Release Radar: 4020ATONAL, NENDA & GILEWICZ, HEARTS HEARTS, BOUNTYDAVE, DIE ANALPHABETEN,…u.v.m.

Der Release Radar ist eine monatliche Auswahl an Single Releases aus dem Bereich Pop/Rock/Elektronik made in Austria.

4020atonal – Ski Auf Mt Fuji (Jeden Tag Gucci) (TomatoSoupRecords // VÖ 15.12.’23)

4020atonal liefern mit „Ski auf Mt. Fuji“ einen trappigen Banger, der durch die komödiantische Einstellung des Aututune Plugins einen parodistischen Ansatz liefert und sich somit in das Genre von Rappern wie beispielsweise Money Boy einreiht. Dem:r spitzfindigen Hörer:in dürfte nicht entgangen sein, dass sich diese musikalische Parabel nicht nur auf die grenzüberschreitende Wintersportindustrie bezieht, also auf eine konsumverherrlichende Haltung, in der Geld noch eine Rolex zu spielen scheint, sondern vielmehr eine Anspielung auf den Genuss illegaler Stimulanzien zu sein scheint, der in der Hip-Hop-Kultur bekanntlich sehr dogmatisch ist. 
Gangsterrap Parodie oder Gegenströmung einer woken Hegemonie? Hinterlasst einen Kommentar unter unserem Post auf Instagram.

4020atonal

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NENDA & Gilewicz – „Departure Session“ (VÖ // 15.12.23)

Das Kulturzentrum Talstation in Innsbruck ist bis auf weiteres auf Eis gelegt und muss sich einer Evaluierung unterziehen, um weitere Fördermittel für eine Sanierung zu erhalten. 
In gemeinsamer Sache haben sich dort die Rapperin NENDA und die Band Gilewicz zusammengetan, um in einer energiegeladenen Departure Session nebenbei auf den schwindenden Kulturraum aufmerksam zu machen.
Das harmoniert wunderbar in Flow und Groove. Auf Englisch ebenso wie im Dialekt. Aber das dürfte seit dem Erfolg von „mixed feelings“ ohnehin kein Geheimnis mehr sein.
In der Session sind neben dem eben genannten noch zwei Gilewicz-Songs zu hören, wie auch eine Freestyle-Version eines bisher unveröffentlichten Tracks von NENDA mit dem Titel „Champagne Time“.
Reinhören und weiterleiten lohnt sich. Nicht nur für den guten Zweck.

NENDA & Gilewicz

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Die Analphabeten – „T.I.R.O.L.“ (Studio Hundert Records // 09.12.23)

Mit „T.I.R.O.L.“ liefern die Analphabeten eine virtuose Parodie auf ihre Heimat. In einem knackigen Rocksong werden in knapp vier Minuten die inhaltlichen Hauptmotive der Piefke-Saga quasi paraphrasiert. Dabei bekommen alle ihr Fett weg. Der Piefke ebenso wie der dem Hausverstand entrücktem Wiener. Konsequenterweise aber auch Tiroler samt ihren patriotischen Klischees selbst. Da gibt’s gleich einen Sympathiebonus. Und so darf die nachträgliche Abrechnung mit dem fehlenden Eingeständnis der verfehlten Corona-Politik natürlich nicht unbesungen bleiben.
Musikalisch teilen sich hier Punkrock und Ufdada-Walzer überraschend konsequent das Metrum in den verschiedenen Formteilen. Und das rockt das Trommelfell mindestens so hart, wie das K(ch) den Gaumen der Ötztaler Mundart.

Die Analphabeten

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Hearts Hearts – „Mr Maybe“ (Parramatta // VÖ 08.12.23)

„Sag nicht vielleicht, wenn du nein sagen willst.“ oder auch „Nein ist ein ganzer Satz“. Das sind so zwei Beispiele aus den zahlreichen Kalendersprüchen über diese nicht allseits anerkannte Charakterschwäche. 
Mit leicht sarkastischem Ansatz widmen sich die Wiener Herzbuben von Hearts Hearts in ihrer aktuellen Single „Mr Maybe“ dieser Spezies der sogenannten People Pleaser und zeigen dabei durchaus klare Kante, indem sie die Auswirkungen dieses Verhaltens in realpolitischen Anspielungen verdeutlichen. Sozusagen durch die metaphorische Brille veranschaulichen. 
Trotz des gesellschaftskritischen Inhalts ist die musikalische Produktion weniger subversiv, aber deswegen nicht weniger entschlossen. Ein Ja zu Popmusik muss konsequenterweise eben auch ein klares Nein zu Nischenmusik bedeuten. Aber Popmusik muss deswegen ja nicht oberflächlich bleiben.
„Mr Maybe“ hat jedenfalls eher das Potential, der Titelsong einer bekannten Sitcom zu werden, als beim nächsten Protest Songcontest zu punkten. Das ist auch viel effektiver. Schließlich soll die Botschaft möglichst viele Menschen erreichen. Und so zeigen die Musiker auch, dass sie sich ihrer Ziele und Handlungen sehr bewusst sind und diese auch mit voller Entschlossenheit verfolgen, anstatt mit Kompromissen einer musikalischen Schnittmenge möglichst unterschiedlicher Genres Gefallen finden zu suchen.
Das ist auch auf dem im Frühjahr erscheinenden Album mit dem Titel „This Is What The World Needs“ sehr einfach abzulesen.

Hearts Hearts

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BARBARA NEUHAUSER – „SCHNEE” (A WINTER LULLABY) (VÖ 08.12.’23)

Die Wiener Sängerin und Songwriterin Barbara Neuhauser lädt mit ihrer neuen Single „Schnee (A Winter Lullaby)“ ein, sich eine kurze Auszeit zu nehmen, zu entschleunigen und fallen zu lassen. Der von dem Produzenten und Schlagzeuger Danylo Dmyterko, sowie mit dem Keyboarder und Produzenten Angel Vassilev in ein minimalistisches Klangkostüm gehüllte und wahnsinnig viel Atmosphäre entfaltende Song folgt einer sehr poetischen Note und offenbart sich als der perfekte Soundtrack für die Momente der vertrauten Zweisamkeit, er hüllt sich wie eine weiche Decke um einen und wärmt, er macht die Aufregung und Hektik, die einen gerade jetzt umgibt, vergessen. Ein einmal mehr beeindruckender Vorbote für das 2024 erscheinende Debütalbum von Barbara Neuhauser.

Barbara Neuhauser

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Kimyan Law – „Protection Prayer“ ( [+++] // VÖ 07.12.23)

Die Zeitungen lesen sich seit geraumer Zeit wie die Apokalypse aus der Offenbarung des Johannes. Ein Blick auf die Weltuntergangsuhr mit den symbolischen 90 Sekunden vor Mitternacht lässt uns nicht gerade gelassen in die Zukunft blicken. Ohnmächtig, angesichts dieser Tatsachen, kann man diesem beklagenswerten Zustand unseres irdischen Jammertals oft nur mit Gebeten begegnen. 
Und genau ein solches Gebet hat Kimyan Law soeben in den Äther der Streaming-Portale geschickt.
An welchen Gott genau er als Teil der afrikanischen Diaspora dieses Gebet richtet, um die Gewitterwolken zu vertreiben, ist nicht ganz klar.
Ganz sicher aber nicht an Petrus, Baal oder gar Frau Holle. Denn die Ästhetik des Wiener Musikproduzenten ist stark mit der Kultur seiner afrikanischen Wurzeln verbunden und kombiniert diese mit tanzbaren Drum’n’Bass-Grooves und cineastischer Synthesizer-Instrumentierung.
Doch in einem sind sich die Götter wohl immer mehr einig. Und zwar, dass die Achtung der Umwelt uns nicht nur als achtsame Menschen auszeichnet, sondern absolute Voraussetzung und Grundlage für das Überleben aller Lebewesen auf diesem Planeten ist.
Für ein musikalisches Apfelbäumchen wie dieses ist es also genau die richtige Zeit.

Kimyan Law

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Gesangskapelle Hermann – „Aloa“ (Live im Schauspielhaus Linz) (OMdrom Music // 01.12.23)

„Wer hat, dem wird gegeben“ wird von Ökonomen oft als biblischer Beleg für den so genannten Matthäus-Effekt angeführt. Fakt ist jedoch, so liest man derzeit immer wieder in den Zeitungen, dass die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich unsere Demokratie gefährdet. Dementsprechend mehren sich die kritischen Stimmen zu diesem Thema. Fünf Stimmen auf einen Streich. A Cappella. Da wird dem gesungenen Wort wirklich große Aufmerksamkeit beigemessen, womit sich die Formation bestens für musikalische Satire eignet.
10 Jahre Bühnenjubiläum feierte die Gesangskapelle Hermann in diesem Jahr und harmoniert dementsprechend auch wirklich gut. Und wenn sich eine Formation so gut ergänzt, dann sei es ihr auch erlaubt, sich über unsere solipsistische Gesellschaft lustig zu machen und sarkastische Lieder über geizige Superreiche zu schreiben.

Gesangskapelle Hermann

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Bountydave – „ADHD“ (Futuresfuture  // 01.12.23)

In “ADHD” spricht Bountydave über die Diagnose seiner Aufmerksamkeitsstörung. Ein Mensch, dessen Gehirn – so die Krankheitsbeschreibung – ständig seine volle Kapazität für die spannendsten Dinge aufwendet und deshalb nur schwer zur Ruhe kommt. Dabei bleiben die einfachen, aber ebenso wichtigen Aufgaben des Lebens oft auf der Strecke. 
Kein Wunder, dass dies zu Reibungen im Arbeits- oder Beziehungsalltag führen kann. Gefängnisse und Suchtkliniken sind nachweislich voll von neurodivergenten Menschen.
Umso schöner, wenn jemand sein Ding gefunden hat und seine Kreativität und Andersartigkeit in Form von Musik ausdrücken kann. “ADHD” erschien ursprünglich auf Bountydaves Debütalbum “Show Me Love” auf dem Label Futuresfuture.

Bountydave

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Gung Ho – „Hulk“ (Studio Hundert Records // 24.11.23)

“Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel” singt Nina Chuba in ihrer Chartbreaker Hymne der Wohlstandsverwahrlosten.
Auch die energiegeladenen Stoner-Rocker von Gung Ho wünschen sich die übermenschlichen Kräfte des impulsiven grünen Monsters mit der dissoziativen Identitätsstörung aus dem selbigen Verlagshaus.
“Ignore the pain in your brain – Try to stay cool – But can’t stay sane, You‘re just a tool.” 
Dass vielfältige Reibungspunkte in unser aller Umfeld auf die psychische Gesundheit einwirken und uns manchmal innerlich zum „Hulk“ werden lassen, ist unbestritten. Nur nicht triggern lassen. Und falls doch, verfehlt dieser Song seine therapeutische Wirkung zur Senkung des Cortisolspiegels garantiert nicht.

Gung Ho

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