100 Prozent: Behind the Scenes – Regina Fisch

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. 2025 blicken wir behind the scenes und widmen uns den Personen, die hinter den Musiker:innen stehen. Ungeachtet vorhandener Kategorien, Quoten oder Zuordnungen braucht es uns alle um zu 100% für Feminismus einzutreten.

Wie und wo hast du Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?

Regina Fisch: Ich wusste bereits seitdem ich dreizehn war, dass ich unbedingt hinter den Kulissen in der Musikbranche arbeiten will. Durch das Aufwachsen am Land hatte ich keinen direkten Zugang zu Kultur und musste ganz gezielt Aufwand betreiben, um Konzerte zu erleben. Das hat meine Leidenschaft für die Szene sehr geschärft. Durch Kurzpraktika und Freiwilligenarbeit habe ich mich der Branche angenähert. Darauf folgte ein Freiwilligenjahr in Dänemark und ein Studium zu Intl. Music Management in den Niederlanden. Mentoringprogramme wie MEWEM und SEWEM sowie andere Capacity Building Programme haben ein internationales und vielfältiges Netzwerk geschaffen. Als nun selbstständige Person habe ich viel von Kolleg:innen in der freien Szene gelernt. Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit Katrin Pröll hat meine Laufbahn maßgeblich geprägt.

Was waren deine größten Herausforderungen, und wie hast du sie gemeistert?

Regina Fisch: Eine große Herausforderung war es, bereits früh in einer Leitungsposition zu sein und festzustellen, dass manche Herausforderungen wirklich nur durch Erfahrung und trial and error bewältigt werden können. Als Person, die sich gerne auf Situationen vorbereitet, war und ist das immer eine Herausforderung, an der man aber nachhaltig wächst und sehr viel über sich und andere lernt.

„Durch meine berufliche Laufbahn habe ich so viele verschiedene und inspirierende Menschen kennengelernt, die zeigen, dass es für alle möglichen Menschen mit unterschiedlichen Begabungen einen Platz in dieser Branche gibt.“

Hattest du in deiner Umgebung Role Models, an denen du dich orientieren konntest? Welche Vorbilder haben Frauen in der Musikbranche derzeit?

Regina Fisch: Noch im Studium wurde mir (von männlichen Dozenten) gesagt mit „meiner Art“ werde ich im Musikbusiness nie Erfolg haben werde. Durch meine berufliche Laufbahn habe ich so viele verschiedene und inspirierende Menschen kennengelernt, die zeigen, dass es für alle möglichen Menschen mit unterschiedlichen Begabungen einen Platz in dieser Branche gibt.

Wie können sich Frauen (FLINTA*s) gegenseitig unterstützen und Solidarität in ihrem beruflichen Umfeld fördern? Was kannst du an die nächste Generation weitergeben?

Regina Fisch: Vernetzung und Community sind für mich wichtige Bestandteile des beruflichen Lebens, die viele Chancen bergen. Es lohnt sich, an verschiedenen Vernetzungsformaten teilzunehmen und neue Menschen kennenzulernen, sich über Probleme und Missstände auszutauschen und gemeinsam lösungsorientiert zu arbeiten. Für mich als selbstständige Person ist es sehr wichtig, aktiv den Austausch mit Verbündeten und Frauen in ähnlichen Berufssituationen zu suchen.

Ich möchte der nächsten Generation und insbesondere männlichen Kollegen mitgeben, Entscheidungspositionen bewusst zu nutzen. Wer selbst in einer Machtposition ist – sei es in Jurys, Führungspositionen oder anderen Bereichen – sollte genau hinsehen, um vielfältige Begabungen, Ideen und Perspektiven zu erkennen und zu fördern.

„Wer selbst in einer Machtposition ist – sei es in Jurys, Führungspositionen oder anderen Bereichen – sollte genau hinsehen, um vielfältige Begabungen, Ideen und Perspektiven zu erkennen und zu fördern.“

Welche Fragen wirst du gefragt, die einem Mann nie gestellt werden würden?

Regina Fisch: In einer patriarchalen Gesellschaft fallen oft subtile oder auch deutliche Signale der Misogynie, nicht zuletzt, wenn es konkret um Gleichberechtigung geht. Mir ist es aber wichtig, auf das Vorankommen zu pochen, und auch über die Jahre hinweg neue Ansprüche zu stellen, die auf diesen Fortschritt aufbauen. Ich will nicht akzeptieren, dass uns abwertende Stereotypen für immer begleiten. Alle Frauen sollen die Möglichkeit haben, sich außerhalb ihrer zugeschriebenen Identität in der Gesellschaft mit ihrem beruflichen und persönlichen Erfolg zu beschäftigen.

Regina Fisch ist Begründerin und künstlerische Leiterin von DE/SEMBLE, einem Festival für Jazz und mutige, experimentelle Musik in Wien. Vor ihrem Studium des Internationalen Musikmanagements in den Niederlanden arbeitete Regina Fisch im Kulturbereich in Dänemark und Deutschland. Ein wesentlicher Teil ihrer Tätigkeit im Kulturbereich ist die Einbeziehung von strategischen Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in der Musikszene. Im Jahr 2023 gründete Regina die Promotion Agentur TUMULTTOTAL, die sich auf Shows mit Jazz und angrenzenden Stilrichtungen spezialisiert hat. Seit 2022 ist sie Kommunikationsmanagerin des Salam Music Festivals in Wien.

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