MUVI 2025 – Nominiert für den Österreichischen Musikvideopreis 2025: „NATEMU නටමු“ von KVSAL

Zum dreizehnten Mal wird im Rahmen des VIENNA SHORTS Festivals der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS (MUVI) vergeben. Nominiert ist dieses Jahr KEVIN THALIYATH mit dem Musikvideo zu „NATEMU නටමු“ von KVSAL.

Kevin Thaliyath ist ein Multitalent im Bereich Video. Der in Wien geborene Künstler ist in den Bereichen Regie, Drehbuch und Post-Production tätig. Er hat bereits einige Film- und Videoprojekte umgesetzt – unter anderem die Kurzfilme „Speculum“ und „Das Dritte Gesicht“. Außerdem hat er gemeinsam mit einigen österreichischen Musiker:innen diverse Musikvideos umgesetzt, zuletzt etwa mit CHOVO und KVSAL. Letzteres wurde für den heurigen Österreichischen Musikvideopreis (MUVI) nominiert.

KVSAL ist ein Hip-Hop Künstler, der sowohl Wiener, als auch Sri-Lankaner ist. Begonnen hat er seine Musikkarriere auf der Geige, bis er mit fünfzehn Jahren Jazz und Notorious B.I.G entdeckte. In seiner aktuellen Musik mischt er traditionelle sri-lankanische Rhythmen mit Elementen des modernen Hip-Hop, Trap und R’n’B. Dabei löst er auch sprachlich Grenzen auf. In „NATEMU නටමු“ wechselt er fließend zwischen Deutsch und Sinhala hin und her, aber auch englische Texte finden sich auf seinem Debütalbum „Sad Bo1 S€azon“, welches im April 2025 erschienen ist. In seiner Musik erzählt KVSAL persönliche Geschichten aus seinem Leben und spielt mit Kreativität und Ironie. Wichtige Themen wie Identität, Liebe, Wurzeln, Unterdrückung, Emanzipation, Ausbeutung und post-Kolonialismus finden sich in seiner Musik wieder. So auch im Song „NATEMU නටමු“. නටමු bedeutet „Wir tanzen“ oder „Lass uns tanzen“ und ist Protest und Widerstand zugleich. Es ist ein Song, den KVSAL sich und allen migrantischen Kindern widmet, die immer noch als Feindbilder von der Politik und der Gesellschaft dargestellt werden. Musik und Tanz diente seit langem schon als eine Form von Widerstand. Um ihre kollektive Frustration und Wut Ausdruck zu verschaffen, fordert KVSAL auf zu Tanzen und stolz auf die eigenen Wurzeln zu sein. Dieses Gefühl zieht sich auch durch das Musikvideo und wurde visuell eindrucksvoll umgesetzt. Produziert wurde die Nummer von SSOLVE, den KVSAL im Rahmen des Programms QuestionMe&Answer kennen gelernt hat.

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Das Video beginnt mit einer Hand, die aus einem Gewässer auftaucht und eine Kokosnuss in der Hand hält. Dabei ist Atem zu hören und ein schriller Ton, bevor KVSAL mit dem ersten Rap-Verse einsteigt. Schnell hintereinander sind Eindrücke aus Wien geschnitten, aber auch Nahaufnahmen von KVSAL und seiner Crew. Der Rapper ist mit einer gestrickten, sri-lankanischen Maske und einer Machete zu sehen, wie er die Kokosnuss aus dem Gewässer fängt. Es folgt die Einblendung des Titels und des Künstlers in gelber Farbe auf grünem Hintergrund, der mit zwei Schlangen verziert ist. Die Szenen wechseln sich ab. KVSAL ist entweder draußen mit der Maske zu sehen, oder vor einem schwarzen Hintergrund ohne Maske. Dabei bleibt die Schnittgeschwindigkeit schnell und dynamisch. Draußen wird der tanzende Musiker von vier Personen begleitet, die weiß gekleidet sind und ein weißes Tuch über das Gesicht tragen. Dazwischen folgen wieder kurze Szenenaufnahmen aus Wien und dann eine Einstellung in welcher der Künstler vielfach zu sehen ist, mit Perlen geschmückt und goldenen Ohrschmuck.

Videostill aus "NATEMU නටමු" - ein Portrait in roter Farbe
Videostill “NATEMU නටමු” © Kevin Thaliyath, KVSAL

Es kommen Aufnahmen von seiner Crew vor, die kulturelle Pieces mit modernen Outfits mischen. Danach tritt eine Person mit zensiertem Gesicht auf, die eine türkisfarbene Krawatte trägt und passend dazu verweist er im Text auf die Volkspartei. In den weiteren Szenen wird getanzt und gesungen während Detailaufnahmen Bilder von Schmuck, Augen und Händen zeigen. Unterbrochen wird die Musik durch eine Teepause, die mitten im Wasser stattfindet. KVSAL sitzt mit zwei weiteren Personen an einem kleinen Tisch und diskutiert mehrsprachig über das Thema Ehe. Dabei werden Untertitel abwechselnd in Deutsch, Sinhala und Englisch eingeblendet. Die Szene endet mit einem Mann, der vorbeischwimmt und nach dem Steg 9 fragt. Die Musik setzt wieder ein und die Tanz- und Detailszenen gehen weiter. Besonders markant für das Video sind auch die saturierten Farben. Alle Elemente scheinen fast zu leuchten und verleihen dem Ganzen eine Lebendigkeit und Präsenz. Besonders auffällig ist dies gegen Ende des Videos, als die Farben plötzlich nicht mehr da sind. KVSAL ist mit seiner Maske in schwarz-weiß zu sehen, wie er die Hälfte der Kokosnuss an eine junge, weiß gekleidete Person übergibt. Nur das Innere der Kokosnuss hat Farbe – es ist blutrot und wirkt auch von der Beschaffenheit wie Blut. Während die Credits eingeblendet werden, färbt sich auch das Wasser im Hintergrund blutrot. Das Ende ist eine Mahnung und gleichzeitig Tatsache. Auf Hass und Ausgrenzung folgt oft Blutvergießen.

Auf den allerersten Blick mag das Video zu „NATEMU නටමු“ wirken, wie ein klassisches Rap-Musikvideo. Aber statt Uhren, Geld und Autos wird hier stolz Kultur präsentiert. Gleichzeitig ist es ein Protest und ein Aufruf sich nicht zu verstecken. Kevin Thaliyath ist es in aussagekräftigen, dynamischen Bildern gelungen, genau dieses Gefühl zu vermitteln. Er hat es geschafft, einen Teil der kulturellen Einflüsse, die Wien erst zu Wien machen, auf eindrucksvolle Weise abzulichten.

Ylva Hintersteiner

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