100 Prozent: Behind the Scenes – Annelie Fritze

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. 2025 blicken wir behind the scenes und widmen uns den Personen, die hinter den Musiker:innen stehen. Ungeachtet vorhandener Kategorien, Quoten oder Zuordnungen braucht es uns alle um zu 100% für Feminismus einzutreten.

Welche Art von Unterstützung hast du im Lauf deiner Karriere erhalten? Wo hättest du dir (mehr) Unterstützung gewünscht?

Annelie Fritze: Ich hatte bei meinem ersten verantwortungsvollen Job einen Vorgesetzten, der im Nachhinein eine Art Mentor für mich war. Bei diesem Förderprogramm von CEE-Opernhäusern war es eine große Herausforderung, mich bei den vornehmlich älteren Männern als junge Frau durchzusetzen und im Sinne des Förderprogramms für Transparenz und bestmögliche Umsetzung zu sorgen. In den unzähligen Gesprächen mit meinem Mentor hat er mir viele fordernde, unangenehme und aus heutiger Sicht sehr wichtige Fragen gestellt, über die ich noch nie nachgedacht habe. Alle diese Fragen haben auf meine berufliche Vision, meine nächsten Schritte, mein berufliches Tun abgezielt. Ich wurde begleitet, unterstützt, gefördert und herausgefordert. Ich habe viel gelernt und war ermutigt Dinge zu denken und zu tun, die ich davor nicht gedacht und getan habe. Daraus sind dann u.a. meine Aufenthalte am Royal Opera House London, beim Siemens Art Program und an der New Yorker Metropolitan Opera entstanden.

„Ich wurde begleitet, unterstützt, gefördert und herausgefordert.“

Wie und wo hast du Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?

Annelie Fritze: In meiner Familie war Musizieren generell sehr präsent. Mein erster tatsächlicher Berührungspunkt mit dieser Branche war eine Absage von den Osterfestspielen Salzburg. Dann wurde ich plötzlich angerufen, ob ich nicht doch Zeit hätte zu kommen und im KBB mitzuarbeiten, am besten morgen, da jemand erkrankt ist. Das war dann alles sehr spontan und ich bin am Abend meiner Abschlussprüfung meines Musikwissenschaftsstudiums nach Salzburg gefahren…

„Gemeistert habe ich das immer mit der Sicherheit, dass ich der Herausforderung gewachsen bin und dass die Institution hinter mir steht.“

Was waren deine größten Herausforderungen, und wie haben hast du sie gemeistert?

Annelie Fritze: Meine größten Herausforderungen waren in Verbindung mit neuen verantwortungsvollen Aufgaben. Gemeistert habe ich das immer mit der Sicherheit, dass ich der Herausforderung gewachsen bin und dass die Institution hinter mir steht. Das Wissen über beides war in solchen Situationen sehr wichtig für mich.

Hattest du in deiner Umgebung Role Models, an denen du dich orientieren konntest? Welche Vorbilder haben Frauen in der Musikbranche derzeit? 

Annelie Fritze: Ich hatte immer schon Freundinnen, die im Kulturbetrieb engagiert und erfolgreich gearbeitet haben. Das hat mich ermutigt.

Wie können sich Frauen (FLINTA*s) gegenseitig unterstützen und Solidarität in ihrem beruflichen Umfeld fördern?

Im Berufsalltag können sich Frauen unterstützen, indem sie gegenseitig respektvoll und anerkennend übereinander sprechen und sich zur Gewohnheit machen die Arbeit, Leistung und Erfahrung anderer Frauen bei jeder Gelegenheit hervorzuheben. In Gesprächen, Meetings, Mails usw. Es ergeben sich sehr viele Möglichkeiten dafür.

Was kannst du an die nächste Generation weitergeben?

Annelie Fritze: Nicht nur viel arbeiten, sondern auch viel zuhören, reflektieren und vernetzen.

Welche Fragen wirst du gefragt, die einem Mann nie gestellt werden würden?

Annelie Fritze: „Und wie machst du das mit den Kindern?“ –  werde ich oft während einer intensiven Arbeitsphase bei Wien Modern gefragt. Ich nehme nicht an, dass diese Frage einem Mann gestellt wird.

Annelie Fritze ist seit 2011 Produktionsleiterin des Festivals Wien Modern.