Zu einem hoch interessanten und spannenden musikalischen Aufeinandertreffen kommt es am 26. Jänner im Wiener Porgy & Bess. Mit dem Saxophonisten Harry Sokal und dem Organisten Raphael Wressnig begegnen sich an diesem Abend zwei Musiker, die seit Jahren zu den internationalen Aushängeschildern der heimischen Jazzszene zählen. Was die beiden Instrumentalisten eint, ist ihr starker Drang, sich stets neuen musikalischen Herausforderungen zu stellen, um ja niemals Gefahr zu laufen, sich in Wiederholungen zu verlieren. Komplettiert wird das in Mödling aufspielende Ensemble durch den nicht minder vielseitigen Schlagzeuger Lukas Knöfler. Zur Aufführung bringt das Trio Sokals aktuelles Programm „Groove“.
Wenn sich zwei Virtuosen wie Harry Sokal und Raphael Wressnig auf der Bühne begegnen, darf man durchaus annehmen, dass im musikalischen Sinne die Funken sprühen werden. Hier handelt es sich um zwei Musiker, die gerne auch einmal über den eigenen Tellerrand hinausblicken, in der Hoffnung Neues zu entdecken. Obwohl die Tradition des Jazz hochhaltend, versuchen Sokal und Wressnig immer auch moderne Spielformen in ihre Musik zu integrieren. Und dies gelingt jedem auf seine ganz individuelle Art auf eindrucksvolle Weise. Harry Sokal, der unter anderem von 1979 bis 1999 Mitglied des legendären Art Farmer Quintetts war und mit solch Größen wie Art Blakey, Dave Holland, Friedrich Gulda und Joe Zawinul zusammengearbeitet hat, zeichnet ein gewisses Grenzgängertum aus, welches ihn befähigt, sich problemlos zwischen den unterschiedlichsten Spielarten zurechtzufinden. Egal ob nun im Jazz, in der zeitgenössischen Musik oder der Improvisation, der Saxophonist wandelt gekonnt an den Schnittstellen, bedient sich stilistisch einmal aus dem einen, dann aus dem anderen Pool.
Im Ansatz Harry Sokal ähnlich agiert auch Raphael Wressnig. Begeistert vom Soul-Jazz der frühen 60er Jahre begann der gebürtige Bad Radkersburger sich schon in frühen Jahren, für den Sound des Jazz und Blues zu begeistern. Als Autodidakt war es ihm möglich, sich binnen kürzester Zeit die verschiedensten Pianostile sowie das Jazz/Blues- Orgelspiel, vor allem jenes aus New Orleans, anzueignen. Dabei dienten traditionelle Jazzorganisten der Marke Jimmy Smith und Jack McDuff genauso als Vorbilder wie auch moderne Interpreten wie John Medeski und Larry Goldins. Raphael Wressnig gelang es im Laufe der Zeit jedoch mehr und mehr, seinen ganz eigenen unverkennbaren Stil, für welchen er heute international so sehr geschätzt wird, zu entwickeln.
Was erwartet die BesucherInnen also an diesem Konzertabend. Eines scheint sicher, eine exakte Voraussage zu treffen, welche Richtung die beiden Musiker gemeinsam mit dem Schlagzeuger Lukas Knöfler einschlagen werden, ist nahezu unmöglich. Dafür halten sie sich viel zu wenig an vorgegebene Strukturen. Aber genau das macht die ganze Sache auch so spannend. Bei solchen Vorzeichen kann das Publikum einem höchst abwechslungsreichen Hörerlebnis entgegenblicken.(mt)
Harry Sokal