Will man das musikalische Schaffen des österreichischen Jazzgitarristen Wolfgang Muthspiel sowie dessen Spiel in wenigen Worten zusammenfassen, wären diese wohl „vielseitig“, „innovativ“ und „virtuos“. Mit welch Leichtigkeit es der Musiker in jedem seiner vielen Projekte versteht, zwischen den verschiedenen Spielformen hin und her zu wechseln, ohne dabei auch nur für einen Moment seinen individuellen Charakter zu verlieren, ist schlicht beeindruckend. Das neueste Beispiel seines schier unendlichen musikalischen Verständnisses ist die im März erschienene und im Trioformat mit Andy Scherrer (Saxophon) und Larry Grenadier (Bass) eingespielte CD „Drumfree“ (Material Records). Aktuell befindet sich das Dreiergespann auf einer ausgedehnten Europa-Tournee, die es auch nach Österreich führt. Am 4. Mai macht das Trio Station in der Grazer Generalmusikdirektion, drei Tage darauf, am 7. Mai, im Innsbrucker Treibhaus.
Wolfgang Muthspiels neues Album ist ein Stück Musik geworden, das einfach nur auf wunderbare Art und Weise fließt. Wie der Titel „Drumfree“ bereits verrät, kommt das österreichisch-schweizerisch-amerikanische Trio ganz ohne Schlagzeug aus. Alleine das perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel der drei Musiker sorgt für den notwendigen „Puls“, für die dezente Rhythmik. Es sind vor allem sanfte Töne, die das musikalische Geschehen bestimmen, Klänge, die fast zu schweben scheinen und den Raum mit einer ungemeinen Wärme ausfüllen. Stilistisch entwerfen Wolfgang Muthspiel, der diesmal ausschließlich die Akustik-Gitarre bedient, und seine beiden Kollegen, der Schweizer Tenor- und Sopransaxophonist Andy Scherrer und der US-amerikanische Bassist Larry Grenadier, eine ungemein vielschichtige Interpretation des sehr melodiebetonten und songorientierten zeitgenössischen Jazz, welche oftmals aber auch Zitate traditioneller Spielarten einfließen lässt und somit einer kammermusikalischen Version des Genres sehr nahe kommt.
Wolfgang Muthspiel – Double Blues by mica
Es ist vor allem diese Unaufgeregtheit und Zurückhaltung, welche den insgesamt neun Stücken ihren unverwechselbaren Charme verleihen. Hier sind drei Instrumentalisten am Werken, die sich keinem musikalischen Wettstreit hingeben, sondern, ganz im Gegenteil, sich auf Augenhöhe begegnen. Jeder lässt dem anderen genügend Raum, sich kreativ miteinzubringen. Es ist der musikalische Dialog, den Wolfgang Muthspiel, Andy Scherrer und Larry Grenadier zelebrieren, das Zuwerfen und Weiterverarbeiten von Ideen und Vorstellungen, weswegen die Stücke auch niemals irgendwie voraussehbar erklingen. Vielmehr befinden sie sich durch das ständige Hin und Her in einem stetigen Prozess der Veränderung.
„Drumfree“ ist ein Album geworden, auf dem auf der Spagat zwischen Ansätzen der klassischen Musik und der Improvisation ganz vortrefflich vollzogen wird. Liebhaber anspruchsvoller gleichzeitig jedoch auch „leichter“ Musik, werden an diesem guten Stück mit Sicherheit ihre Freude haben. (mt)
Foto: Laura Pfeifer