Christian Muthspiel Trio beim Grazer Jazzsommer

Letztes Jahr war Christian Muthspiel noch als Dirigent mit seinem Projekt “Oregon meets recreation – großes Orchester Graz” beim Jazz Sommer Graz zu sehen. Heuer widmet sich der Ausnahmejazzer unter dem Titel “against the wind” seinen beiden großen Vorbildern Werner Pirchner und Harry Pepl. Am 26. Juli nimmt sich Muthspiel gemeinsam mit seinen Kollegen Franck Tortiller und Georg Breinschmid den Werkern der inzwischen leider verstorbenen Musiker an und interpretiert diese neu.

Werner Pirchner und Harry Pepl genossen bereits zu Lebzeiten Legendenstatus. Vor allem am Beginn der 80er Jahre waren ihre Namen in aller Munde. Doch wie es bei Legendenbildungen oft der Fall ist, geht diese leider zu mit dem frühzeitigen Ableben der Protagonisten einher. Werner Pirchner und Harry Pepl waren perfektionistische Charakterköpfe, die sich ihren Aufgaben mit äußerster Hingabe widmeten und die Musik zum Lebensmittelpunkt erklärten. Ihre Kompositionen waren zu gleichen Teilen von einer ungezähmten und energetischen Wildheit und einer in die Tiefe gehenden Emotionalität geprägt. Vor allem auf der Bühne entfaltete die Musik der Beiden eine ungeheure Kraft.

Einer, der sich mit Vorliebe mit dem Material der beiden Musiker auseinandersetzt, ist der Komponist, Dirigent, Posaunist und Pianist Christian Muthspiel. Der Allrounder in Sachen Jazz und improvisierter Musik beschloss im Jahre 2005, seine Interpretationen der Originale auch dem Publikum zu präsentieren. Zu diesem Zweck gründete er das unter seinem Namen fungierende Trio und engagierte mit dem französischen Vibraphon-Virtuosen Franck Tortiller und dem Bassisten und Ex-Philharmoniker Georg Breinschmid zwei außergewöhnliche Musiker, die wie Muthspiel die Zuneigung für die Kompositionen des legendären Duos teilen.

 

Dem Trio gelingt es auf ihre eigene sehr individuelle Art ausgesprochen gut, die Stücke von Pirchner und Pepl in ein modernes Gewand zu hüllen, ohne dabei die thematische Essenz und den Charakter dieser zu verlieren. So pendeln Muthspiel, Tortiller und Breinschmid stets zwischen den Polen der reinen Improvisation und der formalen Möglichkeiten des Vorgefertigten. Sie begnügen sich nicht damit, die Werke einfach nachzuspielen, sondern interpretieren die Vorlagen ganz neu.

 

Das Programm “against the wind” stellt damit nicht nur eine Verbeugung vor den beiden verstorbenen Künstlern dar, sondern belegt auch, wie weit Werner Pirchner und Harry Pepl ihrer Zeit voraus waren. Noch heute erklingen die Stücke facettenreich, vielfältig und modern, als wären die letzten Jahre einfach spurlos an ihnen vorbeigegangen.
Michael Ternai

 

Fotos Christian Muthspiel Trio: Lukas Beck

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Christian Muthspiel