„DAS IMMER WIEDERKEHRENDE ANHÖREN DER SEQUENZEN LASSEN DAS AUFKOMMEN VON IDEEN ZU“ – FRANZISKA KRUG IM MICA-INTERVIEW

Die junge Salzburger Musikerin FRANZISKA KRUG gehört wohl zu den vielseitigsten und umtriebigsten Personen in der Mozartstadt. Als Teil des FREAKADELLE-KOLLEKTIVS prägt sie die elektronische Szene ebenso mit, wie sie mit Literaturperformances auch hier Grenzen überschreitet. Dabei fasziniert die ELEKTRONIKLAND-Preisträgerin von 2019 vor allem durch die Art und Weise, wie und mit was sie ihre Musik macht: FRANZISKA KRUG aka FUVK generiert ihre Musik nämlich hauptsächlich mittels Mehrspurkassettenrecordern aus der vordigitalen Zeit, mit denen sie live ihre Soundscapes zwischen Loops, Geräuschen und aleatorischen Zufälligkeiten generiert. Am Donnerstag, dem 10. Juni 2021, präsentiert sie im Rahmen der AUSTRIAN MUSIC WEEK 2021 unter dem Namen GARAGE DUMP ihr aktuelles Musikprojekt in der GARAGE von ASTRID RIEDERS „trans-Art“-Atelier in Salzburg. Für mica hat sich Didi Neidhart mit FRANZISKA KRUG über Audio-Tapes, Loops und transformative Arbeitsweisen unterhalten.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Mehrspurkassettenrecordern Musik zu machen? Das war ja mal in den 80er-, 90er-Jahren vor allem in Industrial-Kreisen sehr beliebt – meist auch zusammen mit heftigem Walkman-Einsatz als quasi „Live“-Interaktion. Und aktuell dürfe wohl Alessandro Cortini von Nine Inch Nails der bekannteste Verwender von Multi-Trackern sein.

Franziska Krug: Ich wollte einfach auch Musik machen. Die Arbeit im Salzburger Heizkeller-Studio des Vereins Freakadelle, wo ja viel mit elektronischer Musik gemacht wird, ging mir nicht ins Blut über. Also stocherte ich etwas in meiner Vergangenheit, um herauszufinden, welche Medien mir schlüssig sind, um an ein musikalisches Ergebnis zu kommen. Vor mehr als zehn Jahren fand ein Freund von mir heraus, dass Burzum aus Norwegen Einzelspuren von sich übereinanderlegte. Wir wussten zuvor nicht, dass die Alben von nur einer Person stammten. So nahm also der heutige Künstler Stimme des Blutes in dieser Zeit in München sein erstes Black-Metal-Album mit einem Tapedeck auf. Ich fragte ihn auch, ob er es noch hat, aber es ist in den vielen Jahren untergegangen. Also besorgte ich mir eigene Geräte. Ich mag es, dass der Typ von Nine Inch Nails das mit den Tapes auch macht, weil die haben mich vor einigen Jahren gefesselt, nachdem ich als Jugendliche sehr viel Marilyn Manson gefressen habe.

Du kommst ja aus der DDR, also dem „Osten“, und dort gab es ja diese „Mangelwirtschaft“. Das heißt, es gab viele Produkte des sogenannten täglichen Lebens nicht immer. Andererseits wurde vieles äußerst robust – also ganz ohne geplante Obsoleszenz – gebaut und eben nicht weggeworfen, sondern repariert. Ich kenne jetzt nicht wenige Musikerinnen und Musiker aus besagtem „Osten“, die diese Erfahrungen einer „Mangelwirtschaft“ auf ihre künstlerischen Arbeiten übertragen haben und eben nicht immer das Neueste brauchen, sondern eher nach den immer noch ungenutzten Potenzialen und Modifikationen des vermeintlich Alten suchen. Würdest du deine Arbeitsweisen auch so sehen? Also die ganzen Multitrack-Kassetten-Sachen weniger als Retromanie, sondern als etwas betrachten, wo danach geforscht wird, was damit auch hinsichtlich von Erfahrungen mit DAWs noch nicht gemacht worden ist oder wo es dem Digitalen überlegen ist? 

Bild FuVk
FuVk (c) Stimme des Blutes

Franziska Krug: Ich arbeite nicht aus Mangel an Möglichkeiten mit Tapedecks. Von Kindheit an, als es darum ging, was ich beruflich gerne werden würde, wollte ich hauptsächlich mit meinen Händen arbeiten. Ich zeichnete schon immer gern und schrieb die Märchen aus Büchern ab, weil ich es liebte, gesammelte Resultate im Nachhinein durchblättern zu können. Mir fällt auf, dass ich heute zum Beispiel das Zeichnen mit einem Stift wie Essen empfinde. Die Bewegung, das Knirschen der Mine auf dem Papier und das, was unwillkürlich dabei herauskommt, erfüllen mein Belohnungszentrum. Ein Computer kann mir diese Empfindungen nicht zurückgeben. An Ableton merke ich im Vergleich zum Bauen mit den Tapedecks, dass meine Finger viel schlüssiger zum Ergebnis führen als die Maus in der einen Hand. Diesmal ging es mir nicht darum, dagegen zu sein, sondern das Medium für mich zu entdecken.

„Vor meinem inneren Auge spielen sich Gemälde ab, die in Ebenen die Einzelspuren verkörpern.“

Was sind deine aktuellen Ansätze dabei?

Franziska Krug: Meine aktuellen Arbeiten zeichnen sich durch das Auswählen von Geräusch-Sequenzen aus, die ich, passend aneinandergereiht, als Spur laufen lasse. Mehrere Spuren laufen während einer Live-Performance zusammen und bilden ein Ganzes. Vor meinem inneren Auge spielen sich Gemälde ab, die in Ebenen die Einzelspuren verkörpern. Für mich sind jede Farbe und jede Form eine Klangsequenz, die bildhaft miteinander arrangiert werden. Bei DAWs wie Ableton Live tue ich mich sehr schwer, die digitalen Kästchen miteinander zu verweben, sodass es eine in sich schlüssige Klangwelt ergibt. Also wieder zurück zum Ursprung, das bedeutet, meinen Weg zu finden, ohne die gängigen Methoden wie Jammen im Studio oder Arrangieren in einem Produzenten-Programm nutzen zu müssen. Es funktioniert und macht mich zufrieden. Also werde ich wohl doch noch etwas dabeibleiben und das Medium ausschöpfen, bis die Kabel durchbrennen.

Wieso ergeben sich für dich keine schlüssigen Klangwelten, wenn du mit Ableton arbeitest? Eigentlich sollten DAWs das ja erleichtern, zudem hat die Ableton-Software ja auch Zufallsgeneratoren inkludiert, mit denen durchaus aleatorische bzw. selbstgenerierende Musik im Sinne von John Cage gemacht werden könnte? 

Franziska Krug: Wahrscheinlich liegt es an meinem mangelnden Vermögen, mit dem Programm umzugehen. Wirklich in Berührung mit Ableton gekommen bin ich erst nach dem entscheidenden Umzug nach Salzburg. Ich kenne mich eher mit Photoshop und bisschen Videobearbeitung aus, da dies in den Ausbildungseinrichtungen regelmäßig gebraucht wurde. Rein theoretisch würden die Dinger ähnlich funktionieren, das predige ich immer.
Der Unterschied beim Produzieren liegt in ihrer jahrelangen Praxis. Wenn manche seit ihrer Kindheit mit einem Programm zusammengewachsen sind, funktionieren ihre Gehirne parallel zu Ableton. Sie denken sich etwas aus und setzen es im selben Moment digital um. Ich kann das nicht. Ich brauche den Prozess vorher, das Zusammenstellen der wiederholten Stückchen und das Wissen, wie sie klingen bzw. miteinander harmonieren können oder nicht. Dann spiele ich sie durcheinander, sie passen ohnehin schon. Die Abspielweise ist willkürlich, hat jedoch ein greifbares Ende, sobald sich die Loops wiedererkennen lassen.

„Vielleicht ist es vergleichbar damit, lieber Linien und Farbflächen zu zeichnen, als technische Zeichnungen für Modedesign zu machen.“

Spielen Aspekte wie Kontrolle versus Kontrollverlust – also wenn einzelne Spuren quasi „auseinanderlaufen“ – für dich hierbei auch eine Rolle? Bekannterweise hat ja Brian Eno, der in den 1970er-Jahren zusammen mit Robert Fripp viel mit Loops gearbeitet hat, den ersten ihm zur Verfügung gestellten Computer zum Musikmachen nach 14 Tagen gleich wieder ins Eck gestellt, weil seine Loops plötzlich zu genau, zu exakt und nicht mehr so „zufällig“ waren. Ist das Analoge bei dir auch ein Tool, um dem doch auch sehr strikten Binären, wo es nur 1 und 0 gibt, zu entkommen? 

Franziska Krug: Das ist bei mir ähnlich. Vielleicht ist es vergleichbar damit, lieber Linien und Farbflächen zu zeichnen, als technische Zeichnungen für Modedesign zu machen. Irgendwo überschneidet sich alles, was 1 und 0 nicht ganz mitmachen.

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„Vielleicht ist es vergleichbar damit, lieber Linien und Farbflächen zu zeichnen, als technische Zeichnungen für Modedesign zu machen.“

Arbeitest du lieber mit Loops oder mit Flächen? Beziehungsweise wodurch unterscheiden sich die für dich auch hinsichtlich ihrer Funktionen bei deinen Stücken? 

Franziska Krug: Loops liegen oben und schwingen ineinander. Derzeit arbeite ich noch immer sehr intensiv mit Loops. Das angesammelte Archiv ermöglicht mir das große Ziel, eine mehr als 1,5 Stunden lange Klangreise zu erschaffen. Die Loops dringen als unterschiedliche Szenen ein. Sie legen kurze Geschichten offen und verschwinden wieder. Flächen liegen im Hintergrund, die halten das ganze Ding fest. Die Flächen ermöglichen mir, neue Sequenzen einzuschleifen, ohne dass eine Pause entsteht. Bei meinem letzten Set, das zum Heizkeller-Stream gehört, nutzte ich ein gekauftes Tape, das mir durch seine Ambient-Flächen bekannt ist. Ich setze es gern ein, weil ich bisher selbst wenige Flächen erzeugt habe. Höchstens „effektierte“ Field-Recordings geben mir das Gefühl, eine Fläche laufen zu lassen. 

Und die Loops?

Bild Fuvk
Fuvk (c) Valentin Backhaus

Franziska Krug: Loops, also sich immer wiederholende Sequenzen, helfen mir im Moment der Produktion dabei, mich auf ihren gemeinsamen Groove einzuschwingen. Das immer wiederkehrende Anhören der Sequenzen lässt das Aufkommen von Ideen zu, wie die Klangwelt erweitert und wie – ineinander stimmig – jedes Teil aufeinander abgestimmt werden kann. Nach der kurzen Arbeit am Arrangement im Ableton mache ich einen Tag Pause und höre den Sound in Dauerschleife auf meinem MP3-Player an. Dabei verwachse ich mit meinem Musikerzeugnis und kann intuitiv beim nächsten Arrangieren lückenhafte Zusammensetzungen ergänzen. Ziel ist es, Musik zu erzeugen, die mich hypnotisch den ganzen Tag über begleitet, ohne störend zu wirken.

Würdest du sagen, dass dich diese loopbasierte Herangehensweise von Noise-Sachen, die meist ohne Loops auskommen, unterscheidet? 

Franziska Krug: Das kommt darauf an, wie weit das Genre Noise greift. Ich möchte dazu zwei Genres nennen, zwischen denen ich mich wahrscheinlich aufhalte. Dieser Zusammenhang ergibt sich im Moment des Schreibens dieser Antworten hier – wieder mit einem Schulterstupsen Richtung Baumstruktur meiner Projekte und Überlegungen. Da wäre einerseits Neofolk, weil sich dieses Genre in meiner Erinnerung aus Melodien und Flächen zusammensetzt, die wechseln wie miteinander vermixte Tracks. Darunter kommen Stimmen, Volkslieder, Field-Recordings … Auch weil mich meine Live-Sets eher an so was erinnern und weniger an Noise. Aber das kann auch reine Gefühlssache sein.
Und andererseits Harsh, also das pure Verknüpfen von alltäglichen und ins Extreme gezogenen Audio-Aufnahmen. Harsh besitzt für mich keine Struktur oder vorhersehbaren Aktionen. Das bedeutet, wenn man den Sound beim Einschlafen hört, kommt sehr wahrscheinlich ein Geräusch, das aus dem Schlaf reißt, obwohl es vorher nur ein Plätschern war.
Doch eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Noise zu machen. Das lag an meiner Rhythmus-Phobie, die sich damit begründet, dass alle Rhythmus machen und ich immer nach dem „Anti“ strebe. Das gewöhne ich mir übrigens ab, weil es mir das Leben manchmal sehr schwer macht. Nun bewege ich mich zwischen den oben genannten Genres, von denen ich nicht einmal weiß, ob sie wirklich existieren: Geschwister Neofolk und Harsh, Mutter Noise und Vater Industrial [lacht].

Geht es da auch um imaginierte (Phantom-)Grooves bzw. um quasi durcheinanderlaufende Loops, die im Zusammenspiel – und nach einer gewissen Dauer – dann polyrhythmische Klangsequenzen erzeugen? 

Franziska Krug: Ja, genau. Da sitzt der Anfang meiner Überlegungen. Wenn ich verschiedene Loops mit Rauschen übereinanderlege, kommen Melodien dort heraus oder, wie du sagst, Rhythmen, obwohl ich diese eher entdecke, wenn die Loops im Ableton entstehen. Ich schnippe durch eine Aufnahme durch, kleine Abschnitte, und loope sie, wenn mir das interessant erscheint. Ich hatte mich zu Beginn meines „Noise-Vorhabens“ ja auch immer gefragt, ob jemand, der das hört, was ich höre, dieselben Wellen wahrnimmt wie ich oder ob mich das, was ich höre, konkret von jemandem unterscheidet. Könnte etwas mit Psychologie zu tun haben.

Mit was für Arten von Sounds arbeitest du derzeit?

Franziska Krug: Derzeit treibe ich mir mit gegenständlichen Sounds wie zum Beispiel denen von Schrottplatz, Schritten oder Türknarzen und monotonen Abläufen bereits überfällige Dämonen aus. Ich weiß, dass meine aktuellen Musikerzeugnisse noch recht düster wirken, strebe aber nach lichteren Atmosphären, die den Hörerinnen und Hörern positive Energien vermitteln. Wir wollen recht zeitnah in einem verlassenen Schwimmbad effektbesetzte Aufnahmen sammeln. Ich stelle dafür die alte Violine meines Urgroßvaters aus Thüringen zur Verfügung. Ich hatte ein Jahr Unterricht, spiele dementsprechend „ausgezeichnet“ die Tonwerte, halte technisch den Bogen richtig. Meine Stimme kann ganz tolle Sachen machen, nur dafür fehlten mir bisher der Mut und die Ausdauer. Wenn ich einmal loslege, reichen diese entstehenden Aufnahmen gut für Weiterverarbeitung auch für andere Musikerinnen und Musiker.

„Ich beginne mit einem Loop, lausche hinein und lasse mich treiben von den Sounds.“

Und das kommt dann wie auf deine Kassetten?

Franziska Krug: Vor allem Sachen, die ich mit dem Field-Recorder digital aufgenommen habe – lange Aufnahmen oder kurze. Die spiele ich dann in Ableton ein, suche mir Stückchen raus und spiele sie nacheinander auf Kassette auf. Die Tape-Recorder funktionieren da ziemlich einfach mit einem Audiostecker und den Reglern für die Lautstärke des Eingangssignals. Die im Ableton zusammengesetzten Sounds, ich vergleiche sie mit Collagen, verarbeite ich im analogen Schritt auf Kassettenbändern von 60 Minuten Länge. Ich nutze das Vierspurmedium, damit entstehen auf einer Kassette zwei Tracks mit jeweils zwei Loops von 15 Minuten Länge. 

Wie funktioniert das technisch? 

Franziska Krug: Audiokassetten haben ja zwei Seiten, die mit jeweils einer linken und einer rechten Spur Musik besetzt sind. Links und rechts sind zwei Monospuren, eine linke und eine rechte, beide zusammen ergeben in Summe den berühmten Stereoklang. Dreht man nun die Kassette um, läuft in (eigentlich) verkehrter Richtung die zweite Seite mit denselben Bedingungen ab. Insgesamt sind so also vier Monospuren vorhanden, die sich in Geräten wie 4-Track-Rekordern in eine Richtung abspielen lassen. Damit halbiert sich die Abspielzeit von einer Kassette der Länge 60 Minuten. Es bleibt eine Strecke mit vier Spuren à 30 Minuten und vier Monospuren.

mica Interview-Setup: ungeordnete Tapes nach einem Set

Was schätzt du an dieser Arbeitsweise?

Franziska Krug: Freude! Ich verbinde gern tausend Sachen mit einem Ziel. Das sieht dann aus wie ein Baum mit Wurzeln, die zum Gesamtwerk führen. Also möchte ich nicht nur Tapes aufnehmen, mit denen ich auf 4-Spur-Rekordern spielen kann, sondern diese Tapes auch in einem konventionellen Kassettendeck anhören können. Ich kombiniere also die Loops so, dass sie in beide Richtungen abspielbar sind. Es kann vorkommen, dass zwei Spuren geradeaus- und zwei Spuren rückwärtslaufen, wenn ich mit Tapes auflege.
Am Anfang war es mir möglich, auf vier Monospuren mit einer Besetzung von z. B. 1 – Rauschen, 2 – Synthesizer, 3 – Sirenen, 4 – Stimmen eine gesamte Klangwelt zu erschaffen. Sobald ich das nächste Tape hinzugeschaltet habe, liefen schon acht Spuren ineinander, und mit dem dritten Gerät konnte ich den Überblick wirklich total verlieren. 

Wie schauen deine Live-Sets aus?

Franziska Krug: Bei einer Live-Performance, die weder ein Jam noch pures DJing ist, führen mich die individuell zusammengesetzten Sequenzen durch das Set. Ich beginne mit einem Loop, lausche hinein und lasse mich treiben von den Sounds. Jedes Live-Set ist anders und sollte nach meinem Empfinden eine Dauer von 1,5 Stunden nicht unterschreiten. Ab diesem Zeitpunkt werde ich eins mit der Musik, die ich ab dem kleinsten Detail heraus bestimme.

Was hast du für die Austrian Music Week geplant? 

Franziska Krug: Ich bin schon sehr gespannt auf die Probe. Grundlage für das Set bei der Austrian Music Week ist der schallernde Garagen-Bereich bei Astrid Rieder (trans-Art). Ich rechne mit einer Verdreifachung eines Signales, wahrscheinlich auch in Abhängigkeit von meiner Position. Darauf werde ich dann die Loops abstimmen. Ich bin noch am Überlegen, ob meine Stimme mit dazu soll. Denn da kein Publikum vor Ort sein wird, brauche ich mich nicht zieren. Ich möchte gut vorbereitet sein und auch in einer Viertelstunde Spielzeit einen authentischen Einblick in meine Flexibilität speziell für diesen Raum bieten.

Neben der Musik arbeitest du ja auch mit Text(en), Designs und bildnerischen Formaten. Wie sehr überschneiden bzw. transformieren sich da die einzelnen Kunstsparten? 

Franziska Krug: Ganz einfach: Ein Steinchen setzt sich aufs andere und viele Wurzeln bilden einen Baum. Lesungen machen Sprachaufnahmen. Bilder machen Soundaufbau. Sound macht Bilder. Texte beschreiben Musik. Installationen begleiten Veranstaltungen.

Kann es sein, dass sich ein musikalisches Problem dadurch löst, dass du dich gerade mit Texten oder Designs beschäftigst bzw. umgekehrt?

Franziska Krug: Ich komme mir bei den letzten beiden Fragen sehr jung vor, als würde ich in zehn Jahren ganz selbstverständlich von der Verknüpfung aller Sparten sprechen. Heute ist das noch besonders für mich. Ich stelle zur Diskussion, ob die eine Disziplin überhaupt entstehen könnte, gäbe es eine andere nicht, und dass die gesamte Angelegenheit (also der Baum) Fäden in der Hand hält. Steht einmal etwas still (Blackout oder Blockade), kann ich zum Nächsten switchen (es gibt immer etwas zu tun) und daran weitermachen und mir fällt bestenfalls eine Lösung für das andere ein. Aber es ist generell zu empfehlen, eine kurze Pause einzulegen, ob nun aktiv oder inaktiv. Meistens springt einen die Lösung dann an. Mit Krämpfen zu frieren ist anstrengender, als loszulassen. Dann fließt nämlich das Blut.

Danke für das Interview!

Didi Neidhart

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AUSTRIAN MUSIC WEEK 2021 – „Improvisation mit transdisziplinären Aspekten“

Don, 10.06.2021
19:30 – 21:00 Uhr
trans-Art Atelier
Bundesstraße 37
5071 Wals-Siezenheim   

Romana Kemlein-Laber (Viola): do trans-Art_60
Astrid Rieder (Performance)
Franziska Krug aka FuVk: Garage Dump
Peter Arnesen (Klavierimprovisation)
Werner Raditschnig (E-Gitarre und Elektronik): GitRes20
Gerhard Laber (perkussiver Klangkünstler): spektral #1 (blau)
Hermann Stangassinger

LIVE-Stream über den YouTube Kanal der Austrian Composers Association. https://youtu.be/NUY9DeCmVOg

Falls möglich finden die Veranstaltungen vor Publikum statt. Eintritt frei!

Anmeldung über office@komponistenbund.at

Eine Kooperation der Austrian Composers Association mit trans-Art Salzburg

Detailprogramm

Austrian Composers Association

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Link:
Franziska Krug