MARTIN PHILADELPHY – „Retrograde II“

Gitarrenmusik zwischen Blues, Rock und Jazz mit eigenwilligem Charakter und eigenem Sound – genau eine solche bekommt man auf „Retrograde II“ (Delphy Records), dem neuen Album des Gitarristen MARTIN PHILADELPHY, geboten.

Martin Philadelphy ist bekanntermaßen ein Musiker einer ungewöhnlich großen stilistischen Bandbreite. Will man eine der vielen Roten Linie hervorheben, die sich durch seine zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahre ziehen, ist es vor allem seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit, die er als Musiker ein jedes Mal an den Tag legt.  Der aus Tirol stammende und in Wien lebende Gitarrist agiert stets unvorhersehbar, er liebt das Unkonventionelle und weiß immer wieder aufs Neue gekonnt andere aufregende Akzente zu setzen. Nicht anders verhält es sich auf seinem neuen Album „Retrograde II“, das sich nahtlos in die Reihe seiner ungewöhnlichen Releases einordnet.

Cover “Retrograde II” (c) Sara Schober

Wobei Martin Philadelphy mit „Retrograde II“ musikalisch einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit vornimmt. Seine neuen Nummern knüpfen in ihrer Art nämlich an jene vom 2016er-Album „Retrograde“ an, auf dem der gebürtige Tiroler sich an seinen beiden Projekten Elektro Farmer und Trensch orientiert und einen eher einfacheren und zugänglicheren Ton angeschlagen hat. Es wäre aber nicht Martin Philadelphy, wenn zugänglich gleichermaßen der Norm entsprechend bedeuten würde. Nein, davon ist dieses Album weiterhin weit entfernt, denn wie man es von ihm gewohnt ist, gelingt es den eigenwilligen musikalischen Kreativgeist einmal mehr, einen ganz eigenen Charakter in die Geschichte hineinzubringen.

Der Gitarrist und seine aus den sich auch kompositorisch einbringenden  Ausnahmekönnern Martin Eberle (Trompete), Stefan Thaler (Bass), und Niki Dolp (Schlagzeug) bestehende Band ziehen auf „Retrograde II“ die Linie hin zu einer wunderbar erdigen Interpretation des Blues, die sich – versetzt mit Elementen des freien Jazz und des (Art)Rock – auf sehr abwechslungsreiche, wunderbar stimmungsvolle und leicht retroangehauchte Weise zwischen lässigen Groove, progressiver Rhythmik, edler Zurückhaltung und lärmender Energie einpendelt.  

Zusammenfassend kann man sagen, dass Martin Philadelphy mit „Retrograde II“ einmal mehr mit einem hochinteressanten Gegenentwurf zum musikalisch Üblichen aufwartet. Der Gitarrist und seine Mitmusiker liefern eindrucksvoll den Beweis, was Aufregendes entstehen kann, löst man sich einmal von allen Regeln und lässt den eigenen Ideen einfach ihren freien Lauf.  

Michael Ternai

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