„ICH FINDE, ES IST WICHTIG, DIE EIGENE KULTUR ZU HINTERFRAGEN“ – ANNA BUCHEGGER IM MICA-INTERVIEW

Salz konserviert. Aber es brennt auch: ANNA BUCHEGGER hat sich für ihr zweites Album Soiz (VÖ 3.10.25) ein Material ausgesucht, das so widersprüchlich ist wie viele der Themen, mit denen sie sich darauf beschäftigt. Ziemlich genau ein Jahr nach ihrem Debütalbum denkt die Salzburger Musikerin weiter intensiv über Herkunft, Sprache, Zugehörigkeit und Pop nach. Aber mit noch mehr Humor, mehr Reibung und einem Hauch Sound of Music. Im Gespräch mit Ania Gleich erzählt sie, wie man Österreich musikalisch sezieren kann, ohne sich davon zu lösen, warum Dialekt ein Werkzeug auf Augenhöhe ist und warum sie ihre Sprache künftig noch radikaler denken will. 

Was denkst du, hat sich bei dir als Künstlerin oder auch als Person im letzten Jahr am meisten verändert?

Anna Buchegger: Ich weiß gar nicht, ob sich so wahnsinnig viel verändert hat. Ich habe eher das Gefühl, dass sich gewisse Dinge vereinfacht haben. Weil ich nicht mehr so viel nachdenken muss. Je länger man sich mit einem Thema beschäftigt – oder mit einem musikalischen Konzept – desto sicherer wird man. Und das würde ich vielleicht als größte Veränderung bezeichnen: mehr Sicherheit.

Gab es für dich einen besonders überraschenden Moment im Entstehungsprozess? 

Bild der Musikerin Anna Buchegger
Anna Buchegger © Alex Gotter

Anna Buchegger: Ja, voll. Ich glaube, das Überraschendste war, dass zwei, drei Songs wirklich extrem poppig geworden sind. Da habe ich mich dann gefragt: Ist das jetzt anbiedernd? Also im Sinne von: Wird das zu kommerziell? Versuche ich da, mich an irgendwas anzupassen?

Klingt aber eher so, als wäre das nicht bewusst geplant gewesen.

Anna Buchegger: Nein, gar nicht. Aber man denkt halt viel darüber nach, wie das Ganze räsonieren wird. Was könnten sich die Leute denken, wenn sie das hören? Und dann sitzt man da und denkt sich: „Boah, ist das jetzt zu poppig? Müssen wir da noch eine gescheite Bassline reinfetzen? Oder irgendwie auf das Hackbrett noch ordentlich draufhauen, damit es nicht zu glatt wird?“ Aber am Ende war es dann schon okay so. 

Woran machst du das fest?

Anna Buchegger: Ich habe meiner Mama das damals gezeigt, als die Demos des ersten Albums schon recht weit waren. Und sie meinte so: „Du, ich weiß nicht…“ Sie konnte irgendwie nichts so richtig damit anfangen. Und dann habe ich mir gedacht: Sehr gut, passt! Irgendwann, Anfang dieses Jahres, habe ich sie für dieses Album gefragt. Und sie meinte: „Gefällt mir voll gut.“ Da dachte ich nur: Oh oh – wenn es ihr jetzt richtig gefällt, vielleicht sind wir wirklich zu kommerziell geworden. 

Ja, die Meinung der Mama ist immer so… ambivalent, oder? Einerseits denkt man sich: eh klar, sie ist ein Fan. Andererseits fragt man sich: Ist das jetzt gut oder schlecht?

Anna: Genau. Vor allem, weil ihr Hörverhalten halt auch ganz anders ist. Da kommt man dann echt ins Grübeln.

Aber will man denn überhaupt zwanghaft eine bestimmte Nische bedienen? Manchmal will ich auch einfach nur einen guten Popsong!

Anna Buchegger: Ja, das stimmt schon. Und es gibt immer diesen Moment – meistens kurz vorm Fertigwerden – wo man plötzlich sowieso alles hinterfragt. Ist das überhaupt cool, was ich da gemacht hab? Aber da muss man halt irgendwie drüber hinweg. Auch wenn es schwer ist. Dinge wirklich fertig zu machen, ist wahrscheinlich das Schwierigste an dieser Arbeit.

Ja, weil man in dem Moment auch Kontrolle abgibt, oder?

Anna Buchegger: Total. Das ist Kontrollverlust. Es geht dann raus in die Welt, und man kann es nicht mehr zurücknehmen. Aber trotzdem – um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen – ich glaub schon, dass ich beim zweiten Album mehr Kontrolle hatte. Einfach, weil ich besser benennen konnte, was ich will. Beim ersten hatte ich keine Ahnung, wie man überhaupt über Musik spricht. Was gibt es da für eine Sprache? Wie kommuniziert man eine musikalische Idee? Und dass das dann auch verstanden wird von den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet. Das habe ich auf jeden Fall gelernt.

„ES MUSS EIN AUF UND AB GEBEN – SO EINEN SPANNUNGSBOGEN.“

Und wenn du jetzt ans Album selbst denkst: gab es da einen Song, der für dich plötzlich in eine unerwartete Richtung gegangen ist? 

Anna Buchegger: Ja, wir haben gerade vorher wieder drüber gesprochen: Es gibt einen Song auf dem Album, mit dem ich mich nicht so gut verstehe. Wir sind irgendwie nie auf einen Vibe gekommen, aber er ist trotzdem drauf geblieben. Das ist ja auch das Spannende: manchmal gibt es Songs, mit denen man sich einfach schwertut, weil man zu lange daran herumschraubt und versucht, ihn irgendwo reinzuzwängen, wo er vielleicht nicht hinpasst. Und genau das sind dann oft die Songs, bei denen Leute sagen: „Hey, der gefällt mir voll gut.“

Darf ich fragen, welcher Song das ist?

Anna Buchegger: „Weda“.

Oh, den habe ich heute sicher zwei, dreimal gehört bei meinem Workout. 

Anna Buchegger: Oh ja, die Reprise funktioniert wahrscheinlich ziemlich gut dafür! Diese Interludes zwischendurch knallen nochmal rein: das war so ein bisschen der Gedanke. Bei den zwei Songs haben wir am meisten herumprobiert, verschiedenste Versionen gemacht. Und irgendwann haben wir uns gedacht: Wir können uns eh nie entscheiden, also machen wir einfach eine Reprise. So ein kleines Zwischenspiel, das beide Stimmungen auffängt.

Gibt es einen Song auf dem Album, bei dem du dich am verletzlichsten gezeigt hast?

Anna Buchegger: Ja, auf jeden Fall. Es gibt diese zwei Songs, „Schutt und Dreck“ und „Teppich“, die von Gedanken handeln, die mir wirklich Angst machen. Weltgeschehen, Weltschmerz, solche Sachen. Aber am ehrlichsten bin ich, glaub ich, in „Wos i nit bin“. Da sage ich Dinge, die ich meiner Schwester vorher nie gesagt habe. Und das hat sich dann erst beim ersten Mal Vorspielen so richtig gezeigt.

Das ist ein ziemlich direkter Song, oder?

Anna Buchegger: Ja. Da gibt es eine Stelle, wo ich sage, dass ich ihr gern öfter näher gewesen wäre und dass ich mich dafür manchmal geschämt habe, weil sie das nicht so annehmen konnte. Und ich gebe zu, dass ich auch immer gern so ausgeschaut hätte wie sie. 

Wolltest du mit dem Song eine größere Geschwister-Ebene aufmachen oder war das eher etwas ganz Persönliches, was du schon lange mit dir herumgetragen hast?

Anna Buchegger: Geschrieben habe ich den Song für ihre Hochzeit. Ich hab ihn ihr während der Trauung vorgespielt. Und dann hab ich mir gedacht: Eigentlich ist es eine schöne Sache, wenn er auch aufs Album kommt.

Über romantische Liebe gibt es etliche Songs, aber Geschwisterbeziehungen sind musikalisch eher selten Thema.

Anna Buchegger: Ja, stimmt. Geschwisterliebe ist irgendwie… anders. Es ist überall anders. Es gibt die, die sind unzertrennlich, und es gibt die, die grundverschieden sind.

Um da anzuknüpfen – singst du eigentlich lieber Balladen oder lieber die poppigeren Songs?

Anna Buchegger: Puh, das ist keine einfache Frage. Ich glaube, es muss ein Auf und Ab geben – so ein Spannungsbogen. Beides muss seinen Platz haben. Aber ich denke manchmal auch: Es muss ja eigentlich gar nichts. Wenn man will, kann man auch ein reines Balladenalbum machen.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Wenn wir schon bei den großen Gefühlen sind: Was kann der Dialekt deiner Meinung anders sagen, was Hochdeutsch oder Englisch nicht kann? Und warum ziehst du das so konsequent durch?

Anna Buchegger: Ich habe früher oft das Gefühl gehabt, dass Dialekt etwas Kleinbürgerliches hat. Dass man mich nicht so ernst nimmt, wenn ich Dialekt spreche, dass mir weniger zugetraut wird. Und lange wollte ich das loswerden. Aber inzwischen sehe ich das komplett anders: Es ist ein mega Tool, um an Menschen heranzukommen, die vielleicht nicht so nah dran sind an Kultur oder Gesellschaftskritik. Dialekt ist für mich eine Sprache der Augenhöhe und der flachen Hierarchien.

Und man erreicht damit auch Leute, die sonst oft außen vor bleiben, weil eine „Musikszene“ viel flächendeckender in urbanen Zentren stattfindet.

Anna Buchegger: Und gleichzeitig hat es den gegenteiligen Effekt: Für Menschen aus akademischen Bubbles wird Dialekt plötzlich zu einer Kunstform. Das finde ich irgendwie geil. Gerade in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung verändert sich die Sprache ja ständig. Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel diskriminierungsfreie Sprache, was dann oft als „Wokeness“ abgewertet wird.

Da stecken gute Intentionen dahinter, aber gleichzeitig entstehen auch neue Barrieren.

Anna Buchegger: Genau. Und gerade in diesem ganzen Sprachwandel kann Dialekt da etwas sein, das man mitnimmt. Etwas, das zwar vielleicht an Wert verliert, aber auf eine neue Art überlebt, wenn man es weiterträgt und anpasst.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, wo dir das bewusst geworden ist?

Anna Buchegger: Naja, ich bin einfach mit Dialekt aufgewachsen. Es ist meine Muttersprache. Ich habe auch mal auf Englisch geschrieben und habe das probiert. Aber das war viel schwieriger. Weil man da oft anders denken muss. Man denkt zuerst auf Deutsch und versucht dann, es zu übersetzen, aber das ist nie eins zu eins. Es gibt da immer einen Zwischenschritt. Man kann nicht einfach intuitiv schreiben, was einem durch den Kopf geht. Und genau das funktioniert im Dialekt anders. Da passiert es direkt.

Ja, dadurch wirkt es auch oft viel unmittelbarer – ich finde kein besseres Wort als „in your face“. Es hat auch eine eigene Lautmalerei.

Anna Buchegger: Voll! Der Dialekt hat so viele Vokale, die ganz anders ausgesprochen werden, was extrem sängerisch ist. Man kann den Mund richtig aufmachen und raushauen. Das hat einfach eine andere Energie und der Dialekt wird fast zum eigenen Musikinstrument.

„ES BIN ICH, ABER AUCH NICHT ICH“

Wann hast du gemerkt, dass du dich doch mit dem Thema Heimat auseinandersetzen willst, obwohl du es eigentlich mal hinter dir lassen wolltest?

Anna Buchegger: Ich glaube, es war weniger ein Moment als ein schleichender Prozess. Irgendwann habe ich angefangen, mich zu fragen: Warum will ich etwas ablegen, das so sehr zu meiner Identität gehört? Warum versuche ich, mich so zu verändern, dass ich in eine andere Bubble reinpasse? Ich komme aus einem kleinen Ort und das hat mich geprägt. Das soziale Umfeld, die Landschaft, alles. Aber gleichzeitig wollte ich das hinter mir lassen. Ich wollte kosmopolitisch sein, weltoffen, mit all den politischen Einstellungen, die ich hatte und die oft im Widerspruch zu denen standen, die man vom Landleben kennt. Irgendwann habe ich dann gemerkt: Diese Diskrepanz in mir will ich musikalisch aufarbeiten. Deshalb habe ich versucht, Genres zu vermischen – was ja an sich schon ein politisches Statement ist – und Themen wie Heimat, Tradition, Brauchtum, Dialekt neu zu verhandeln.

Ist das auch ein Grund, warum du dich in deinen Musikvideos oder auf der Bühne oft so stark in Figuren verwandelst? 

Anna Buchegger: Ich würde sagen, das ist auch ein Teil von mir, aber ein überspitzter. Alles ist übertriebener, expressiver. Und auf eine Art bietet das auch Schutz. Wenn ich in dieser Rolle bin, in diesem Alter Ego, das ja trotzdem ich bin, dann habe ich das Gefühl, ich kann Dinge direkter ansprechen. Ich bin Künstlerin unter meinem bürgerlichen Namen, aber ich trage Kostüme, inszeniere mich: es bin ich, aber auch nicht ich. Und genau das gibt mir die Freiheit, Ungerechtigkeiten und politische Haltungen direkt anzusprechen. Weil ich mich geschützter fühle.

Das verbindet zwei Bereiche, die eigentlich immer miteinander verbunden sind, aber oft künstlich getrennt werden: Kunst machen und politisch handeln.

Anna Buchegger: Ja, total. Das gehört für mich voll zusammen. Aber es ist trotzdem verschieden. Politiker:innen sind oft extrem weit weg von der Lebensrealität vieler Menschen. Künstler:innen dagegen sind oft Projektionsflächen – Leute identifizieren sich mit ihnen, legen ihre eigenen Geschichten in Songs hinein, sehen sich in einem Filmcharakter wieder. Und dadurch kann Kunst Politik wieder nahbar machen.

Hast du manchmal das Gefühl, dass Politik heutzutage mehr mit Selbstinszenierung zu tun hat als mit echter Auseinandersetzung? 

Anna Buchegger: Ja. In der Politik nennt man das ja mittlerweile auch „Postdemokratie“. Irgendwann geht es nur noch darum, wer das beste Marketing hat und wer sich am besten verkaufen kann, wird gewählt. Das ist eine komplette Umkehrung von dem, was Politik eigentlich sein sollte.

Deswegen ist es umso interessanter, an einem Thema dranzubleiben, auch wenn es mal unbequem wird. 

Anna Buchegger: Absolut. Gerade wenn es um österreichische Kultur geht oder den österreichischen Intellekt, ist es voll wichtig, bestimmte Dinge mal aufzuarbeiten. Oft sind das Sachen, bei denen wir uns total reinsteigern, als wäre es das einzig Richtige. Daraus entstehen dann Ideale wie „Leitkultur“. Und damit auch Abgrenzung. Plötzlich lässt man andere Menschen nicht mehr Teil von etwas sein. Oder es entstehen elitäre Gruppen, die sich abschotten. Ich finde, es ist wichtig, die eigene Kultur zu hinterfragen. Zu überlegen: Woher kommt das eigentlich? Ist das überhaupt „österreichisch“? Oder ist das nicht längst von anderen Einflüssen mitgeprägt? Das kann uns für andere Kulturen und für neue Perspektiven offener machen.

Gibt es eine Rolle oder Figur, die du gern noch ausprobieren würdest? Vielleicht innerhalb deines bisherigen Universums?

Anna Buchegger: Nicht direkt. Ich glaube, ich muss mir das erst selbst anschauen. Manchmal fällt es mir erst später auf, dass etwas fehlt oder dass ich was ausprobieren will. Aber ich hab auf jeden Fall eine Vision, was als Nächstes kommen könnte.

Bild der Musikerin Anna Buchegger
Anna Buchegger © Anna Hadaier

Was wäre das?

Anna Buchegger: Im ersten Album, „Windschatten“, war viel Regionales drin – viele Geschichten aus meiner Gemeinde, meiner Herkunftsregion. Lebensphilosophien von dort. Und das jetzige Album, „Soiz“, hat für mich schon einen österreichischen, vielleicht sogar nationalen Fokus. Mit all dem, was dazugehört: Stolz, Abgrenzung, häusliches Glück, Geschichte. Die Vision fürs nächste Album wäre, noch weiter heraus zu gehen – über die nationalen Grenzen hinaus. Was kommt nach dem „Ich bin eine Salzburgerin“? Was kann man noch sein? Das würde ich gerne erforschen.

Ist das auch der Grund, warum du „Soiz“ als Titel gewählt hast – weil es so vielschichtig ist und diese Ambivalenz gut abbildet?

Anna Buchegger: Salz war auf jeden Fall ein bewusster Begriff. Österreich oder zumindest die Gegend, aus der ich komme, ist ja durch Salz extrem reich geworden. Aber Salz ist auch ein kontroverses Material. Es konserviert – Lebensmittel zum Beispiel –, aber gleichzeitig streut man auch „Salz in Wunden“. Es kann also schützen und wehtun zugleich. Das fand ich spannend.

Oder eben auch dieses Austrocknende, fast schon Zerstörerische: Das Salz der Erde. 

Anna Buchegger: Genau. Ich will, dass Musik auch genau das tut – dass sie einerseits konserviert, wertschätzt, aber gleichzeitig auch reibt. Dass sie wehtun kann.

Ich würde hier fast einen Schlussstrich ziehen, aber ein Thema hätte ich noch: Musikvideos. Das erste ist ja schon draußen – kommen bis zum Albumrelease noch weitere?

Anna Buchegger: Ja! „Maria“ ist ja schon rausgekommen. Und am 3. Oktober kommt noch das Video zu „Soiz“. Das haben wir vor ein paar Tagen erst gedreht – es ist also noch ganz frisch in meinem Kopf.

„DAS WÜRDE ICH GERNE WEITERFÜHREN: DIALEKT ALS KUNST, NICHT NUR ALS HEIMATBEZUG“

Dann frag ich zuerst zu „Maria“: Wie ist da die Idee entstanden? Was war der erste Impuls für die Story?

Anna Buchegger: Die Geschichte ist eigentlich eine Weiterführung von The Sound of Music. Ich wollte diese Figur – Maria von Trapp – aus heutiger Sicht beschreiben. Extrem überspitzt und natürlich auch ein bisschen ironisch. Im Video spielt sie eine gute Freundin von mir, die Magdi (Anm. Magdalena Köchl ) – sie ist Schauspielerin, trägt einen Goldzahn, ist komplett überdreht: Ich wollte eine wilde Frau zeigen. Und deshalb ist das Video auch so eine Art Verfolgungsjagd geworden. Fast wie bei Scooby-Doo.

Und die Drehorte?

Anna Buchegger: Original-Drehorte von Sound of Music! Fast alle.

Und im Video zu „Soiz“ – was wird da das Besondere sein?

Anna Buchegger: Wir wollten eine neue Ästhetik einbringen. Der Song ist elektronischer, urbaner. Gedreht haben wir in Wien, in so einer Art Schacht, der an ein Salzbergwerk erinnert. Und mit dabei ist eine queere Krampus-Gruppe – die Krampussy. Die gibt es wirklich, in Linz und auch rund um den Traunsee. Ich fand es super, weil es eben keine klassischen Krampusse sind, die sind ja meistens männlich dominiert. Ich wollte da was anderes zeigen. Und jetzt sind wir quasi so eine wilde Gang im Schacht. 

Gibt es etwas, das dir wichtig ist, mitzugeben – ein Gedanke zum Album, den wir noch nicht besprochen haben?

Anna Buchegger: Nein, eigentlich nicht. Ich finde, wenn man am Ende noch ganz viel loswerden will, ist vorher was schiefgelaufen.

In Richtung Zukunft gedacht: Was würdest du dir beim dritten Album noch mehr herausnehmen wollen?

Anna Buchegger: Ich glaube, beim zweiten habe ich mir erlaubt, mich mehr über Dinge lustig zu machen. Nicht alles so ernst zu nehmen. Beim ersten Album war schon oft so ein Weh dabei – jetzt hab ich es ein bisschen lockerer angehen lassen. Und das will ich auch beibehalten. Was ich gern noch weiter ausbauen würde: dialektale Übertreibung. Fast ein bisschen dadaistisch. Wie kann man Worte anders oder extremer aussprechen? Das habe ich zum Beispiel bei „Soiz“ schon ein bisschen gemacht. Und das würde ich gerne weiterführen: Dialekt als Kunstform, nicht nur als Heimatbezug.

Gibt es aktuell etwas, das dich jenseits der Musik gerade reizt? Ein neues Projekt oder ein Wunsch?

Anna Buchegger: Ich hätte so gern ein eigenes Atelier. Ich habe ja zwei Jahre lang Performancekunst studiert – da ging es viel um Bewegung, performative Gestaltung und verschiedene Medien. Und ich hätte voll Lust, einen Raum zu schaffen, wo man interdisziplinär arbeiten und verschiedene Kunstformen verbinden kann. So ein Community-Ort: Das wäre schön!

Danke dir für deine Zeit!

Anna Buchegger: Danke dir für das Gespräch!

+++

Ania Gleich 

+++

Links:
Anna Buchegger (Homepage – LIVE Dates)
Anna Buchegger (Instagram)
Anna Buchegger (Bandcamp)
Anna Buchegger (Youtube)
Anna Buchegger (Facebook)