Kennern der heimischen Indierock-Szene dürfte die oberösterreichische Band Atomic Stereo schon länger ein Begriff sein. 2010 gegründet, hat sich der Vierer vor allem aufgrund seiner regen Live-Tätigkeit schon eine beachtliche überregionale Fangemeinde erspielen können. Mit „For The Ultimate And Immediate“ (Prückl Beats) erscheint nach langem Warten nun endlich auch ihr Debütalbum. Und was sich im Vorhinein ohnehin schon angekündigt hat, die Jungs verstehen ihr Handwerk. Was geboten wird sind starke und abwechslungsreiche Rocksongs zwischen Gefälligkeit und Tiefgang.
Musikalisch bewegen sich die vier Oberösterreicher an der Schnittstelle zwischen Indierock, Pop, Noise und Postrock, ein Mischung, die jetzt zwar nicht unbedingt der Neuerfindung des Rades gleichkommt, dennoch aber ihre sehr eigenständige Note besitzt. Auch, oder besser gesagt, vor allem weil es Bernd L. Buchmasser, Jakob B. Gruber, Lukas Popp und Fabian Seischegg im Vergleich zu manch anderen Bands doch gelingt, aus den verschiedenen Elementen und stilistischen Versatzstücken ihr eigenes Ding, ihren eigenen Sound zu formen. Atomic Stereo zeigen ihre Qualitäten vor allem im Bereich des Songwritings. Auf irgendwelche uninspirierten Schnellschüsse verzichten die vier jungen Musiker erfreulicherweise ganz, vielmehr lassen sie ihren insgesamt zwölf, von Andreas Födinger (ehemaliger Schlagzeuger von Bilderbuch) produzierten Songs all die Zeit, die diese benötigen, um sich in ihrer atmosphärischen Wirkung wirklich vollends entfalten zu können.
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Besonders das von den Oberösterreichern stetig praktizierte Wechselspiel zwischen krachigen und hochenergetischen Passagen auf der einen Seite, und sanften, sehr zurückhaltenden und zum Teil instrumental gehaltenen auf der anderen, darf als überaus gelungen bezeichnet werden, erwachsen nämlich doch genau aus diesem jene musikalischen Spannungsbögen, die dazu veranlassen, sich intensiver mit dem Dargebotenen zu befassen. Das Schöne an „For The Ultimate And Immediate“ ist zudem, dass man eigentlich kaum vorhersagen kann, in welche Richtung sich ein Song letztlich tatsächlich entwickeln wird, ob er seinen Höhepunkt nun in eher heftigeren Gefilden findet, oder in den eher ruhigen, und auf welche Art er zu diesem geführt wird. Dieses Spiel mit der musikalischen Unvorhersehbarkeit ist es auch, die Atomic Stereo doch von vielen anderen Indie/Alternative-Rockbands unterscheidet.
Der Grundtenor der Nummern ist einer der eher melancholischen Natur, was klarerweise an deren inhaltlichen Themensetzung (Verzweiflung, Hoffnung, Sinnsuche) liegt, aber auch an der zurückhaltenden gesanglichen Performance des Frontmannes Bernd L. Buchmasser, die dem Ganzen zusätzlichen Charakter und Tiefe verleiht. Zusammenfassend kann man sagen: ein rundum gelungenes Debüt, dass auch für die Zukunft einiges hoffen lässt.
Michael Ternai
https://www.facebook.com/AtomicStereo