IAN FISHER stammt ursprünglich aus Missouri/USA. Seit Jahren lebt er in Europa, u.a. in Wien, wo er über tausend Songs schrieb und fast ebenso viele Konzerte spielte. Die Trump-Ära inspirierte ihn zu seinem jüngsten, fabelhaften Album „American Standards”. Obwohl die Trump-Ära mittlerweile vorbei ist, hat das Album nichts von seiner Aktualität eingebüßt, denn die Wut, wie es überhaupt so weit kommen konnte, ist bei IAN FISHER noch immer da. Sie brennt. Und es wird wohl noch lange dauern, bis diese Zeit erschöpfend aufgearbeitet ist. Markus Deisenberger verriet der Singer Songwriter, was der Titel des Albums mit Toiletten zu tun hat und wie man urbanen Country und Kleinstadt-Identität unter einen großen Cowboyhut bringt.
„American Standards” ist ein Album über Deine ambivalente Beziehung zur US-amerikanischen Heimat, über die Hassliebe zu Stadt und Land geworden. Kann man das so sagen?
Ian Fisher: Es geht eher um das Land, nicht die Stadt. Ich komme ja nicht aus Nashville, sondern aus Missouri. Es geht also eher um die Region und die Kultur, der ich entstamme. Nashville ist nicht der Ort, wo ich herkomme, aber ich habe dort viel Zeit verbracht. Viele meiner musikalischen Wurzeln liegen dort.
Was hat Dich zu dem Album bewegt?
Ian Fisher: Die Präsidentschaft von Donald Trump hat es schwer für mich gemacht, glücklich und stolz auf die Identität zu sein, die man gemeinhin mit Country Music assoziiert, weil sie von den Republikanern korrumpiert wurde.
Du hast als Kind und Jugendlicher sehr viel Nashville Music im Radio gehört. Stimmt das?
Ian Fisher: Ja, ich bin mit dieser Art von Musik aufgewachsen. Das war das erste, was ich an Musik hörte. Das erste Konzert, zu dem ich als Neunjähriger ging, war Garth Brooks, den in Europa niemand kennt…
„Europa versöhnte mich mit Country Music”
… der aber in den USA ein Riesenstar ist. War es mit Country Music Liebe auf den ersten Blick oder dauerte es eine Weile, bis Du entflammtest?
Ian Fisher: Als Kind liebte ich das. Ich trug Cowboyhüte. Meine Großeltern waren Farmer. Im Sommer half ich meinem Großvater jeden Tag nach der Schule auf der Farm. Ich war ein kleiner Country-Boy und liebte es. Als ich ins Teenageralter kam, drehte ich der Szene dann meinen Rücken zu und begann mich mehr für Nirvana, Green Day und dergleichen zu interessieren – sicher auch, um gegen die Kleinstadt-Identität zu revoltieren. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis ich zu dieser Musik zurückkehrte. De facto war es der Umstand, dass ich nach Europa ging, der mich mit Country Music versöhnte.
In den Liner Notes las ich, dass es eines der Ziele des Albums war, „den Sinn von Country Music zurückzuerobern”. In Österreich sind wir mit Country Music in keiner Art und Weise verbunden. Mir persönlich ging es so, dass ich musikalisch völlig anders assoziiert im Laufe der Zeit eher durch Coverversionen – zuletzt etwa durch Kurt Vile, der Charlie Richs großartigen Song „Rolling with the Flow” coverte – auf die große Qualität von Country Songs aufmerksam wurde. Charlie Richs Song finde ich deshalb so interessant, weil er sehr countryesk daherkommt, aber die Lyrics, die Aussage des Songs, ist sehr Rock´n´Roll-like.
Ian Fisher: Ja, Country und Rock´n´Roll haben ja auch dieselben Wurzeln
Was für einen US-Amerikaner logisch ist, für die meisten Mitteleuropäer aber nicht, weil sie Country ganz anders abspeichern.
Ian Fisher: Als Elvis anfing, war er Countrysänger…

War das ein Ziel von Dir? Country an den coolen Platz zurückzuführen, von dem er eigentlich herkommt?
Ian Fisher: Mein Country-Konnex besteht eher auf der textlichen Ebene. Vom Genre her mach ich ja keinen Country. René Mühlberger von Pressyes und Velojet hat das Album produziert. Unser gemeinsames Ziel war es, dass es keinesfalls nach Country klingen darf, auch wenn es Country ist. Obwohl die Songs als Country Songs geschrieben wurden, ist es ein Hybrid aus dem geworden, woher ich komme und dem, wohin ich ging. Vom Klang her ist es ein urbanes, europäisches Album, aber seine Seele liegt im Country.
Wie schwer oder leicht war es, eine so klare Trennung zu vollziehen?
Ian Fisher: Ich fühlte mich eigentlich leicht damit. Wenn man einen Song alleine auf der akustischen Gitarre spielen kann, ist es ein guter Song, den ich in jeden denkbaren Kontext stellen kann. Jeden Country- Songwriter-Song kann man also in jeden erdenklichen Pop-Kontext stellen. Wenn es ein solider Song ist, kann man alles damit machen. Von der Theorie ist es also erst mal leicht, aber ich glaube, dass es für viele schwer nachvollziehbar ist, worüber ich rede, wenn ich über Countrymusik rede. Die meisten Europäer glauben, wenn sie das Wort „Country” hören, sofort, das sei etwas wie Schlager. Das ist es aber nicht. Ganz und gar nicht. Obwohl es also als Künstler leicht ist, Folk oder Country in einen Pop-Kontext zu übersetzen, ist es für das europäische Publikum schwer, diese beiden Bereiche im Kopf zusammenzubringen. Wenn europäische Freunde meine Musik hören, denken sie zuallererst einmal überhaupt nicht an Country, weil die meisten auch Nashville nicht mit Country unter einen Hut bringen.
Du bringst also Leute zum Country und sie wissen es gar nicht?
Ian Fisher: Meine Hoffnung ist, dass dadurch, dass Leute wie ich das Genre erweitern, manche den Einstieg finden. Country ist ja auch nichts spezifisch Amerikanisches. Es gibt Country in vielen Ländern. Genauso wie Rock auch überschreitet er Grenzen. Mich würde freuen, wenn Leute, die sich meine Musik anhören, das als Ausgangspunkt nehmen, um tiefer in das Genre Country einzutauchen. Es gibt verdammt großartige Countrymusik da draußen.
„Den Clash zwischen urbanem europäischem Stil und der countriesken Seele finde ich spannend.”
Wieso hast Du Dich für René Mühlberger entschieden? Er ist nicht gerade für seine Nashville-artigen Produktionen bekannt. War es genau das ausschlaggebend, dass Du weg vom countriesken Klang wolltest oder war es purer Zufall?
Ian Fisher: Absolut. Wenn ich es wie ein Nashville-Album klingen hätte lassen wollen, hätte ich es in Nashville aufgenommen. Und das wollte ich nicht, weil ich das langweilig finde. Den Clash zwischen urbanem europäischen Stil und der countriesken Seele finde ich spannend. Sonst wäre es ein weiteres fucking Country-Album gewesen, und das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte René, weil ich das, was er mit Pressyes macht, sehr mag, mit ihm schonzusammengearbeitet habe und wir einfach schon seit ungefähr dreizehn Jahren Freunde sind.
Ein bisschen ist es, als ob Neil Young Paul McCartney fragt, ob er ihm nicht sein nächstes Country-Album produzieren könnte, das nach Britpop klingen soll?
Ian Fisher: [lacht] Ja, vielleicht.
Du hast die meisten Songs des Albums in Nashville geschrieben. Nashville ist für viele Musiker ein Sehnsuchtsort. Auch für Dich?
Ian Fisher: Ja und nein. Die Stadt inspiriert mich schon. Jedes Mal, wenn ich dort hingehe, schreibe ich viele Songs und treffe viele Leute, die mich herausfordern und aus mir einen besseren Musiker machen. Du gehst dort einfach in irgendeine Bar und trifft Musiker, die besser sind als du und bessere Songs schreiben als du.
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Und nicht unbedingt bekannt sind und ein Auskommen finden, oder?
Ian Fisher: Nein, es ist sogar noch schlimmer. Du triffst dort Leute, die großen Erfolg hatten und trotzdem für Uber fahren. Das sind die USA. Das ist nicht Europa, wo es dieses menschliche Sozialsystem gibt.
Das auch im Niedergang begriffen ist…
Ian Fisher: Ja, was aber nicht sein muss, wenn Leute aufstehen und dafür kämpfen. Dann kann es schon so bleiben. Wenn man diesen neoliberalen Abschwung akzeptiert, wird es bald wie in dieser neoliberalen Hölle USA sein, wo Versicherungen lächerlich teuer sind und jeder Hunderttausende Schulden für seine College-Ausbildung abzuzahlen hat. Jeder muss kämpfen, alle Musiker da drüben haben Nebenjobs. Jeder, den ich dort kenne, arbeitet sich den Arsch wund, um über die Runden zu kommen. Der Wettstreit, der Kampf können einen schon inspirieren, wenn das dein Ding ist. Für viele aber ist es das nicht, denn es ist schon auch sehr einschüchternd.
Ist es Dein Ding?
Ian Fisher: Für eine Weile schon, ja. Aber wenn ich dort zehn, zwölf Monate sein müsste, wüsste ich nicht, ob und wie ich überleben würde. Es ist viel, viel härter als in Europa.
Ich stelle es mir unheimlich schwer vor zehn, zwölf Songs aus den 300, die Du geschrieben hattest, auszusuchen.
Ian Fisher: In der Tat. Das war es.
Wie ging es vonstatten?
Ian Fisher: Für alle Alben, die ich bisher gemacht habe, habe ich auch die Songs ausgesucht. Dieses Mal tourte ich viel und wählte einen anderen Weg: Ich stellte insgesamt 307 Songs auf eine Dropbox und bat die Leute, mit denen ich spielte, mir die schönsten auszusuchen. Alle waren zunächst von der Summe überwältigt. Ja, und dann wartete ich ein paar Monate. Manche schafften ein paar dutzend, manche schafften hundert, aber keiner schaffte es, alle 307 Songs durchzuhören. Also ging ich runter auf vierzig, fünfzig, um es einfacher zu machen. Aber immer noch war es schwer.
Hast Du die Auswahl der Kollegen letztlich nachvollziehen können?
Ian Fisher: [lacht] Nicht im Geringsten. Aber es kam auch viel Gutes dabei raus: Drummer und Bassist wollten unbedingt „One Foot”, und das war der Song, der auf FM4 bislang am meisten lief. René wollte „Be thankful”, und der kommt beim Publikum am besten an. Ich hätte andere genommen. Aber wenn du so viele schreibst wie ich ist es schwer, die richtigen fürs Album auszusuchen.
Wenn man andere um ihre Meinung fragt, bedingt das auch, sich von Dingen zu verabschieden, die man selber besonders gerne mag.
Ian Fisher: So ist es. Wenn die ganze Band deinen Lieblingssong scheiße findet, ist das schwer aus dem Kopf zu kriegen.
Folgst Du dann der fremden Expertise oder bleibst du stur bei Deiner Meinung?
Ian Fisher: Es ist ein Geben und Nehmen, wenn man sich in einem Bandkollektiv bewegt. Am Ende des Tages aber entscheide ich. Aber alle Meinungen wurden gehört und manche von ihnen traten auch in Konflikt mit meiner inneren Stimme. Aber mit dem Ergebnis, das dabei rausgekommen ist, bin ich sehr zufrieden.
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Du hast mit dem vorliegenden Album keine intime Singer-Songwriter-Platte gemacht, habe ich gelesen. Dennoch gibt es einzelne Songs wie etwa „Three Cords” oder „Winterwind”, die auch auf jedes stille Singer Songwriter-Album passen würden. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, könnten alle von ihnen als intim bezeichnet werden.
Ian Fisher: Das stimmt, aber auf dem klanglichen Level wollten wir ins Diverse, nicht ins Monochromatische. Ich meine damit Alben, die nur diesen einen Vibe haben. Wir wollten etwas wie das „White Album” oder „Harvest”, wo jeder Song ein anderes Genre sein könnte. Aber Du hast Recht: Drei, vier der Songs würden schon auf eine Songwriter-EP passen. Aber wenn man das Gesamte betrachtet, geht es schon weit weg von dieser Songwriter-Welt. Aber natürlich hätte ich alle Songs auch nur mit der akustischen Gitarre aufnehmen können…
Das Album hat einen sehr leichten Touch. Genau das aber, etwas leicht klingen zu lassen, dem man selbst eine große Bedeutung beimisst und hinter dem schwere Arbeit steckt, ist oft das Schwierigste. Ist das einfach die Erfahrung, die es so leicht klingen lässt oder war es eine ganz bewusste Entscheidung, es leicht klingen lassen zu wollen?
Ian Fisher: Eine Kombination aus beidem. Das kommt schon vom vielen Schreiben. Ich habe an die 2.000 Songs geschrieben. Viele davon sind schlecht. Ich weiß also, wann ein Song gezwungen klingt. Viele dieser jetzt aber waren leicht, weil ich so viel schrieb und sich irgendwann die Leichtigkeit einstellt. Im Country geht es stark um das „Three Cords and the Truth”-Konzept. Um Einfachheit und Ehrlichkeit. Die Songs sind einfach. In der Produktion begaben wir uns dann auf die Suche. Da ging es darum, eine schwierige Arbeit leicht klingen zu lassen. Wenn das gelungen ist, wie Du sagst, bin ich sehr stolz, denn wir haben viel Zeit dafür verwendet, es leicht klingen zu lassen. Wir haben etwa eine ganze Woche dafür verwendet, die Lead Vocals aufzunehmen. Fast jedes Wort wurde einzeln aufgenommen. Ich weiß nicht, wie oft ich unterbrochen wurde: „Du klingst zu gepresst, Du klingst zu unsicher.” Da muss man sein Ego schon an der Tür lassen. René hat einen wirklich guten Job gemacht. Als Vibe-Schiedsrichter.
Lass uns über den Titel reden: Ist das wahr, dass er für eine Toilettenmarke steht?
Ian Fisher: Ja, das ist der einzige Grund, weshalb ich den Titel auswählte. Es hat überhaupt nichts mit „Standards”, also Standard-Songs zu tun. Manchmal bereue ich auch, das Album so genannt zu haben, weil die wenigsten Europäer jemals in eine Toilette mit der Aufschrift gepinkelt haben und es deshalb sicher eine Menge Fehlinterpretationen gab. Viele dachten sich sicher: Was ist das für ein arroganter Trottel, der sein Album so nennt?
Spätestens wenn man das Video zum gleichnamigen Titelsong sieht, kapiert man es. Aber es ist natürlich schon eine harte Ansage, in Hinblick auf die amtierende Regierung zu sagen: “Lass die Spülung wieder funktionieren, damit der ganze Scheiß runtergespült wird.” Beschreibt das die Stimmungslage, die Du als „Expat” während der Trump-Jahre hattest?
Ian Fisher: Es war noch schlimmer, wenn man dort war. 95% meiner Freunde und Familie fühlten genau so in den letzten vier Jahren, in denen dieser faschistische Vollidiot das Land lenkte. Ich schrieb das Album, während er Präsident war und ich entschloss mich, es zu veröffentlichen, als er immer noch Präsident war, im Oktober vor den Wahlen. Ich wollte damals wirklich, dass er weggespült wird. Jetzt, nachdem er wirklich weg ist, kann man nur hoffen, dass er auch dort unten im Müll, wo er hingehört, bleibt. Dass er nicht wieder raufgespült wird – eine aus meiner Sicht berechtigte Sorge.

Das heißt, das Thema beschäftigt Dich immer noch?
Ian Fisher: Klar. Ich bin immer noch wütend, dass es passiert ist. Nicht hoffnungslos oder verzweifelt, einfach nur wütend. Hasserfüllt. Jemanden wie diesen Typen, einen narzisstischen xenophoben Narzissten an den Schalthebeln der Macht zu haben, ist unfassbar gefährlich. Und es ermutigt viele, da weiterzumachen, wo Trump nicht aus ideologischen Erwägungen, sondern aus reinem Eigeninteresse begonnen hat. Ich glaube nämlich nicht, dass er selbst nicht rassistisch oder fremdenfeindlich ist. Ich glaube, er ist ein psychopathischer Narzisst, der all das tut, was ihm mehr Macht beschert. Und genau das liefert ein Beispiel für alle Nachkommenden, wie es funktionieren kann. Die Angst, dass jemand kommt, der genau das vollenden möchte, wovon Trump die ganze Zeit gesprochen hat, ist da. So wie es Hitler tat, nachdem er durch Lueger und andere politisiert worden war.
Wo lebst Du derzeit?
Ian Fisher: Am ehesten in Deutschland und in Wien, eigentlich aber lebe ich nirgends, außer eine Pandemie zwingt mich dazu, meine ununterbrochene Reisetätigkeit für eine Weile auszusetzen.
Du führst also ein Nomadenleben?
Ian Fisher: Ja, das tue ich, seit ich 2009 die Universität abschloss. Ich bin die ganze Zeit getourt, hab aufgenommen. Von Zeit zu Zeit ging ich auf meine Farm in Missouri zurück, für ein, zwei Monate. Die Pandemie hat mich sesshafter gemacht als ich seit meinen Teenagerjahren jemals war. Wegen Corona war ich wieder viel in Wien.
Du hat einmal ein Gedicht an Wien geschrieben. Darin heißt es: “I tried to kiss you, but you didn´t wake up.” In Rainer Krispels wunderbarem Buch „Musikarbeiter unterwegs” handelt eine der Geschichten von Dir, Da sagst Du als Antwort auf die Frage, warum Du nach Berlin gehen willst und ob Du denn glaubst, dass es dort schneller sei, den schönen Satz: „Es ist nicht wirklich schwer, schneller zu sein als Wien.” Nun schaut es ganz so aus, als wärst Du ein Workaholic, ständig auf Achse. Wie verträgt sich das mit einer so langsamen Großstadt? Ist es das, was man als umtriebiger Mensch braucht: Eine langsame Stadt, die einen erdet?
Ian Fisher: Schwer zu sagen. Ich bin eine sehr sentimentale und nostalgische Person mit stets einem lachenden und einem weinenden Auge zugleich. Jemand, der immer ein wenig in der Vergangenheit festhängt. Es gibt also viele Dinge in meiner Persönlichkeit, die sich mit der Wiener Mentalität gut vertragen, sich gegenseitig in Schwingung versetzen. Diese Art, strukturiert zu sein, aber mit Ausnahmen, sich immer eine Hintertür offen zu lassen und sich fließend durch die seltsame Welt durchzulavieren – das gefällt mir gut. Und: Ich habe natürlich sehr viele Freunde hier. Wie jeden anständigen Wiener macht mich diese Stadt natürlich echt krank, aber ich liebe sie gleichzeitig.
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Es ist also, könnte man sagen, eine ambivalente Beziehung?
Ian Fisher: Ja, ich beschwere mich jeden Tag wie jeder typische Wiener auch, aber eigentlich bin ich auch jeden Tag wirklich froh, hier zu sein.
Das klingt nach mehr Wiener als man vielleicht sein will. War das mit dem Album auch so? Wurde es amerikanischer als du eigentlich wolltest?
Ian Fisher: Nein. Am Ende bin ich ja der, für den ich die Musik in erster Linie mache. Ich muss zufrieden sein. Und die Songs sind ein Statement geworden, wer ich bin und wie ich die Welt sehe. Snaphots darüber, was ich damals, als das Album entstand, sah und dachte. Das kann ich nicht negieren. So war es einfach. Wenn es amerikanisch klingt, dann bin ich froh darüber, weil mich das alles damals auch sehr bewegte. Natürlich gibt es bei mir immer auch die Idee, zurückzugehen, und diese Frage „Dableiben oder zurückgehen?” wird es wohl auch immer geben. Diese innere Spannung hat mich auch zu diesem Album inspiriert.
Wieso bist Du in Europa geblieben?
Ian Fisher: Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Vielleiht werde ich mich irgendwann verstehen, aber Wien ist eine klebrige Stadt. Man bleibt leicht kleben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Markus Deisenberger
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