WANJO BANJO – „es weads nu schaun“

„es weads nu schaun“ – das zweite Album von WANJO BANJO – ist bei „non food factory“, dem Label des Akkordeonisten WALTHER SOYKA erschienen.

Weil sich Wanjo Banjo mit ihrer Musik auf Americana im weiteren und auf Bluegrass im engeren Sinn beziehen, liegt eine Querverbindung auf der Hand: Kentucky könnte auch im Waldviertel liegen – oder umgekehrt. Warum? Zwei Drittel von Wanjo Banjo stammen ursprünglich aus dem Norden Niederösterreichs, der Dritte im Bunde ist in Klosterneuburg aufgewachsen. Am Anfang der Bandgeschichte standen Übertragungen englischsprachiger Lieder in österreichischen Dialekt: Man hat sich zum einen Bluegrass-Traditionals und zum anderen Lieblingslieder der Popgeschichte vorgenommen – etwa „Massachusetts“ von The Bees Gees, das flugs zu „Favorit’n“ wurde. Stücke von den Louvin Brothers und von Mississippi John Hurt waren damals in den Setlists, und auch Neil Youngs „Too far gone“ gab es plötzlich in der Dialektversion „Vü z’weit weg“. Beispielhaft dafür ist das Eröffnungsstück der aktuellen CD: Es basiert auf dem Traditional „Cluck ol’ hen“ und heißt nunmehr, frei übertragen, „Schwoaze Hen“.

Lustige und kritische Texte

Doch längst schreiben Wolfgang Schöbitz, Markus Mayerhofer und Flo Weiß eigene Stücke und zeigen dabei neben Traditionsbewusstsein auch Humor: „Mein Engl von der Fleischhauerei, ich will ein Rind von dir“, so lauten die ersten Zeilen des Liedes „Mei Engl“. Bei Konzerten erzählt Mandolinist Flo Weiß mitunter, er habe das Lied für eine Fleischhauerin aus dem Waldviertel geschrieben. Nach dem Unterricht in der Musikschule habe er sich bei dieser immer eine Wurstsemmel oder Ähnliches gekauft. Wegen dieser fleischlichen Motivationsspritze verdanken wir die vorliegende CD also auch ein wenig der Fleischhauerzunft. Kritische Texte haben auf „es weads nu schaun“ auch ihren Platz. Das Stück „Es geht uns guad“ ist ein Lied gegen das Raunzen und der Text von „Stoagga Haund“ beschäftigt sich mit Stammtischparolen, die dumpf nach einem starken Mann verlangen.

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Die Band positioniert sich musikalisch weiterhin nahe an der Bluegrass-Tradition, auch in puncto Besetzung: Banjo, Dobro, Gitarre, akustischer Bass und Mandoline, ergänzt um zum Teil mehrstimmigen Gesang. Das Gespür für die schöne Melodie ist eine Stärke von Wanjo Banjo. Wie mögliche Vorbilder – erst unlängst bei The Punch Brothers im Wiener Konzerthaus gesehen – haben sich die drei Herren bei früheren Konzerte rund um ein Mikrofon auf die Bühne und so das Musikantische in den Mittelpunkt gestellt.

Wer einen musikalischen Ausflug ins Waldviertel oder in die Appalachen unternehmen möchte, ist bei „es weads nu schaun“ bestens aufgehoben.

Jürgen Plank

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