Porträt: Ogris Debris

Zwei Spitzbuben erobern mit ihrer etwas eigenwilligen, aber sehr eigenständigen und frischen Mischung aus Techno und House die Tanzflächen internationaler Clubs, und das obwohl das Wiener Duo noch kein Album produziert hat. Aber das ist auch nicht so wichtig, wenn man bereits ein Japantournee hinter sich hat und der Hit Mitzekatze vom BBC-DJ Gilles Peterson und von FM4 rauf und runter gespielt wird und Peter Kruder als einer der ersten Fans gilt. Für den Amadeusaward ist Ogris Debris noch ganz nebenbei in der Kategorie Electronic/Dance nominiert worden, und würde es nach den zwei bescheidenen Musikern gehen, dann stände die gute Trophäe schon lange in ihrer Villa, neben diversen anderen Preisen, wenn dort ausreichend Platz wäre.

Aber allzuernst sollte man Gregor Ladenhauf und Daniel Kohlmeigner dabei nicht nehmen, denn das Image der Elektro-Lausbuben propagieren die beiden recht effektiv. Kennengelernt haben sich die zwei Ausnahmemusiker vor sieben Jahren, als Band traten sie erstmals 2005 musikalisch in Erscheinung. Seither tragen sie auf der Bühne meist Samthandschuhe und Melone. Kohlmeigner schraubt und dreht bei den Konzerten und auch im Studio die Regler und die Knöpfe des Mischpultes als ob es kein Morgen gebe und Landhauf gibt den Sänger. Die Technoszene fand die Band immer schon ein wenig nerdig und daher packen die beiden „ganz wienerisch“ das ganze mit Schmäh, wie Kohlmeigner der Wiener Stadtzeitung Falter verriet.

Die erste Veröffentlichung der beiden erfolgte im Dezember 2008 mit der 12 Inch G-Thong / Hide Open beim deutschen Compost  Records, bei dem ein Jahr später noch die 12 Inch Raid the Itch folgen sollte. Beide Songs gelten als erste Clubhits des Duos. Jamal Hachem der Labelchef von Affine Records, bei dem die Band heute unter Vertrag steht hat die Band bereits seit ihrem ersten Release auf Compost Records auf der black Labelreihe im Fokus gehabt und kannte damals auch schon eine Hälfte der beiden persönlich. Er hat von Anfang an den musikalischen Ansatz der Band sehr geschätzt und da affine als sehr offener musikalischer Kanal ist, und Ogris Debris an einer fixen Homebase interessiert war, lag das Engagement der beiden auf der Hand, so Jamal im Mica Interview.

Und die Zusammenarbeit des Labels, auf dem auch Dorian Concept oder JSBL ihre Musik veröffentlichen, und der Band kann sich hören lassen: Die EP „Aery“ liegt einem eigenen Prinzip zufolge. Der Ausklang des Effectgeräts Roland Space Echo wurde gesampelt und daraus ein ganz spezieller eigenständiger Sound kreiert, der Aery-Sound, der auf allen vier Stücken der EP deutlich zu hören ist, wie die Band dem Falter verrät. Aber auch internationale Fans haben die beiden Wiener mit ihrem jüngsten Geniestreich gefunden. Denn niemand geringerer als die Detroiter Techno-Legende Anthony Shakir meinte das die Musik von heute genauso klingen sollte wie Ogris Debris.

Die Lausbuben, die sich der geraden Snardrum verschrieben haben, zelebrieren eine Liebe für Jazz und jegliche Art der Musik: Die Einflüsse bei der zwei sind Genreübergreifend, kennen keine Grenzen und reichen von Funk über Rock, Jazz, bis Hip Hop und Electronica. Fans sind die beiden von so unterschiedlichen Bands wie Autechre, Aphex Twin, Nine Inch Nails, Jimi Hendrix, Miles Davis, Michael Jackson oder Prince.

Bei einer FM4-Live Session im Wiener Radiokulturhaus haben Ogris Debris gemeinsam mit der ebenfalls bei Affine Records gesignten Band JSBL kollaboriert. Diese Zusammenarbeit soll in Zukunft noch verstärkt werden, als eine Art Bigband des Wiener Elektrolabels von Jamal Hachem. Gerne zitieren Ogris Debris auch den Elektro-Pionier Karlheinz Stockhausen, der behauptete, daß ein echter Elektroniker mindestens einmal die Woche sein Tanzbein unter der Discokugel schwingen soll. Und das machen die zwei schrägen und genialen Soundtüftler allemal. (me)

Foto Ogris Debris:  Andreas Waldschütz

http://www.ogrisdebris.com/