Musik, die auf faszinierende Weise Bilder in den Köpfen der HörerInnen entstehen lässt. Genau eine solche bekommt man auf MICHAEL WEDENIGS neuem Soloalbum „stadt I land I fuzz“ (KETO) zu hören.
Schon die erste Hörprobe verrät: Einem einzelnen Stil exakt zuordenbar ist die Musik, die Michael Wedenig auf „stadt I land I fuzz“ zum Erklingen bringt, nicht. Der Gitarrist selbst benennt als Einflüsse den modernen Jazz, elektronische Musik, Minimal Music und Alternative. Und ja, in Spurenelementen ist auch von allem irgendwie etwas dabei. Aber wirklich nur in Spurenelementen. Vielmehr als sich der Kärntner an den gewöhnlichen musikalischen Formaten abarbeitet und dogmatischen Prinzipien unterwirft, erschafft er sich über diverseste Gitarrensounds, Fieldrecordings, Samples und Loops einen den Raum ausfüllenden und sehr eigen klingenden Klangkosmos. Wirklich laut wird es dabei eigentlich in keinem Moment. Michael Wedenig nähert sich der ganzen Sache eher auf ruhigen Sohlen und in minimalistischer und reduzierter Form an.
Ein in vielen Farben schimmerndes Hörerlebnis
Will man das Kind doch beim Namen nennen, kommt man mit der Bezeichnung „irgendetwas zwischen Postrock, Kammermusik und Filmmusik“ wohl noch am nächsten an das Geschehen heran. Sprich, es regieren weite und lang gezogene Aufbauten fern jeder gewöhnlichen Songstruktur, flächenhafte, schwebende Sounds und feingliedrige Melodiebögen. Leicht versetzt mit dem einen oder anderen zarten elektronischen Beats erwächst aus den einzelnen Elementen letztlich ein sehr bildhaftes und in vielen Farben schimmerndes Hörerlebnis, das einen – je länger man sich diesem aussetzt – mehr und mehr in seinen Bann zieht.
Ein Bogen vom Traditionellen hin zum Zeitgenössischen
Für zusätzliche Spannung sorgt auch der Umstand, dass Michael Wedenig neben Eigenkompositionen vor allem auch sehr gelungene Neubearbeitungen von Volksliedern zu Gehör bringt. Der 29-jährige Kärntner macht sich auf eine Entdeckungsreise hin zu seinen musikalischen Wurzeln und übersetzt das Traditionelle in das Zeitgenössische. Er tut dies kunstvoll, behutsam und aus einer an musikalischen Erfahrungen reicheren – er hat in seinem Schaffen mittlerweile viele Stile durchwandert – Perspektive.
„stadt I land I fuzz“ ist ein Album geworden, das aufgrund seines verträumten Charakters einfach nur einlädt, sich entspannt zurückzulehnen und zu lauschen. Richtig stark.
Michael Ternai