
“Jodulator”, das bislang letzte Album von Hotel Palindrone aus dem Jahr 2011, das sogar den Sprung in die Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik geschafft hat, zeigt als ein wirklich gelungenes Beispiel dafür, wie spannend man auch heute noch innerhalb der Pole Folk und Ethno agieren kann, löst man sich einmal von allem einschränkenden Scheuklappendenken. Die vier Musiker Albin Paulus (Dudelsack, Gesang, Maultrommel, Klarinette, Flöten, Schalmeien) Stephan Steiner (Geige, Drehleier, Diatonisches Akkordeon), Peter Natterer (Bass, Piano, Saxophon, Programming) und John Morrissey (Mandola, Valisette, Bouzouki, Gitarre) praktizieren ihre ganz eigene Vorstellung von Musik, eine, die innovativ, stileübergreifend und gleichzeitig auch sehr verspielt erklingt, und in der Einflüsse der verschiedensten, vermeintlich weit auseinanderliegenden Klangtraditionen fast schon wie von Geisterhand gelenkt zueinander geführt werden.
Es geht der vierköpfigen Truppe darum, neue Wege zu beschreiten, die einzelnen Musiken, wenn möglich, aus ihren ursprünglichen Kontexten herauszulösen, um sie in einer anderen Form in einer neuen Klangsprache aufgehen zu lassen. Der Sound, den die Wiener Weltmusik-Combo dieser Art auf den Weg bringt, zeigt sich als eine universeller und internationaler. Dieser Aspekt macht auch verständlich, warum die Wiener ihre Anhänger längst auch außerhalb Österreichs gefunden hat.
Was Hotel Palindrone ganz exzellent beherrschen, ist das Spannen von musikalischen Bögen von einem stilistischen Ort hin zu einem anderen. Musikalisch reichen diese vom Norden Europas bis in den Süden, vom Westen bis in den Osten, vom Jazz bis hin zur Balkanmusik, von den Volksmusiken aus aller Herren Länder bis hin zur Elektronik und dem Pop, von grooveorientierten Passagen bis hin zu aberwitzigen Improvisationen, sowie vom Traditionellen bis hin zum Modernen. Eine Mischung, die doch ein Mehr an Abwechslung und Spannung verspricht. (mt)
Foto: Julia Wesely