Zwei Werke von Thomas Pernes, die eng miteinander verflochten sind, stehen am 30. Oktober in der Alten Schmiede in Wien auf dem Programm. Es handelt sich dabei um zwei Streichquartette, zwischen deren Entstehung ganze 35 Jahre liegen. Zunächst gibt es jenes zu hören, das 1976 im Wiener Konzerthaus Uraufführung erlebte, anschließend wird erstmals das inzwischen fünfte Streichquartett des österreichischen Komponisten zum Erklingen gebracht. Für die musikalische Umsetzung an diesem Abend zeigt sich das renommierte Koehne Quartett verantwortlich.
Mit der Aufführung dieser beiden Werke versucht Thomas Pernes einen für die BesucherInnen nachvollziehbaren musikalischen Bogen zu schlagen. Sein erstes Streichquartett, welches vor 35 Jahren erstmals aufgeführt worden ist, stand am Beginn einer musikalischen Reise, die mit dem fünften Werk für diese Besetzung, dem “Kohlberg-Quartett”, nun ihren vorläufigen Abschluss findet. In seinem neuesten Streichquartett greift der 1956 in Wien geborene Komponist jene Ansätze, Strukturen und musikalische Gesten wieder auf, die er während des Entstehungsprozesses seines ersten Stückes dieser Art entwickelt hat, und kombiniert diese mit neuen, im Laufe der Jahre gemachten Erkenntnissen. Laut Thomes Pernes selbst handelt es sich beim dem 5. Streichquartett, um „eine rückblickende Zusammenfassung und kompositorische Weiterentwicklung in einem”. Diese enthält logischerweise auch musikalische Querverweise auf seine in der Zwischenzeit entstandenen Quartette II bis IV.
Einen hohen Stellenwert geniest das erste Streichquartett aus dem Jahre 1976 für Thomas Pernes auch aus dem Grund, da dieses quasi den Startschuss für die in Folge erfolgreiche Karriere des Komponisten bedeutete. Es folgten zahlreiche folgten Aufführungen und Aufträge solch namhafter Veranstalter wie Donaueschinger Musiktage, IGNM-Weltmusikfest in Jerusalem, Daiichiseimei Hall/Tokio, IRCAM/Paris, Kennedy Center of the performing Arts/Washington, Pan Music Festival/Seoul, Alte Oper Frankfurt, Europäisches Musikfest Stuttgart, Holland Festival/Amsterdam, Biennale Venedig, Musikprotokolle im steirischen Herbst, Wiener Staatsoper, Internationales Brucknerfest Linz, ars electronica, Wiener Festwochen und Wiener Musikverein.
Thomas Pernes leistete mit seinem facettenreichen Schaffen im Bereich der Neuen Musik oftmals Pionierarbeit. Als ein Komponist, der sich seit je her historisch tradierten Musikdefinitionen verweigerte, war er stets bestrebt das klangliche Spektrum seiner Musik mit Mitteln der Avantgarde zu erweitern. Noch lange bevor der Begriff „crossover“ überhaupt geboren war, integrierte der gebürtige Wiener Elemente anderer Musikströmungen, wie etwa aus der Volksmusik, dem Jazz und der Elektronik, in seine Werke.(mt)
Thomas Pernes: Didi Sattmann