Würde es die Fernseh-Hitparade „Die Großen 10“ mit Udo Huber noch geben: RIAN wäre in den letzten Monaten einige Mal darin vorgekommen. Denn sein Lied „Verwandtschaftstreffen“ hat es in die Top 5 in Österreich geschafft. Nicht nur das: RIAN gewann heuer auch 3 Amadeus-Awards. Im Interview mit Jürgen Plank erzählt der Sänger von der eben absolvierten Tour durch Deutschland und Österreich, den 7 Instrumenten, die er spielt und wie sein Musikmachen in einem Tonstudio in der Schule begonnen hat. Und er berichtet von zahlreichen Momenten mit Dopamin-Ausschüttungen, die es in den letzten Monaten für ihn gegeben hat.
Beginnen wir mit deinem Hit „Verwandtschaftstreffen“. Wie ist der Song entstanden?
Rian: Ich mache mir nie allzu viele Gedanken um Song-Themen. Das Thema Verwandtschaftstreffen ist aufgepoppt, weil es im Freundeskreis einige Geschichten darüber gab. Dass es bei solchen Treffen auch ein bisschen rund gehen kann. So bin ich auf das Thema gekommen und wir haben den Song gemacht, ohne das Thema zu zerdenken.
Geht es bei deinen Treffen mit Verwandten ab und zu auch rund oder kennst du das eher aus Erzählungen?
Rian: Ich kenne das eher von außen, bei mir ist es Gott sei Dank relativ ruhig. Ich denke, ich habe diesbezüglich Glück.
Wenn man dieses Glück nicht hat, kann man sich dem Thema ja mit Humor nähern, so wie du das im Lied machst.
Rian: Genau, das ist grundsätzlich mein Ansatz bei sehr vielen Themen. Das hört man auch in meiner Musik und ich finde, Humor ist ein guter Weg im Umgang mit vielen Themen.
Wie war der Moment, in dem du erfahren hast, dass „Verwandtschaftstreffen“ in der Hitparade gelandet ist?
Rian: Das ist nicht von einem Tag auf den anderen passiert, sondern ist schön organisch gewachsen. Dadurch gab es immer wieder kleine Meilensteine, die nach dieser langen Zeit, extrem arg sind. Es war durchgehend das Gefühl: ma, geil, jetzt sind wir in den Charts! Geil, jetzt haben wir so und so viele Streams. Das war schon eine sehr schöne Reise. Rund um Weihnachten letztes Jahr haben wir noch mehr Aufmerksamkeit für den Song bekommen, ich glaube, weil Verwandtschaftstreffen in dieser Zeit einfach präsent sind.
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Hat dich dann dein Manager angerufen und gesagt: wir sind in der Hitparade?
Rian: Das oder er baut ein bisschen Spannung auf und sagt, dass es coole Neuigkeiten gibt. Wir haben uns dann eh getroffen und auf die Hitparade angestoßen. Das ist irre und ich glaube, es dauert auch etwas, das zu verarbeiten. Mittlerweile geht es eh, aber in dem Moment, in dem so etwas passiert, ist das eine unglaubliche Dopamin-Ausschüttung.Davon habe ich in letzter Zeit einige haben dürfen. Es dauert auch, das zu verarbeiten. Nach zwei, drei Wochen verfestigt sich erst der Gedanke, was Hitparade bedeutet.
Wie viel von dir steckt in der Bühnenfigur RIAN und umgekehrt?
Rian: Schon sehr viel, mein großes Ziel ist es, authentisch zu sein. Ich möchte mich nicht verbiegen, so macht es am meisten Spaß und kommt auch am besten an. Das ist eine win-win-Situation. Es gibt für mich nichts Geileres als auf der Bühne zu stehen und Leute zu unterhalten. Das ist einfach mein Ding, egal ob das kabarettistische Einlagen sind oder die Musik. Das möglichst authentisch zu machen, sodass man sich in den Spiegel schauen kann, ist das Wichtigste.
Hast du schon Kabarett gemacht?
Rian: Noch nicht, das ist aber auf jeden Fall auf meiner Agenda, mal schauen.
Du warst eben auf Tour in Deutschland und Österreich. War das deine erste große Tour und wie war’s?
Rian: Es war nicht meine erste Tour, aber meine erste, größere Tour. Es war unglaublich schön, weil die Konzerte ausverkauft waren. Das bin ich nicht gewohnt, ich habe in den letzten Jahren schon sehr viele Konzerte spielen dürfen, zum Teil vor wenigen Leuten. Deswegen war das einfach geil, es ist unglaublich, was man da alles zurückbekommt. Deswegen steckt man da auch jahrelang Arbeit hinein: damit man dann auf der Bühne stehen und seinen Traum leben darf.
Gab es lustige Erlebnisse on tour?
Rian: Nichts Einschneidendes. Es hat sich auf jeden Fall niemand während einer Show in die Hosen gemacht. Das ist auch schon mal wichtig. Es waren viele schöne Momente dabei, in Wien war der ganze Freundeskreis dabei, die Familie. Lustig ist während der Show, mit den Leuten ein paar Einlagen zu machen. Ich finde die Interaktion mit dem Publikum immer lustig, die Leute rechnen dann nicht damit, dass du ihnen ein Mikro vors Gesicht hältst. Dann sind sie sehr nervös und es passieren lustige Sachen.
Hast du bei den Konzerten Unterschiede im Humor zwischen Deutschland und Österreich bemerkt?
Rian: In Bayern ist es ähnlich. Ich habe ein sehr offenes, sehr kulantes Publikum. Manche müssen erst ein bisschen auftauen, manche kommen in den Saal und feiern.
Was war ein besonderes Erlebnis während der Tour, ein besonderer Eindruck, den du nicht vergessen wirst?
Rian: In Wien war der Tour-Abschluss und das war ein Highlight, da hatten wir 1400 Leute. Der Gasometer war einfach voll, das war sehr besonders und das werde ich nie vergessen.
Du spielst 7 Instrumente, welche Instrumente sind das und wie kam das? Womit hast du begonnen?
Rian: Das hat sich immer mehr verbreitert. Ich habe mit dem Schlagzeug begonnen. Zuerst habe ich mit Kochtöpfen gespielt, in weiterer Folge habe ich ein Schlagzeug bekommen. Das hat mir aber nicht gereicht, denn ich habe immer den Ansatz gehabt, auch Songs zu schreiben. Nach wie vor habe ich absolut kein Interesse daran, Lieder nachzuspielen. Mit Noten habe ich relativ wenig am Hut, ich wollte einfach Songs schreiben. So habe ich die Gitarre gefunden und habe mir dieses Instrument beigebracht. Dann kamen der Bass und das Klavier dazu. Das waren die Hauptinstrumente. Alles, was man für eine Band braucht, damit ich alles selbst einspielen kann. Damit habe ich relativ früh begonnen, schon in der Schule. Ich habe das Glück gehabt, dass ich mich am Nachmittag in einen Raum einsperren konnte, um Musik aufzunehmen.
Es gab ein Tonstudio in deiner Schule?
Rian: Ja, wir hatten einen Raum zum Aufnehmen, ganz basic: mit Laptop, Interface und Mikrofon. Und den Instrumenten zum Anstecken. Da habe ich viel gelernt und learning by doing gemacht, so hat sich das ergeben. Das war ein Gymnasium mit einem Kreativ-Zweig.
Wie ist das auf der Bühne: wechselst du ständig zwischen den Instrumenten?
Rian: Nein, das nicht. Ich wechsle nur zwischen akustischer Gitarre und E-Gitarre. Den Rest macht die Band, bei der vorletzten Tour habe ich noch ein bisschen Bongos gespielt und rhythmische Elemente eingebaut.
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Dein Lied „Wenn ich alt bin“ beschäftigt sich mit dem Thema des Älterwerdens, wie meistens bei dir mit Augenzwinkern. Du singst darüber, dass du dann in der Straßenbahn immer einen Platz bekommen würdest, das wäre der Wahnsinn. Inwiefern steckt da neben der Ironie auch ein Körnchen Wahrheit drinnen? Siehst du das Älterwerden positiv?
Rian: Ja, wenn man das will. Das ist die Frage. Vielleicht ist es auch nur ein Wunschdenken. Man kann es sich aussuchen: Man findet immer eine tiefere Ebene, wenn man das will. Meine Musik ist schon auch die heile Welt, in der ich gerne leben würde.
Das Alter wird oft negativ konnotiert, wenn man etwa an den Arbeitsmarkt denkt. Du konnotierst Alter aber positiv.
Rian: Genau. Es taugt mir auch, mit solchen Sichtweisen zu brechen. Und zu sagen: Nein, was ist, wenn es anders ist?
„IN DER MUTTERSPRACHE UND SO WIE MIR DER SCHNABEL GEWACHSEN IST, HABE ICH VIEL MEHR MÖGLICHKEITEN, HUMOR RÜBER ZU BRINGEN“
Humor und Pop-Musik ist für mich eine gute Mischung. War das bei dir schon immer so, auch als du noch in englischer Sprache geschrieben hast?
Rian: Nein, gar nicht. Da konnte ich mich nicht so gut ausdrücken. In der Muttersprache und so wie mir der Schnabel gewachsen ist, habe ich viel mehr Möglichkeiten, Humor rüber zu bringen. Auf Englisch habe ich über alles geschrieben, was einen jungen, angehenden Erwachsenen eben so beschäftigt: Liebe und solche Sachen.
In den aktuellen Songs hört man immer wieder gleichsam aus dem Off Zwischenrufe, die wie Gedankenblasen im Comic auf mich wirken. Wie bist du auf diesen Kniff gekommen?
Rian: Genau, ja. Das ist eine sehr gute Frage. Das ist irgendwann einfach so passiert. Der Text ist für mich in den Songs mittlerweile das Wichtigste, es hat sich dorthin entwickelt. Man singt ja nicht durchgehend, man hat ja immer wieder Pausen. Irgendwann ist mir die Idee gekommen, diese Pausen zu füllen. Und weil mir der Text am wichtigsten ist, fülle ich die Pausen mit noch mehr Text.
Der Zwischentext bringt wiederum eine neue Ebene ein.
Rian: Genau, etwas Lustiges. Oder etwas Ernsteres.
Bezüglich Humor: Damit arbeiten natürlich auch andere Musiker:innen. Wurde dir schon einmal gesagt, dass du äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit “Weird Al” Yankovic hast – der ja ebenfalls Musik mit Humor verbindet? Ich muss dabei zum Beispiel an sein „Beat It“-Cover denken, das bei ihm „Eat It“ heißt.
Rian: Nein, noch nicht. Ich weiß gar nicht, ob ich den kenne. Vielleicht sind wir ja verwandt, in Bezug auf den Humor klingt das nach Parallelen. Ich werde mir Bilder von ihm anschauen.
Klassische letzte Frage: Wie geht’s bei dir weiter?
Rian: Die nächste Tour steht eh schon an, allerdings erst im nächsten Jahr. Da gibt es wieder einige Termine.
Geht es über Deutschland und Österreich hinaus?
Rian: Deutschland und Österreich und mit Zürich haben wir sogar einen Termin in der Schweiz. Es beginnt Ende November in Locations und Städten, die man normalerweise nicht anspielt. Zum Beispiel in Marchtrenk oder in Bruck an der Mur. Mein erstes deutschsprachiges Album kommt nächstes Jahr, davor gibt es noch ein paar Singles, das ist der Plan.
Herzlichen Dank für das Interview.
Jürgen Plank
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