100 Prozent: Behind the Scenes – Kerstin Breyer (Wohnzimmer Promotion & Records)

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. 2025 blicken wir Behind the Scenes und widmen uns den Personen, die hinter den Musiker:innen stehen. Ungeachtet vorhandener Kategorien, Quoten oder Zuordnungen braucht es uns alle um zu 100% für Feminismus einzutreten.

Welche Art von Unterstützung hast du im Lauf deiner Karriere erhalten? Wo hättest du dir (mehr) Unterstützung gewünscht?

Kerstin Breyer: In meiner Karriere gab es anfangs keine Institutionen, die uns Frauen unterstützt haben, und ich habe auch nie aktiv nach Unterstützung gesucht. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und habe die Herausforderungen angenommen, die mir begegnet sind. Dennoch habe ich oft das Gefühl, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn es gezielte Programme und Organisationen gegeben hätte, die sich für die Anliegen von Frauen in der Musik einsetzen. Strukturelle Unterstützung wäre entscheidend, um echte Gleichstellung zu erreichen und die Sichtbarkeit von uns in der Branche zu erhöhen.

„Strukturelle Unterstützung wäre entscheidend, um echte Gleichstellung zu erreichen und die Sichtbarkeit in der Branche zu erhöhen.“

Wie und wo haben Sie/hast du Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?

Kerstin Breyer: Ich habe meine ersten Erfahrungen als Praktikantin beim Hitradio Ö3 gesammelt, bevor ich dann für zehn Jahre zum Major BMG ging. Dort begann ich als Junior PR und stieg im Lauf von zehn Jahren in die Position als Head of Marketing und PR auf. Im Jahr 2002 machte ich schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Durch diese verschiedenen Stationen konnte ich die Herausforderungen und Chancen in der Branche hautnah erleben. Ich habe gelernt, dass ich nicht nur Expertise mitbringe, sondern auch einen wertvollen Beitrag leisten kann.

Was waren deine größten Herausforderungen, und wie hast du sie gemeistert?

Kerstin Breyer: Eine der größten Herausforderungen für mich war das Gefühl, als Frau nicht ernst genommen oder nicht wertgeschätzt zu werden. Ich erinnere mich an Momente, in denen ich mich zurückhalten wollte, doch ich habe gelernt, dass es entscheidend ist, die eigene Stimme zu erheben. Es war ein langer Weg, aber durch Ausdauer und das Festhalten an meinen Überzeugungen habe ich immer wieder neue Wege gefunden, um Hindernisse zu überwinden.

Hattest du in deiner Umgebung Role Models? Welche Vorbilder haben Frauen in der Musikbranche derzeit?

Kerstin Breyer: Meine Mentor:innen Heidi Spacek-Sidon, Tina Funk, Nora Spitzer und André Luth waren und sind wichtige Role Models für mich. Ihre Erfahrungen, ihre Gedanken und Ratschläge haben mir geholfen, meinen eigenen Weg zu finden und mich in der Branche zu behaupten. Zudem habe ich das große Glück, mit wunderbaren Künstler:innen und Schriftsteller:innen wie AVEC, Sodl, Die Mayerin, Alex Beer, Poxrucker Sisters, Julia Steen, Tina Naderer, Sandra Hesch und Ina Regen zu arbeiten. Diese Künstler:innen beeindrucken mich durch ihren Mut, ihre Authentizität und ihr Engagement für wichtige Themen. Sie zeigen, wie entscheidend es ist, unsere individuelle Stimme zu leben, und inspirieren mich und viele andere, aktiv und selbstbewusst in der Musikszene teilzunehmen.

„Solidarität ist unsere größte Stärke.“

Wie können wir uns gegenseitig unterstützen und Solidarität in unserem beruflichen Umfeld fördern? Was kannst du an die nächste Generation weitergeben?

Kerstin Breyer: Solidarität ist unsere größte Stärke. Wir sollten uns aktiv gegenseitig unterstützen, indem wir unsere Erfahrungen teilen und uns inspirieren lassen. Es wäre wichtig, die aktuellen Plattformen zu nützen, auf denen wir uns motivieren und stärken können. An die nächste Generation möchte ich weitergeben: Zögert nie, eure Stimme zu erheben und euer Licht scheinen zu lassen. Wir können viel bewegen, wenn wir zusammenhalten und füreinander einstehen.

„Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, um die Musikbranche zu einem inklusiveren Ort zu machen, an dem wir unsere Träume verwirklichen können.“

Welche Fragen wirst du gefragt, die einem Mann nie gestellt werden würden?

Kerstin Breyer: Oft werde/wurde ich zu Podiumsdiskussionen eingeladen, und zwar mit dem Nebensatz „Frauenquote“. Das ist schon sehr lustig, wenn man bedenkt, dass ich über 30 Jahre Expertise in PR und Marketing vorzuweisen habe. Spoiler: Ich habe die Einladungen natürlich nicht angenommen. Es zeigt mir, wie stark die Wahrnehmung von Frauen in der Branche oft noch von Klischees geprägt ist. Solche Diskrepanzen verdeutlichen die bestehenden Ungleichheiten und zeigen, wie wichtig es ist, diese Themen anzusprechen und aktiv für Veränderungen zu kämpfen. Zusammengefasst ist es entscheidend, unsere Erfahrungen und Stimmen zu teilen. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, um die Musikbranche zu einem inklusiveren Ort zu machen, an dem wir unsere Träume verwirklichen können.

Kerstin Breyer ist Inhaberin von Wohnzimmer Promotion.