
Was Agnes Palmisano auf ihrem neuen Album vollzieht, ist der Spagat zwischen unterhaltsamer Volks- auf der einen und anspruchsvoller Kunstmusik auf der anderen Seite. Ein gewagtes musikalisches Experiment, das in diesem Fall als wirklich gelungen zu bezeichnen ist. Man merkt bei jedem Ton, mit wie viel Herzblut die Sängerin mit der farbenreichen und wandlungsfähigen Stimme in diesem Projekt an die Sache heran gegangen ist. Sie liebt den Wiener Dudler und setzt diesem vom Aussterben bedrohten Gesangsstil ein schönes musikalisches Denkmal.
Egal, ob sie sich nun dem traditionellen Liedgut eines Franz Schubert widmet, oder sich in Eigenkompositionen an Koloraturjodlern des 19. Jahrhunderts versucht, Agnes Palmisano lässt die Grenzen einfach verschwimmen, zwischen dem Altem und dem Neuem, zwischen E- und U-Musik, originalem Wienerlied und verspielten Jazz, Anspruch und Gefälligkeit. Was die Wienerin auf diesem Wege entstehen lässt, ist ein spannendes, vielschichtiges und in wirklich vielen Farben erklingendes Hörerlebnis, das auch nach mehrmaligem Genuß nichts von seinem Reiz verliert. Inhaltlich dreht sich, wie der Titel ihrer CD es vermuten lässt, um die Liebe in allen Lebenslagen. Mal humorvoll, mal etwas ernsthafter und melancholischer, aber immer mit einem Schuss Ironie, verwandelt Agnes Palmisano die Lieder in zart schimmernde Kunstwerke, die zu berühren und begeistern wissen. (mt)
Foto Agnes Palmisano: Sepp Dreissinger
Agnes Palmisano