Letztes Jahr hat die Wiener Formation Giantree deutlich bewiesen, dass selbst in Österreich famoser Indie-Pop fabriziert werden kann. Ja, es gab schon einen berechtigten Grund, warum der Songs „Time Loops“ im letzten Jahr auf Dauerschleife im Radio lief. Nun darf man sich endlich auf weiteres Material der Band freuen. Am 23. März wird Giantree ihr Debütalbum „We all yell“ (Monkey Music) präsentieren, das im Rahmen des SpringBreak-Festivals im Haus der Musik mit einem Release-Konzert gefeiert wird. Schon jetzt hat sich Giantree mit ihrer 3. Single „Life was young“ auf die obersten Plätze der Charts katapultiert. mica-music austria hat einen Teil der Band zum Interview getroffen und unter anderem herausgefunden, welche Songs des Albums von Hele Maurer, Franziska Kleinschmidt und Ada Joachimsthaler außerdem als besonders hörenswert empfohlen werden können.Das Gespräch führte Bibiane Weinberger.
Die Anfänge eurer Formation führen ins Jahr 2010. Mittlerweile befinden wir uns im Jahr 2012. Darf ich um eine kurze Band-Chronologie bitten?
Franziska: Also ich kann ja erst von da an erzählen, als ich zur Band gestoßen bin. Ich selbst bin dazu gekommen, weil ich hier in Wien schon länger auf der Suche nach einer Band war und im Dezember per Internetanzeige auf Giantree aufmerksam wurde. Klingt zwar recht platt diese Art der Zusammenführung, aber ich muss sagen, wir haben uns alle auf Anhieb sofort super verstanden. Ada (Synthesizers, Gesang) und Konstantin (Schlagzeug) sind noch vor mir der Band beigetreten. Gemeinsam haben sie eine kleine Akustiktour durch Berlin absolviert, die sehr zum Zusammenschweiß der Gruppe beigetragen hat. Wenige Monate nach meinem Einstieg hatten wir dann schon das Video zu „Time Loops“ abgedreht, welches schöießlich oft auf GOTV zu sehen und auf FM4 zu hören war…
Ada: Nach „Time Loops“ kam dann auch schnell das Video zu „Communicate“, dass wir letzten Sommer gedreht haben. Währenddessen haben wir eigentlich auch schon mit der Albumproduktion begonnen. Unser Plan war das Album bis zum Jahreswechsel halbwegs im Kasten zu haben.
Hele: Es gab so etwas wie zwei Phasen der Produktion. Zuerst die Phase von den Singles „Time Loops“ und „Communicate“, wo wir sehr verblüfft waren vom häufigen Radio-Airplay und der Resonanz der Hörer, sowie dem Interesse einiger Labels. Die zweite Phase begann dann im Sommer mit dem Kennenlernen von Dominik Schmidt von Rola Music, der uns seitdem managet. Gemeinsam haben wir das Album zwischen Juli 2011 und Jänner 2012 aufgenommen. Am 23. März wird unser Debüt releast und wir freuen uns schon sehr darauf!
Ihr seid ja dank Air-Play im Radio und Fernsehen recht schnell einer breiten Hörerschaft bekannt geworden. Wie geht ihr damit um, dass ihr in so kurzer Zeit so gute Resonanz bekommen habt?
Franziska: Ich nehme es gern so an wie es ist, muss ich sagen (lacht)!
Hele: Besser geht’s nicht!
Franzi: Wir schätzen es sehr und sind uns bewusst, dass wir in dieser Hinsicht sehr großes Glück hatten. Diese schnelle Resonanz von Musikpresse und Hörerschaft, kann man auf keinen Fall als selbstverständlich hinnehmen.
Für euch war es anscheinend schnell klar, ein Album aufzunehmen. Ich meine, ihr hättet eure bisherigen Songs auch einfach nur auf iTunes stellen können.
Hele: Dafür hatten wir einfach schon viel zu viel Soundmaterial. Zum Teil alte Songs, dann wieder ganz neues Material, die wir erst bis kurz vor November fertiggestellt haben. Insgesamt werden auf dem Album 10 Songs inklusive zweier Interludes zu hören sein.
Und wie geht ihr eigentlich ans Songschreiben heran? Seid ihr alle gleichermaßen daran beteiligt?
Hele: Das ist eine ziemlich komplexe Sache. Da mein Bruder (Roland) und ich ja schon etwas älter sind als die Mädels, haben wir dementsprechend mehr erlebt und in den letzten Jahren schon einen großen Songpool angelegt. Daraus haben wir natürlich auch für das Album geschöpft. Aber jetzt entwickelt sich das Songschreiben immer mehr zu einer gemeinsamen Sache. Mein Bruder sorgt hauptsächlich für die Grundbasis, und ich kümmere mich mehr um die textliche Struktur, wobei ich da mehr und mehr von Ada unterstützt werde. Franziska und Konstantin sind dafür unsere Köpfe bei den Arrangements.
Wird es sich bei eurem Debüt um ein Konzeptalbum handeln?
Hele: Eigentlich steht schon jedes Stück für sich. Aber seit der Entstehung von „Time Loops“ haben sich viele Eigenschaften durchgesetzt, die sich wie ein roter Faden auch durch die anderen Songs des Albums ziehen; beispielsweise der einmalige Schlagzeugsound von Konstantin. Aber auch die melancholischen Texte sind stark mit dem ganzen Album verhaftet. 2011 mussten wir einige Schicksalsschläge hinnehmen, die wir versucht haben auf dem Album zu verarbeiten.
Franziska: Ziemlich charakteristisch für das Album sind die mehrstimmigen Chorgesänge. Außerdem halte ich das Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass als sehr markantes Merkmal.
Welche Songs des Albums liegen euch persönlich besonders am Herzen?
Franziska: Einer meiner Lieblingssongs des Albums ist „Nord Rhodes“. Das ist eine ziemlich kranke Nummer-„Out of Control“ könnte man da gleich aus dem Text zitieren.
Ada: Ich spiele live sehr gerne die Nummer „Fair Winds & Following Seas“. Am Ende des Songs folgt ein sehr langes Outro. Zum Anhören gefällt mir der Song „Live was young“ gerade verdammt gut. Allerdings ändert sich die Präferenz bei mir recht schnell. Zuerst war ich voll begeistert von „Time Loops“, dann von „SmilingDrowningLaughingCrawling“. Vielleicht habe ich mich von den Nummern einfach schon satt gehört.
Hele: Ich höre mir „Time Loops“ immer noch sehr gerne an. Aber meine Favourites sind ebenfalls „Live was young“ und „Nord Rhodes“. Bei Letzterem ist insbesondere auf den Text zu achten, in dem es um Zukunftsfragen und –Perspektiven geht.
Euer Album heißt „We all yell“. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Franziska: „We all yell“ kommt ja im Text des Songs „Live was young“ vor. Dadurch sind wir eigentlich auf den Albumtitel gekommen. Aber ich finde, „We all yell“ passt einfach gut als Sinnbild all unserer Songs.
Ada: „We all yell“ bedeutet ja herausschreien. Auf dem Album schreien wir all unsere Emotionen in die Welt heraus.
Hele: Kurz und knapp: Man kann sich den Titel einfach leicht merken (lacht).
Giantree – Life Was Young by mica
„We all yell“ – Was würdet ihr hier und jetzt gerne in die Welt hinaus schreien?
Franziska: Kauft unser Album. Es lohnt sich!
Hele: Hört euch das Album an! Aus den Texten wird ziemlich ersichtlich, was uns auf der Seele liegt und was wir herausschreien wollen.
Seid ihr eigentlich damit einverstanden, dass euch die Musikpresse mit der Bezeichnung Synthiemelancholia-Pop tituliert. Oder würdet ihr gerne einen anderen Genre-Stempel aufgedrückt bekommen?
Franziska: Nein. Das passt uns eigentlich eh so. Es wäre ja ziemlich engstirnig von uns, würden wir uns jetzt unbedingt auf ein festes Genre festlegen.
Ada: Ob Pop oder Indiepop- das ist eine stilistische Gratwanderung, die eigentlich keinerlei Bedeutung beimisst. Die Genrezuschreibung hängt vermutlich davon ab, von welchem Radiosender man zuerst gespielt wird.
Ihr seid ja gerade auf Tour durch Österreich. Was waren bis jetzt die Highlights und worauf freut ihr Euch noch ganz Besonders?
Franziska: Unser Konzert vor kurzem in St.Peter/Wimberg war eigentlich ganz lustig. Dort haben wir „Beim Höller“ gemeinsam mit anderen coolen Bands gespielt, zum Beispiel mit Bo Candy And His Broken Hearts. Beim Höller hat einen ziemlich coolen Tanzclub mit sehr gutem Sound, der sich aber beim Frühstück am nächsten Tag als ziemlich unpraktisch herausstellte. (lacht)
Wieso das?
Hele: Es war 9 Uhr an einem Sonntag und direkt neben uns tanzte die ortsansässige Trachtengruppe…
Franziska: Verkatert zu frühstücken, mit Polkamusik lautstark im Hintergrund – das ist schon ein gewisses „Highlight“. Ich freue mich schon darauf, was uns auf Tour noch so alles erwarten wird.
Ada: Speziell auf das Release-Konzert sind wir schon sehr gespannt.
Warum sollte man sich das Release-Konzert im Haus der Musik auf keinen Fall entgehen lassen?
Hele: Weil einen dermaßen geilen Sound in Österreich noch niemand gehört hat!
Franziska: Das wird die Ohren wegbomben! Und nicht nur das! (Alle lachen)
Hele: Wir werden uns extra fürs Publikum in die feinsten Klamotten hauen. Und ich denke, wir treffen mit unserem Sound gerade den Trend der Zeit. Wenn das nicht genug Gründe sind, um zum Release-Konzert zu kommen…
Termine:
23.03. Haus der Musik, Wien – Album Release
29.03. PPC, Graz
30.03. Triebwerk, Wr. Neustadt
31.03. GmündRockCity, Weitra
14.04. Spinnerei, Traun
20.04. Kulturkeller, Judenburg
21.04. Röda, Steyr
28.04. Kulturhaus Rose, Stein, CH
30.04. Weekender, Innsbruck
11.05. Arge, Salzburg
12.05. Spielboden, Dornbirn
18.05. Roter Gugl, Hartberg
19.05. Corner, Salzburg
15.06. Parkhaus, Klagenfurt
23.06. Donauinsel-Fest/FM4 Bühne, Wien
21.07. Acoustic Lakeside Festival, Sonnegger See
28.07. Sunday Session Festival Weekend, Ramsau
Foto: Dominique Hammer
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