Unter dem diesjährigen Motto „Mut & Gerechtigkeit“ bietet das Festival wellenklænge in Lunz am See auch heuer zum 25-jährigen Jubiläum wieder ein spannendes Programm aus zeitgenössischen Musikströmungen. Von 15. bis 30. Juli 2022 sind Musikinteressierte eingeladen, in dem atemberaubenden Ambiente der Seebühne in Lunz am See an fesselnden Konzerten aus verschiedensten Musiksparten teilzunehmen.
Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer, die beiden Festival-Intendant*innen, über die Jubiläumsausgabe der wellenklænge:
Mut & Gerechtigkeit
Oder, wie Johanna Dohnal zu sagen pflegte: „Wir bleiben weiter lästig.“
Vielleicht werden an dieser Stelle manche innerlich aufstöhnen, angstvoll antizipierend, dass nun wieder eine Abhandlung von: „Du sollst. Du musst. Man darf nicht. Das sollte man heutzutage wirklich nicht mehr…“ folgt. Und ja! So ist es! Wer sich dem selbstkritischen Blick auf die eigenen Privilegien gerade nicht gewachsen fühlt, der ist herzlich eingeladen, diese einführenden Worte zu überblättern und sich unseres Programmes zu erfreuen. Aber so viel sei geschrieben: Wir bleiben auch weiter hinten noch lästig.
Mut & Gerechtigkeit.
Mut ist eine Tugend, Gerechtigkeit ein staatliches oder gesellschaftliches Verhalten, das jedem Menschen gleichermaßen sein Recht gewährt.
Große Worte für 20 + 5 = 25 Jahre wellenklænge.
Das ist würdig und recht.
Unsere Gründerin Suzie Heger hat 1997 so mutig begonnen, und auch wir werden zunehmend mutiger. Wir werden mutiger, weil wir es wollen, und vor allem müssen. Unser Privileg ist die Verpflichtung zu handeln. Unseren unsichtbaren Rucksack von Vorteilen zu öffnen und sie Stück für Stück zurück in die Waage der Gerechtigkeit zu legen. Vorteile, die wir uns in der Geschichte angeeignet haben, zum Nachteil anderer.
Justitia.
Sie sitzt zwischen zwei Säulen, die sowohl Gnade als auch Strafe symbolisieren. Waage und Schwert stehen für ihre Macht.
Gerechtigkeit ist also weiblich und unbestechlich – mit Augenbinde und Friedenszweig.
Aber was ist denn nun so ungerecht, im Jahr 2022? Wir haben doch schon ach so viel erreicht.
Das, liebes Publikum, hängt maßgeblich davon ab, wo und mit welchem Geschlecht du geboren bist. Ob du dich damit identifizieren kannst oder nicht. Ob deine Eltern arm oder reich, tot oder lebendig sind. Ob sie people of color sind oder weiß gelesen werden. Und welcher Religion sie angehören.
Du lebst mit großer Wahrscheinlichkeit in Österreich. Du kannst es dir leisten, über einen Konzertbesuch bei den wellenklængen nachzudenken, und hast wahrscheinlich wenig Angst, dort aufgrund deiner Hautfarbe oder Religion ausgeschlossen oder angefeindet zu werden. Haben wir recht? Dann hast auch du einen unsichtbaren Rucksack an Privilegien per Geburt erworben.
Ein Friedensangebot.
Geben wir unseren selbstgerechten Blick auf die anderen auf. Geben wir zurück, was uns nicht gehört. Helfen wir mit, dass wir bald in einer Welt leben, die für alle Geschlechter, Hautfarben, Körperformen und Religionen bestimmt ist.
Dazu laden wir dich ein – bei unseren Podiumsgesprächen, Konzerten, Wanderungen und Performances!
Das gesamte Festivalprogramm finden Sie unter: https://wellenklaenge.at/programme/
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