaus Vorstadt einen „Ausgsteckt“-Gig gespielt, der bei allen super gut angekommen ist. Wir hatten die Idee, das gleich für ein Album mitzuschneiden, denn Geld für Studiozeit war damals sowieso nicht vorhanden.
So wie ich das verstehe, organisiert ihr bei Denk vieles selbst und verzichtet auf ein Management?
Alex Horstman: Das ist ein kleiner Makel der Bandgeschichte, dass wir nie die richtige Person an unserer Seite gehabt haben, die sich um unsere Karriere kümmert. Zu Beginn hatten wir Günter Grosslercher, der sehr an Denk glaubte und das ganze Projekt total gepusht hat. Günter war durch seine Zeit bei den Milestones, den Schmetterlingen oder Ostbahn-Kurti schon sehr erfahren, hatte sehr gute Kontakte in der Szene, und kümmerte sich daneben noch um die Tontechnik bei unseren Konzerten. Mittlerweile ist Günter schon einige Jahre in Pension. Derzeit ist der Status quo, dass ich mich erst um neue Musik kümmere, wenn ich das Gefühl habe, ich muss jetzt was unbedingt etwas schreiben. Kürzlich waren das zwei neue Lieder für unser recht neues Trio-Programm „Es muss wohl Liebe sein“. Oder wenn ein neues Album ansteht. Das hat mir bei unserer letzten CD „Erdbeeren und Musik“, die während den Corona-Lockdowns entstanden ist, sehr gut gefallen. Da haben wir uns jeden Sonntag im Proberaum getroffen haben, um an neuer Musik zu arbeiten.
„ALS DAS ARBEITEN NACH DEN LOCKKDOWNS WIEDER ERLAUBT WAR, SIND WIR EINMAL PRO WOCHE MIT MASKE UND NEGATIVEM COVID-TEST IM STUDIO GESESSEN, UM AN NEUEN LIEDERN ZU ARBEITEN.“
Wie sind diese Aufnahmen während den Lockdowns abgelaufen?
Harald Wiesinger: Die Pandemie war ja für alle Musiker:innen ein sehr einschneidendes Ereignis und wir haben im ersten Moment natürlich auch nicht gewusst, wie es weiter geht. Später sind schon die ersten „Balkon“-Konzerte u. ä. aufgekommen, und man hat gemerkt, dass es wieder einen Weg gibt Musik zu machen. Wir haben begonnen, uns per Mail die Files zu neuen Tracks hin- und her zu schicken, um zuhause daran zu arbeiten. Als das Arbeiten nach den Lockdowns wieder erlaubt war, sind wir einmal pro Woche mit Maske und negativem Covid-Test im Studio gesessen, um an den neuen Liedern zu feilen.
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Wie habt ihr das Programm für die aktuelle Tour zum Jubiläum von Denk zusammengestellt?
Alexander Horstmann: Ich hatte die Idee die Setlist chronologisch anzulegen. Das kleine Problem ist, dass das Programm derzeit immer noch zu lang ist. Wir haben jetzt nach den ersten Shows schon einen Song rausgeschmissen, wollen aber alle anderen Lieder drinnen behalten so lange es geht bzw. es dem Publikum nicht am Nerv geht.
Philipp Mayer: Ursprünglich kommt Denk ja eigentlich aus einem härteren Kontext, das mit den musikalischen Roots von Birgit und Alex tun. Deswegen ist es für uns spannend, beim neuen Programm auch „laute“ Songs von früher zu spielen und zu beobachten, wie das Publikum darauf reagiert. Im Gegensatz dazu bin ich der Meinung, dadurch dass man älter und reifer wird, werden unsere Alben immer und ruhiger gesetzter.
Wie ist es Denk gelungen, als Band für so eine lange Zeitspanne zusammen zu bleiben?
Alex Horstmann: In erster Linie hängt es damit zusammen, immer irgendwie an der Grenze von Erfolg und Erfolglosigkeit zu kratzen. Ich glaube, wenn die Band so richtig super erfolgreich wäre, hätten wir uns schon längst wegen dem Geld und etwas anderem zerstritten.
Philipp Mayer: Man könnte sagen, das ist so quasi wie diese berühmte Metapher, wo der Esel ewig der Karotte nachläuft. So ähnlich ist es auch mit dem Erfolg für uns.
Birgit Denk: Immer, wenn wir das Gefühl hatten, mit der Band tut sich gerade nichts mehr, haben wir was Neues gemacht. Wir haben z.B. vor einigen Jahren ein Album als „Birgit Denk & Die Novaks“ mit Kabarettliedern aus den 50er-Jahren aufgenommen haben oder das Konzept für die „Denk mit Kultur“-TV Show, die dann in mehreren Staffeln auf ORF 3 gelaufen ist, geplant.
Auf das Album „Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ von 2012 mit Kabarettliedern wollte ich noch zurückkommen. Welches Konzept lag dem Album zugrunde?
Philipp Mayer: Das war damals das 100-jährige Jubiläum von Preiser Records. Birgit wurde für eine Art Tribute-Album gebeten, ein Lied aus dem Repertoire von Preiser zu covern. Das hat sehr gut funktioniert, so kam uns die Idee, ein ganzes Programm daraus zu machen. Weil Ludwig musikalisch von uns der einzige ist, der Musik richtig studiert hat, hat er sich für uns einige neue Arrangements für die alten Schlager wie z.B. „Der Papa wird´s schon richten“ ausgedacht und alle Steichersätze für die CD geschrieben.
Ludwig Ebner-Reiter: Der Aufhänger der CD war für mich gleich die erste Nummer „Aber der Novak lässt mich nicht verkommen“. Da habe ich mir was Spezielles dazu überlegt und dem ganzen Stück so einen experimentellen Touch gegeben, ein moderner, elektronischer Ansatz mit Downtempo.
„FÜR MICH IST ES WICHTIG AUF DER BÜHNE MIT DEN KOLLEGEN SCHÖNE MOMENTE ZU ERLEBEN UND DASS ICH DAS GEFÜHL HABE ES GIBT IMMER NOCH THEMEN ÜBER DIE ICH SINGEN MÖCHTE.“
Könnte man sagen, der Erfolg von Denk liegt vielleicht darin begründet, dass ihr mit eurem Musikstil immer ein wenig abseits der aktuellen Trends unterwegs seid?
Birgit Denk: Zu Beginn war mir Erfolg egal: „Ich wollte mit der Band Dialekt singen und fertig!“ Es gibt dann natürlich mit den Jahren verschiedene Phasen in der Karriere. Aber wenn ich mir anschaue, welche Künstler:innen damals mit uns gleichzeitig begonnen haben, die heute nicht mehr dabei sind, oder ob ich so populär bin, dass ich auf der Straße erkannt werde, dann ist das alles nicht der Grund, warum ich Musik mache. Für mich ist wichtig auf der Bühne mit den Kollegen schöne Momente zu erleben bzw. dass ich das Gefühl habe, es gibt immer noch Themen, über die ich gerne singen möchte. Oder dass ich von der Bühne runter schaue und da ein Publikum ist, manchmal mehr, manchmal weniger Leute, die einen Spaß haben dabei.
Ihr seid in den letzten fünfundzwanzig Jahren sehr viel Tour gewesen, und es gab sogar einmal ein Konzert in Rumänien. Was habt ihr daran für Erinnerungen?
Alex Horstmann: 2007 war Sibiu einer der jährlich gewählten Kulturhauptstädte, und wir sind dorthin zu einem Konzert eingeladen worden. Wir haben später erfahren, dass alle anderen Bands die dort aufgetreten sind, mit dem Flugzeug hingeflogen sind. Da waren aber ein bisschen geizig, wollten uns das Geld für den Flug sparen, und sind mit der ganzen Band im Auto nach Rumänien gefahren! Die Fahrt hat über zehn Stunden gedauert. Bis zur rumänischen Grenze ist es eigentlich gut gegangen, im Land selbst waren die Straßenverhältnisse damals aber noch eher schlecht.
Philipp Mayer: Das war die letzte Fahrt mit unserem alten Chrysler. Sibiu, das ehemalige Hermannstadt hat sich damals als Kulturhauptstadt besonders schön herausgeputzt. Das Konzert war auf einem großen Platz in einem Zelt vor ca. 3000 Zuschauern. Für uns ist es spannend gewesen, dass im Publikum viele Menschen gesessen sind, die natürlich nicht gut Deutsch konnten. Darum hat Birgit in den Pausen zwischen den Liedern auf Englisch moderiert, aber dieser sprachliche Switch hat sehr gut funktioniert. Ich habe das Konzert als sehr leiwand in Erinnerung, die Leute haben getanzt und es war insgesamt ein tolles Erlebnis. Danach ist noch der rumänische Schnaps in Strömen geflossen.
Wie lauten eure Zukunftspläne?
Birgit Denk: Schauen wir mal, wann wir ein neues Album veröffentlichen und in welchem Format. Die Zeiten ändern sich, die CD-Verkäufe nach den Konzerten sind deutlich weniger geworden und dieses Geld fehlt uns dann teilweise für Studiozeit. Wenn uns das Publikum hören will, werden wir aber sicher weiter live auftreten. Ich freue mich schon besonders auf Anfang 2026, wo wir im Theater Akzent ein Konzert geben, und dabei die „Novaks“ wieder auferstehen lassen, aber mit einem neuen, abgewandelten Programm. Ich habe Lust, weil die Zeiten gerade so scheiße sind, die ganzen lustigen Lieder aus dem Programm rauszuhauen, und mich mit den Kollegen noch mehr mit dem Material von Georg Kreisler und Hermann Leopoldi aus den Dreißiger-Jahren zu beschäftigen. Ich glaube, diese Lieder passen so gut in unsere Zeit und das Publikum will das hören.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Robert Fischer
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„Denk“ live:
26.04.25 Wien, Orpheum („25 Jahre“)
26.06.25 Bad Schallerbach, Europasaal („25 Jahre“)
11.07.25 Guntramsdorf, Streetfoodfestival („25 Jahre“)
12.07.25 Litschau, Schrammelklang („25 Jahre)
18.07.25 Purkersdorf, Kultursommer („25 Jahre)
19.07.25 Wien, Donauparkbühne („25 Jahre“)
13.09.25 Wien, Metropol („25 Jahre“)
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