Hacklerberry Pi & Die Faulen Kompromisse – Ein Lieferwagen voller Mausefallen

Hörern des Radiosenders FM4 dürfte die Wiener Truppe Hacklerberry Pi & Die Faulen Kompromisse schon länger ein Begriff sein, liefen ihre beiden überaus positiv bewerteten Radiosingles „Alter Brauner Schuh“ und „Paperthin Hotel“ in den letzten Monaten doch quasi in Dauerrotation. Man durfte also gespannt sein, ob die Band rund um den Sänger und Gitarristen Patrick „Pi“ dieses hohe Niveau auch über ein ganzes Album halten kann. Lauscht man sich durch die Songs des eben erschienenen Erstlingswerks “Ein Lieferwagen voller Mausefallen“ (Xindl Records), muss man diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten. Was Hacklerberry Pi & Die Faulen Kompromisse vollbringen, ist eine überaus gelungene und vor allem lässige Zusammenführung des Liedermachertums mit amerikanischem Einschlag mit dem Wiener Lebensgefühl und Schmäh.

Nun, Bands, die sich im deutschsprachigen Indiepop versuchen, gibt es inzwischen ja wie Sand am mehr. Um aus dieser Masse wirklich herausstechen zu können, bedarf es dann doch einer gewissen eigenen musikalischen Note, die alle anderen Entwürfe und Ansätze oftmals vermissen lassen. Die Songs von Hacklerberry Pi und seiner Band Die Faulen Kompromisse auf jeden Fall besitzen diese. Weg vom einheitlichen Vier-Akkorde-Elektrische-Gitarrengeschrubbe-Sound sucht die Wiener Combo ihr Heil in einer stilistisch deutlich offeneren Form des Pop, was heißt, dass sie nicht davor zurückschreckt, auch Elemente anderer Spielformen in ihren Sound einfließen zu lassen. Es ist sehr viel Rock’n’Roll, der durchklingt, auch dem klassischen Rhythm and Blues und akustischen Liedermachertum zeigt man sich nicht abgeneigt, hin und wieder versucht sich der Frontmann zudem auch als Rapper.

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Das Schöne an diesem Debüt ist, dass, angefangen bei den Melodien, über die Ideen bis hin zu den durchdachten Arrangements, alles zusammenpasst und wirklich aufgeht, dass nichts irgendwie gekünstelt oder gewollt wirkt. Es scheint fast so, als hätten Patrick „Pi“, der in manchen Momenten fast schon als stimmlicher Zwillingsbruder von dem Nino aus Wien durchgeht, und seine Band einfach nur so drauf losgespielt, ohne sich große Gedanken darüber zu machen, in welche Richtung es eigentlich gehen sollte. Und genau diese musikalische Lockerheit und Ungezwungenheit, gepaart mit den nicht unironischen und in österreichischer Mundart vorgetragenen Texten machen den besonderen Charme und gleichzeitig die Stärke dieses Albums aus.
 
Mit „Ein Lieferwagen voller Mausefallen“ legen Hacklerberry Pi & Die Faulen Kompromisse ein Erstlingswerk vor, das durchaus das Potential hat, viel Aufsehen zu erregen. Die stimmungsmäßig irgendwo zwischen humorvollem Weltschmerz und Fröhlichkeit angesiedelten Songs machen einfach Spaß und lassen auch schon öfters hinhören. Bleibt also nur noch zu hoffen, dass man von dieser Band auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommen wird, woran aber bei deren songwriterischen Qualitäten kein Zweifel bestehen sollte.
Michael Ternai

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