
“Losgehen, weitergehen, die Richtung ändern. Nicht wissen, wohin man kommen wird: meine Kompositionen entstehen aus einer Neugierde für unbekannte Wege. Meist sehr klare musikalische Modelle werden darauf hin untersucht, wie sie sich gegenseitig überlagern, konfrontieren, verwandeln und auslöschen lassen. Dabei ist einerseits formale Stringenz, andererseits die stete Möglichkeit des Unerwarteten wichtig.” (Gerald Resch über sich selbst).

Erik Freitag (geb.1940) gehört gemeinsam mit René Staar, dem ständigen Dirigenten des Ensembles, zu den Gründervätern des Ensembles Wiener Collage (dritter im Bund war Eugene Hartzell), das 1987 gegründet wurde, vor allem auch, um neuen Komponisten Aufführungsmöglichkeiten durch kompetente Interpreten zu verschaffen. Freitags bisher fünf „Triaphonien“ wurden als Werkreihe für verschiedene Triobesetzungen komponiert, gestern erklang die Triaphonie I für Horn, Klavier und Violine.
Es folgte „Invers“ für Klarinette, Akkordeon und Streichtrio von Reinhard Fuchs. In diesem 2010 entstandenen Stück interessierte ihn – durchwegs spannend – das „Minimalistische und die Verlangsamung … so wie schon in den letzten Werken“ (Fuchs). Und weiter: „Ausgehend von einem einzelnen Ton entwickelt sich das Werk in ‚mikroskopisch’ kleinen Schritten. Nach und nach werden rhythmische und harmonische Zellen gebildet, die sich – ineinander verschränkt – in extremer Verlangsamung stufenweise vorwärts schieben und das „Innere“ der Klänge freilegen.“ Musik zum Hinhören! Zurzeit entstehen neue Werke für Flöte, Klarinette & Klavier (SONEMUS), Bassklarinette & Elektronik und Streichquartett & Elektronik.

Kommende Konzerte gibt es auch in der Alten Schmiede (Wien) am 7. Mai („Im unaufhörlichen Wandel bebt ohne Ende“ mit PI-CHAO CHEN (Violine) & YIN CHANG (Klavier), ein Werk das einst Ernst Kovacic und Mathilde Hoursiangou in Auftrag gaben. „descrittivi di stati d’animo di Didone“, in Witten 2005 vom Klangforum Wien und dem WDR beauftragt und uraufgeführt, hört man – diesmal mit dem Mitteleuropäischen Kammerorchester – am 18.05. im Schönberg-Center, sodann im Mai in Budapest, Prag und Krakau. „Feodora“, ein wirklich exquisites Stück für Akkordeon solo kommt im Juni im Stift Ossiach. Und 2011 (Jänner) gibt es eine respektable Konzertserie mit „2 Miniaturen“, die im Mai 2010 auch beim Beijing Modern Music Festival erklingen werden, und zwar in Mexico City, San Jose (Costa Rica), Havanna, Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires.
Von Jorge E. López spielte das Ensemble im ersten lock des Konzertes auch noch „Gonzales the Earth Eater“, op. 9. aus dem Jahr 1996. In diesem Werk des seit 1991 im Oberkärntner Mölltal lebenden, in Havanna geborenen Komponisten, dessen Titel sich auf einen Roman von William S. Burroughs bezieht, steht eine Wagnertuba im Zentrum des Geschehens. „Die Tuba wird von den anderen Instrumenten gleichsam in eine klaustrophobische Situation eingekesselt.“ Auch diese anderen Instrumente sind im von López sehr bevorzugten tiefen Klangraum angesiedelt: López beschränkt sich bei den Streichern auf Viola und Cello sowie auf Bassklarinette und Englischhorn (das tiefere Geschwister der Oboe).

Das Programm vom 29.4.: Ensemble Wiener Collage
Stefan Neubauer, Klarinette
Peter Weber, Bariton
René Staar, Dirigent
Gerald Resch: Figuren für Klarinette solo (UA)
Erik Freitag: Triaphonie I
Reinhard Fuchs: Invers für Klarinette, Akkordeon & Streichtrio
Jorge E. López: Gonzales the Earth Eater op. 9
Arnold Schönberg: Serenade op. 24
Mit Unterstützung von GFÖM und SKE austro mechana
Foto Gerald Resch © R. Publig (Musikverlag Doblinger)
Foto Reinhard Fuchs © Reinhard Fuchs