Soundgrube 15

Seine bereits neunte Auflage erlebt heuer das Festival “Soundgrube 15”. Wie schon in den vergangenen Jahren versammeln sich ab dem 28. Jänner drei Tage lang renommierte MusikerInnen aus dem In- und Ausland im Wiener Blue Tomato, um die Grenzen zwischen Jazz, improvisierter und elektronischer Musik zu erforschen.

Das Festival geht auf eine Initiative des österreichischen Komponisten/Pianisten Hannes Löschel zurück, der auch in diesem Jahr federführend an der Programmgestaltung beteiligt war und darauf geachtet hat, dass diese so vielseitig und facettenreich wie möglich ausfällt. Die Veranstalter verstehen das Festival als einen Ort, an dem traditionell festgesetzte Grenzen überschritten werden sollen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren liegt der stilistische Fokus aber diesmal nicht alleine auf aktueller Klaviermusik, sondern wird um den Bereich der Elektronik erweitert. Somit spannt sich der stilistische Bogen heuer vom Jazz über improvisierte und komponierte Musik bis hin zur Kammermusik und experimenteller Elektronik.

 

Den Auftakt der diesjährigen Soundgrube bestreiten, ganz im Sinne der Veranstalter, zwei Experimentalduos. Zunächst machen der diesjährige internationale Gast Phil Minton und der Wiener Soundtüftler dieb13 gemeinsame Sache. Hier treffen ein in der Szene der freien Improvisatoren hoch angesehener britische Vokalist und ein ungemein experimentierfreudiger Wiener Elektroniker mit dem Ziel aufeinander, das Soundspektrum improvisierter Musik um eine glanzvolle Facette reicher zu machen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt anschließend das Avantgardeduo Fru Fru. Hinter diesem Projekt stecken die beiden in Österreich lebenden Musikerinnen Maja Osojnik und Angélica Castelló. Es ist vor allem die Lust am Experiment, welche die Künstlerinnen verbindet. Kaum eine Komposition bleibt vor ihnen sicher. Kaum ein Stück, das von ihnen nicht schon in seine Einzelteile zerlegt wurde. Alles was das Duo in ihre Finger bekommt, wird im selben Moment aus dem ursprünglichen Kontext gerissen und einer neuen, sehr reduzierten Interpretation zugeführt.

 

Der zweite Tag startet mit einem Konzert des Gastgebers Hannes Löschel, der mit Unterstützung von Phil Minton sein neues Projekt “Songs Of Innocence” mit Vertonungen von Texten William Blakes zur Aufführung bringt. In seinem Kompositionen bewegt sich der Pianist an der Schnittstelle zwischen improvisierter und notierter, zwischen akustischer und elektronischer sowie traditioneller und zeitgenössischer Musik. Nur wenigen Jazzern gelingt es, solch stilistische Gegensätze miteinander zu vereinen. In Sachen Genialität und Vielseitigkeit steht der zweite Act des Abends Hannes Löschel natürlich um Nichts nach. Max Nagl – diesmal im Trio mit Clemens Wenger und Herbert Pirker zu sehen – ist wie sein Kollege, nur schwer an einer bestimmten Kategorie festzumachen. Die unzähligen Projekte unterstreichen seine ausgeprägte Offenheit unterschiedlichsten Strömungen gegenüber. Mit im Gepäck hat der Saxophonist seine aktuelle und von allen Seiten hochgelobte CD “Boulazac”, auf der er einmal mehr sein ausgeprägtes Musikverständnis unter Beweis stellt.

 

Am Abschlusstag treffen mit der Band Aethaphon und dem Duo Aichinger/Koglmann zwei Formationen aufeinander, die musikalisch in unterschiedlichen Generationen sozialisiert worden sind. Der junge Pianist Mike Tiefenbacher zählt ohne Zweifel zu den hoffnungsvollsten Vertretern der heimischen Jazzszene. Mit Aethaphon hat der Tiroler eine Band an den Start gebracht, die nahezu das gesamte Repertoire von traditionell bis experimentell perfekt beherrscht. Zu hören auf dem beachtlichen Debütalbum “Stanleys Nightmare”. Oskar Aichinger und Franz Koglmann muss man eigentlich nicht mehr vorstellen, gehören sie doch zu den renommiertesten Jazzern des Landes. Seit Jahre bereits begeistern sie das heimische wie auch das internationale Publikum mit ihren musikalischen Beiträgen. Beide kann man getrost als echte musikalische Grenzgänger bezeichnen. Sie in eine bestimmte stilistische Kategorie einzuordnen, ist eigentlich nicht möglich. Dafür tanzen sie einfach auf zu vielen Hochzeiten. Egal ob nun im Jazz oder in der Neuen Musik, Aichinger und Koglmann finden sich in nahezu jedem Metier bestens zurecht.(mt)

 

 

Blue Tomato

http://www.mica.at/composerdb/details/Composer/composer21507.asp?cat=composer&letter=k