Das vielleicht ungewöhnlichste, facettenreichste und wahrscheinlich auch längste Musikfestival Wiens geht heuer vom 24. Feber bis 25. März in die bereits achte Runde – das Internationale Akkordeonfestival.
Was anfangs wohl niemand erwartet hätte, wird also im Jahr 2007 wiederholt unter Beweis gestellt. Die Ziehharmonika als Zentrum und kleinster gemeinsamer Nenner sämtlicher zeitgenössischer Stile und Genres veranlasst heuer 200 Künstlerinnen und Künstler aus 27 Ländern, die vielfältigen Möglichkeiten dieses Instruments aufzuzeigen.
Insgesamt gestaltet sich das aktuelle Programm noch diversifizierter als das des Vorjahres.
Genres mit Akkordeonbezug stehen zwar nach wie vor im Rampenlicht, doch wird auch deren Verästelungen in atypischen Neben- und Weiterentwicklungen mehr Aufmerksamkeit zugesprochen. Jüdische Musik weicht heuer deutlich hörbar vom Klezmer-Schema ab und präsentiert sich als “Radical Jewish Culture”, als panorientalisch-israelisch (Alp Bora, Daphna Sadeh & Kobe Israelite) oder als liturgisch-modern (Lorin Sklamberg & Frank London).
Nicht zu kurz kommen auch Tango & Co, die sich ebenfalls in neuen Tonfarben präsentieren werden. Das gilt für Klaus Paiers und Gerald Preinfalks Experimente ebenso, wie für die Duette zweier Meister des Chamamé, Renato Borghetti und dessen Vorbild Raùl Barboza sowie Tango-Gitarren-Legende Ciro Perez.
Das unterschätzte diatonische Akkordeon erfährt durch Ulrich Kodjo Wendt besondere Wertschätzung und Marinette Bonnert & Pere Romaní, Roccardo Tesi mit neuem Projekt, sowie das Hamon Martin Quartet versorgen das Publikum mit anspruchsvoller, keltischer Musik. Außerdem wird mit dem finnischen Ensemble Sväng nun die Mundharmonika sozusagen offiziell in die Liste akkordeonfestivaltauglicher Hauptinstrumente aufgenommen.
Neben diesen und vielen anderen internationalen Größen des Akkordeons sind natürlich auch wieder viele interessante heimische Künstler präsent. So erschließen beispielsweise die Chili Cheeps mit Juanita Neundlinger, sowie Tini Trampler & die dreckige Combo ihre musikalische Welt von Mexiko und dem Süden der USA aus. Heinz Ditsch und Stefan Sterzinger sorgen für schrägen Underground während Attwenger und Roland Neuwirth österreichische Tradition auf ihre ganz eigene Art aufbereiten.
Bereits die Eröffnungsgala des Festivals am 24. Februar wartet mit einem Künstler auf, der wie kein anderer die österreichische Akkordeonszene der letzten Jahre geprägt hat – Otto Lechner. Seine, mittlerweile zur Tradition gewordene, “Lechneriade” im Jugendstiltheater bildet auch heuer wieder den Festivalauftakt. Diese alljährlichen Sessions, bei denen Otto Lechner zahlreiche Freunde und Weggefährten zur Seite stehen, verkörpern perfekt die Seele des Akkordeonfestivals. In einem ersten Set gibt es Duos mit Geiger Toni Burger und Percussionist Joao de Bruco, mit dem Lechner ein kleines Liedprogramm vorbereitet hat, zu hören. Im zweiten Set schließlich ein Konzert mit dem bosnischen Kraftpaket Ljubinka Jokic und dem “Kleinen” Windhundorchester, in der Besetzung Lechner, Bruco, Mathias Jakisic und Peter Rosmanith.
Eine genaue Aufstellung über die einzelnen Konzerte, Veranstaltungen (Stummfilm-Vorführungen und Lesungen mit Akkordeonbegleitung, Kinder- und Jugendprogramm) und Spielorte der diesjährigen Auflage des Akkordeonfestivals findet sich auf zugehöriger Homepage.
Das mica wird das Akkordeonfestival mit Artikel, Eindrücken und Interviews beleiten.
(mm)
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