Petition zur Rettung des RSO – erste Bilanz

Kaum eine andere kulturpolitische Diskussion hat in den vergangenen Monaten so viel Staub aufgewirbelt, wie die um die Zukunft des Wiener Radiosymphonieorchesters. Wie brisant das Thema diskutiert wird, wurde auch im Rahmen einer am 11. September von Vertretern und Unterstützern des Orchesters abgehaltenen Pressekonferenz ersichtlich. Noch immer schwingt das Damoklesschwert einer Auflösung über dem Haupt dieser wichtigen österreichischen Kulturinstitution, eine Lösung zeichnet sich bisher noch nicht wirklich ab. Die vor wenigen Monaten gestartete Onlinepetition zur Rettung des RSO Orchesters unterzeichneten bisher über 30.000 Personen, und das ohne eine große Werbekampagne. Mit der Pressekonferenz, an der unter anderem Pianist Paul Gulda, RSO Betriebsrat Bernhard Ziegler, Chefdirigent Bertrand de Billy sowie die Direktoren des Wiener Konzerthauses und des Theater an der Wien, Bernhard Kerres und Roland Geyer anwesend waren, will man das Problem nun auch an eine breitere Öffentlichkeit tragen.

 Das RSO Wien zählt zu den vielseitigsten Orchestern in Österreich. Sein Repertoire reicht von der traditionellen Klassik bis hin zu Werken zeitgenössischer KomponistInnen. Neben eigenen Konzertreihen im Musikverein und im Wiener Konzerthaus tritt das Orchester regelmäßig bei den großen Festivals im In- und Ausland auf. Damit gehört es zu den wichtigsten Förderern der Neuen Musik in Österreich. Kein Wunder also, dass sich gerade unter heimischen KomponistInnen, darunter etwa Johannes Maria Staud, Georg Friedrich Haas, HK Gruber, Olga Neuwirth uvm., eine Phalanx gegen die Ausgliederung des RSO aus dem ORF gebildet hat.

 

Aber nicht nur aus dem Musikbereich wurden Stimmen laut. So meldeten sich in den letzten Monaten auch namhafte VertreterInnen anderer Kunstsparten, wie etwa die Schauspieler Karl Markovics und Helmut Lohner oder Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zu Wort, die ihr Entsetzen und ihre Besorgnis zum Ausdruck bringen wollten. Aber ebenso außerhalb Österreichs sorgen die Pläne um das RSO für Kopfschütteln, zählt es doch auch weltweit zu den renommiertesten Radiosymphonieorchestern. Pianist Paul Gulda bringt es auf den Punkt: ” Damit, dass ein Kulturland wie Österreich sein Radiosymphonieorchester zu Grunde gehen lässt, wird ein verheerendes Signal ausgesendet.”

 

Die Unsicherheit um den Fortbestand des RSO macht sich inzwischen auch im Alltagsgeschäft bemerkbar. So ist unter anderem die Zahl der BewerberInnen für das Orchester in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen. Viele stellen sich natürlich die Frage, ob es das RSO in einem Jahr überhaupt noch geben wird. Dass es aber durchaus Hoffnung gibt, unterstreicht aber Roland Geyer. Der sich selbst als Optimist bezeichnende Direktor des Theater an der Wien glaubt an einen positiven Ausgang und hat die Zusammenarbeit mit dem Orchester bis 2012 verlängert.

Um den Fortbestand des RSO zu sichern, fordern die Initiatoren des Petition daher, dass die Ausgliederung in der geplanten Form nicht umgesetzt und die Möglichkeit einer Auflösung des Orchesters, wie im “Szenario 4” – dem “Worst Case” – vorgesehen, ausgeschlossen wird. Zudem muss ein langfristig tragbares Finanzierungskonzept erstellt werden. Erreicht könnte dies werden, wenn dem ORF etwa ein Teil der Gebührenbefreiungen zu refundiert wird. Ein Teil dieser Mittel sollte wiederum zweckgebunden an das RSO gehen. Weiters soll das Bestehen des RSO fest im Rundfunkgesetz verankert werden.

 

Nun ist es an der Zeit, die Diskussion um das RSO in die Öffentlichkeit zu tragen. “Jetzt darf nicht genörgelt werden, sondern es muss gehandelt werden”, so Geyer abschließend. Ziel muss sein, eine Lösung zu finden und damit den Fortbestand des Radiosymphonieorchesters für die Zukunft zu sichern.(mt)