Wie vielschichtig man heutzutage in den Bereichen Jazz und Weltmusik noch agieren kann, stellt das deutsch-österreichische Trio die.hammerling auf seinem aktuellen Album „Hommage an die verlorenen Sprachen“ eindrucksvoll unter Beweis. Was von den drei MusikerInnen Michaela Dietl, Fritz Moßhammer und Erwin Rehling geboten wird, ist eine hoch spannende wie facettenreiche Entdeckungsreise durch die unterschiedlichsten musikalischen Stil- und Klangwelten, die nur so vor Einfallsreichtum, Spielwitz und überraschenden Wendungen strotzt. Am 22. September ist das Trio in der KunstBox in Seekirchen zu Gast.
Es gibt MusikerInnen, die einfach wenig davon halten, sich ständig zu wiederholen, mit eingefahrenen Hörgewohnheiten brechen wollen, die sich immer wieder zu neuen Ufern aufmachen, um nicht Gefahr zu laufen, sich in der Beliebigkeit zu verlieren. Um solche handelt es sich bei die.hammerling. Die Musik des Trios an einer einzelnen Kategorie festzumachen, ist nahezu unmöglich. Dafür agieren die sich zu allen Seiten hin offen zeigenden Michaela Dietl (Akkordeon, Gesang), Fritz Moßhammer (Alphorn, Maultrommel, Vierteltrompete) und Erwin Rehling (Schlagzeug, Percussions) viel zu sehr an den Schnittstellen der unterschiedlichen Stile und Spielformen. Dort wo andere Formationen an Grenzen stoßen, genau dort werden diese vom deutsch-österreichischen Dreier außer Kraft gesetzt. Die Musik im Gesamten wird von den Protagonisten nicht als ein in unterschiedliche Segmente aufgeteiltes System begriffen, sondern als ein offenes Feld, welches es zu bearbeiten gilt.
die.hammerling – Blue Bird by mica
Man merkt, dass hier eine Gruppe am Werken ist, die ein hohes Maß an Musikverständnis mitbringt und ihr Handwerk versteht, die weiß, wie man die einzelnen Versatzstücke zusammenführt und in einem höchst individuellen Gesamtsound aufgehen lässt. Es sind ganz bestimmte klangliche Vorstellungen abseits jeglicher Konventionen, welche die.hammerling in ihren Stücken verwirklicht haben wollen, eine die herkömmliche Genredefinitionen überwinden lässt und alleine für sich steht. Nach jahrelangem intensiven Zusammenspiel haben Michaela Dietl, Erwin Rehling und Fritz Moßhammer jenes, für das musikalische Schaffen notwendige Verständnis füreinander entwickelt, welches keiner Worte mehr bedarf. Hier werden die Ideen einfach nur so zugeworfen und weiterverarbeitet.
Die insgesamt fünfzehn Stücke auf „Hommage an die verlorene Sprache“ weisen ein musikalisch sehr weites und vielschichtiges Klangspektrum auf, das von klischeebefreiten volkstümlichen und folkloristischen Elementen, über freie Jazzinterpretationen und Cabaret-Momenten bis hin zu vereinzelten popularmusikalischen Ansätzen reicht. Mehr als noch auf der vorangegangenen Veröffentlichung „Zug“ wenden sich Dietl, Rehling und Moßhammer diesmal deutlich songorientierten Strukturen zu, wobei sie sich gleichzeitig natürlich immer noch sehr viel Raum für experimentelle Spielerein lassen. Stücken wie „Blue Bird“ (erklingt, denkt man sich das alpenländische Klangkostüm einmal weg, wie eine waschechte Trip Hop Nummer), „Dämonentango“ oder „Surinam“ die allesamt sehr reduziert gehalten sind, stehen sich langsam bis zum Höhepunkt steigernde, fast an Filmmusik erinnernde Klangmalereinen wie „Stimme des Mondes“ oder „Flört“ gegenüber.
Michaela Dietl, Fritz Moßhammer und Erwin Rehling liefern mit „Hommage an die verlorenen Sprachen“ ein mehr als starkes Stück Musik ab, das unterschiedlichste musikalische Stil- und Klangwelten miteinander vereint und nur so vor Einfallsreichtum, Spielwitz und überraschenden Wendungen strotzt.
(mt)
Foto die.hammerling: Werner Bauer