Literarisch inspiriertes Solistenkonzert – Instrumentalmusik / Orchesterwerke der mittleren und älteren Komponistengenerationen 2000–2012

Ein Überblick über österreichisches Instrumental- bzw. Orchesterschaffen seit Beginn des aktuellen Jahrtausends setzt einen kurzen Kommentar zu den Rahmenbedingungen voraus, die Komponisten im Vergleich zu vorangegangenen Jahrzehnten vorfanden. Generell lässt sich auch ohne statistische Untersuchung als gesichert annehmen, dass die durchschnittliche Anzahl jährlich neu entstehender Werke kaum Veränderungen unterliegt. Sehr wohl wird man diese im Bereich der Besetzung ausmachen können. Aus direkter Beobachtung ist festzustellen, dass seit den 1980er-Jahren ein kontinuierlicher Rückgang an Orchesterkonzerten mit ausschließlich zeitgenössischer Musik, „Sandwich“-Orchesterkonzerten (also Programmen, bei denen klassische Werke ein zeitgenössisches Werk umrahmen) sowie der Aufnahme und Ausstrahlung zeitgenössischer Musik durch den Österreichischen Rundfunk gegeben ist. Auf letzteres wurde auch bei zahlreichen Tagungen, Gesprächen zwischen den Interessenvertretern und betroffenen Institutionen sowie anderen Gelegenheiten hingewiesen. Ohne hier im Einzelnen auf die Gründe dieser Reduktionen eingehen zu können, liegt auf der Hand, dass sie mittelfristig Konsequenzen im Komponierverhalten nach sich zogen: Mangelnde Aufführungs- bzw. auch Einnahmemöglichkeiten, schränkten konsequenterweise auch die Zahl neu entstehender Orchesterwerke ein: Kaum ein Komponist schreibt eine Symphonie für die oft zitierte Schublade. Umso auffälliger ist die Hinwendung zu kleineren Besetzungen zu beobachten. Das Symphonieorchester fand vielfach Ablösung durch Kammerorchester bzw. in weit höherem Maß durch Spezialensembles für zeitgenössische Musik.

Nichtsdestotrotz gibt es auch für den Zeitraum ab 2000 eine immer noch sehr hohe Zahl neu entstandener Orchesterwerke. Den Anlass hierfür gaben zumeist Aufträge einzelner Orchester bzw. seltener von Veranstaltern, wobei teilweise in den österreichischen Bundesländern sogar höheres Engagement erkennbar war als in Wien. Als herausragende Gelegenheiten boten sich zudem die alljährlichen Festivals, unter denen stellvertretend etwa Wien Modern, das musikprotokoll des Steirischen Herbstes und die Klangspuren Schwaz zu nennen sind. Nicht zu vernachlässigen sind auch die klassischen „Hochkultur“-Festivals, für die das aktuelle Musikschaffen nur einen Teil ihres Gesamtprogramms ausmacht, den sie aber ebenfalls mit Premieren anzureichern trachten (u. a. Bregenzer Festspiele, styriarte Graz). Aus der vorhandenen Vielfalt kann hier nur der Versuch einer repräsentativen Auswahl unternommen werden.

Relativ unbeeinflusst von den aufgezeigten Rahmenbedingungen erscheint das Schaffen Friedrich Cerhas (*1926). Schon seit Ende des 20. Jahrhunderts als Doyen der österreichischen Musik anerkannt, wurde ihm sowohl vielfach eine Schlüsselrolle bei aktuellen Festivals, als auch eine zumindest teilweise Einbettung ins Repertoiregeschehen zuerkannt. Bei ihm erscheint die Erweiterung des Werkkatalogs seit der Jahrtausendwende besonders beträchtlich, da nicht nur Neues in vielen Gattungsbereichen entstand, sondern zugleich bislang unveröffentlichte Jugendwerke gesichtet, publiziert und von Interpreten dankbar aufgegriffen wurden. Mindestens ebenso rasch wurden neue Kammermusikwerke uraufgeführt und nachgespielt, darunter die Fünf Stücke für Klarinette, Violoncello und Klavier (1999/2000), Quintett für Klarinette und Streichquartett (2004), Musik für Posaune und Streichquartett (2004/05), Trio für Violine, Violoncello und Klavier (2005) oder das Quintett für Oboe und Streichquartett (2007). Herausragende Beiträge zum Orchesterliteratursektor bildeten vor allem das Konzert für Violine und Orchester (2004) und das Konzert für Schlagzeug und Orchester (2007/08), das für den jungen, international reüssierenden österreichischen Schlagwerker Martin Grubinger geschrieben wurde und bis Ende 2012 bereits rund 20 Aufführungen verzeichnet, darunter auch eine Serie im Rahmen der Abonnementkonzerte der Wiener Philharmoniker 2011.

Die rasche Produktion von Tonträgern dieser Werke trägt das ihre zur weiteren Verbreitung bei. Zuletzt komponierte Cerha Elf Skizzen für Orchester (2011/12), deren achte bis elfte im Oktober 2012 vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada uraufgeführt wurden. Unter jenen Komponisten, die wie Cerha schon seit den 1950er Jahren oder bald danach einem kontinuierlichen schöpferischen Wirken nachgingen, erfuhren im Besonderen Kurt Schwertsik (*1935) und Heinz Karl Gruber (*1943) auch weitreichend internationale Beachtung und Aufträge aus dem In- und Ausland. Für beide ist außerhalb der deutschsprachigen Länder, die auch ihr Bühnenschaffen repräsentativ zur Geltung bringen, insbesondere eine hohe Akzeptanz im anglo-amerikanischen Bereich festzustellen, was nicht zuletzt ihrem dort besonders gut angenommenen Verzicht auf experimentelle Mittel zugunsten anspruchsvoller Konstruktion mit tonalen Mitteln zugeschrieben werden mag. So konnte Schwertsik etwa den Premieren seines Posaunenkonzerts “Mixed Feelings” op. 84 (2001) in Minneapolis, des Marimba und Streicher-Stücks “Now you hear me, now you don’t” op. 102 (2008) in Aberdeen, der “Nachtmusiken” für Orchester op. 104 (2009) in Manchester sowie des Ensemblestücks “The Longest 10 Minutes” op. 98 (2006) und des Flötenkonzerts “Atmen, du unsichtbares Gedicht!” op. 109 (2011/12) in Liverpool beiwohnen. In der Folge fanden bzw. finden diese Werke auch in den heimischen Konzertsälen ihren Platz. Zu der von ihm besonders gepflegten Gattung des Streichquartetts fügte Schwertsik im letzten Jahrzehnt “Ein Namenloses Streichquartett” op. 92 (2005) und Liedersammlung op. 91 (2005/12) hinzu, die ebenfalls bereits umgehend von verschiedenen Quartettformationen aufgegriffen wurden.

Heinz Karl „Nali“ Gruber konnte seit Beendigung seines Kontrabassistenberufs seine Laufbahn als Dirigent forcieren, was ihm wiederum einen essenziellen Beitrag zur Vermittlung seiner Musik und jener österreichischer Kollegen auf internationalen Podien ermöglichte. Auch bei ihm reicht die Palette der neueren Werke von Aufführungen durch die Wiener Philharmoniker – wie im Fall des Konzertstücks “Dancing in the Dark” (2002) unter dem Dirigat von Simon Rattle (der schon 1978 Grubers Welterfolg “Frankenstein!!” aus der Taufe gehoben hatte) – bis zu zumeist außerhalb Österreichs unter der Leitung des Komponisten erfolgten Premieren, etwa “Hidden Agenda” für großes Orchester (2006) in Luzern oder der beiden für Håkan Hardenberger entstandenen Trompetenkonzerte “Aerial” (1998/99) in London und “Busking” (2007) in Amsterdam.

In völligem Gegensatz zu Friedrich Cerha legte sein Jahrgangskollege Francis Burt (1926–2012) infolge der Arbeit an seiner abendfüllenden Oper “Mahan” im gesamten abgelaufenen Jahrzehnt nur zwei kurze, aber nicht minder interessiert aufgenommene Ensemblestücke vor, die vom Klangforum Wien bzw. vom Ensemble Wiener Collage uraufgeführt wurden: “Mohn und Gedächtnis” (2010/11) sowie “Variationen eines alten Liedes” (2012).

Die auffällige Tendenz zum Instrumentalkonzert manifestiert sich ebenso bei Iván Eröd (1936) und Erich Urbanner (1936) – bei diesem im vierten Klavierkonzert (2002/03), dem Konzert für Akkordeon und neun Instrumente (2003/04) und dem Konzert für Viola und 13 Spieler (2010). Wichtige Ergänzung erfuhr sein Instrumentalschaffen zudem durch die 2010 im Rahmen der Musica viva in München uraufgeführten “Begegnungen” für großes Orchester (2005/06) und die Streichquartette Nr. 5 und 6 (2001 bzw. 2008).

Iván Eröd
präsentierte im Rahmen einer Personale bei der styriarte Graz 2006 neben der 2. Symphonie op. 75 (2001) auch die Uraufführung des Cellokonzerts op. 80 (2005) in Erinnerung an seinen im Konzentrationslager Buchenwald umgekommenen Bruder und Cellisten Endre Eröd. Ein weiteres Solokonzert entstand 2010/11 für die Klarinettistin Sharon Kam und das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada. Mit einem Kompositionsauftrag zum jährlichen Saisonauftakt knüpfen die Tonkünstler mit ihrem Chefdirigenten zumindest im Ansatz an ihre frühere Rolle als einer der wesentlichen Träger neuer österreichischer Orchestermusik an – so wurden in diesem Rahmen neben Eröd und Cerha bislang auch Christian Muthspiel (1962) mit” Pas de deux concertant” für Violine, Percussion und Orchester (2009) und Gerald Resch (1975) mit “Cantus firmus” für großes Orchester und Chor ad lib. (2009/10) präsentiert. Dass diese Reflexion zur Motivarbeit und Formenwelt der klassisch-romantischen Musiktradition nicht wie ursprünglich gedacht als Symphonie bezeichnet wurde, mag ein unwesentliches Indiz für eine heute weit verbreitete Distanziertheit gegenüber dieser Gattung gelten.

Unter jenen Komponisten der älteren Generation, die sich hiervon unberührt zeigen, ist der Oberösterreicher Balduin Sulzer (1932) aktuell vermutlich der fruchtbarste Symphoniker: Seit der Jahrtausendwende fügte er seinen ersten drei Symphonien bereits fünf weitere hinzu, deren bislang letzte, die Sinfonie Nr. 8 für Sopransolo und konzertante Orgel op. 384, im Oktober 2012 vom Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies aus der Taufe gehoben und auch in Wien vorgestellt wurde. Wie das niederösterreichische Tonkünstler-Orchester ist auch diese Formation heute einer der wesentlichen Ansprechpartner für (Ur-)Aufführungen zeitgenössischer Musik, wobei die Hervorhebung oberösterreichischer Komponisten zudem einen wesentlichen, in anderen Bundesländern bei weitem nicht in diesem Ausmaß gegebenen Akzent für das regionale Schaffen setzt. Der Bogen ist dabei generationenübergreifend und schließt auch viele jüngere Komponisten ein. In der mittleren Generation hat sich insbesondere der gebürtige Welser Helmut Schmidinger (1969) seit langem einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus gemacht. Gerne an historische Vorgänger anknüpfend, betitelt er seine Arbeiten auch oft mit Zitaten aus der Literatur bzw. Briefen, wodurch bereits inhaltlich Hinweise gegeben werden, so etwa in den für ein Beethoven-Konzert des Grazer recreation-Orchesters komponierten Nachklängen für Orchester „…wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört.“ (2007). Joseph Haydn stand etwa Pate für die im Wiener Musikverein uraufgeführte Sinfonie für Streichorchester „da siz ich in meiner Einöde“ (2009) und das Violinkonzert Metamorphosen über „Joseph Haydn“ (2009), das im Dezember 2009 in der Suntory Hall Tokio Premiere hatte. Zu erwähnen sind aus dem Instrumentalschaffen der letzten Jahre weiters u. a. das Konzert für Violine, Violoncello und Streichorchester „… das Geräusch von den Flügeln, die einander berührten…“ (2009/10), „…between thin slices…“ 5 Intermezzi nach Incipits verschiedener Dichter für großes Orchester (2010/11) oder „… für den, der heimlich lauschet…“ Kammermusik für Klavier und Orchester (2012).

Die zuvor beschriebene Bevorzugung des Solistenkonzerts bzw. der Gegenüberstellung von Soli und Ensemble oder großem Klangkörper gegenüber einer reinen Orchesterbesetzung lässt sich für Schmidinger und Muthspiel ebenso festhalten, wie bei ästhetisch gegensätzlichen Positionen. So zeigt sich auch unter den letzten groß dimensionierten Instrumentalwerken von Beat Furrer (1954) deutlich diese Tendenz: Zu nennen sind “andere stimmen” für Violine und Orchester (2003), “PHAOS” für Orchester (2006), Konzert für Klavier und Orchester (2007), Konzert für Klavier und Ensemble (2007) sowie “Xenos III” für zwei Schlagzeuger und Streicher (2010).

Stellt man dem das nicht minder breit gestreute Schaffen von Georg Friedrich Haas (1953) zur Seite, so fallen trotz seiner wiederum völlig anderen Herangehensweise verblüffende Parallelen zu den zuvor Genannten auf. Auch hier vielfach konzertierende Stücke wie das Konzert für Violoncello und großes Orchester (2004), Konzert für Klavier und Orchester (2007) oder die bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführten “limited approximations” für sechs Klaviere im Zwölfteltonabstand und Orchester (2010), auch hier vielfach Bezugnahmen auf historisches Material, wie etwa “Torso”. Nach der unvollendeten Klaviersonate C-Dur D 840 von Franz Schubert für großes Orchester (1999/2000) oder Opus 68 für großes Orchester nach der 9. Klaviersonate von Alexander Skrjabin (2004).

Die jüngeren Orchesterarbeiten von Gerd Kühr (1952) sind “Movimenti” für Violine und Orchester (2004/06), “Linie Punkt Fläche Raum” für Orchester (2004/07), die zum 40-jährigen Jubiläum des Radio-Symphonieorchesters Wien (ORF-Symphonieorchester) entstandenen Klangsplitter (2009), aber etwa auch eine im Auftrag des Bayerischen Rundfunks gesetzte Streichorchesterfassung des Streichquartetts a-Moll op. 132 von Ludwig van Beethoven (2011).

Wie für Georg Friedrich Haas ist auch für Clemens Gadenstätter (1966) das deutsche Donaueschingen ein wesentliches Zentrum der Präsentation seiner Werke. So erklangen dort etwa “Polyskopie” für Solisten und kleines Orchester (2000/01) und “powered by emphasi”s (Ballade 2, 3 & 4) für Stimme, Combo, Chöre, Orchester und Elektronik (2005) unter der Leitung Peter Eötvös bzw. Peter Hirsch. Das Klangforum Wien präsentierte im Rahmen von Wien Modern 2003 Comic Sense, ein Konzert für Klavier- und Keyboardsolo und Ensemble (2001), und 2008 Semantical Investigations I für Violine und Ensemble (2006). Weitere Werke wurden u. a. in Graz, Berlin und Reims uraufgeführt. Nach vielen groß besetzten und Kammermusikwerken entstand 2012 mit häuten (Paramyth I) ein erstes Streichquartett.

Herbert Lauermanns (1955) Werkkatalog, auch in vielen rein instrumentalen Werken geprägt durch eine starke Affinität zur menschlichen Stimme und Sprache, weist zuletzt vor allem Vokalwerke auf. Bereits viel beachtet wurden daneben die beiden Klaviertrios „…schwarze Rillen…“ (2003/04) und „…übungen im horizontgewinn und traumverlust…“ (2005).

Gegensätzlich zu dieser Beschränkung die Entwicklung im Œuvre von Wolfram Wagner (1962). Erwähnt man auch nur eine Auswahl seiner seit 2000 entstanden Instrumentalwerke, so sei diese hier ihrerseits auf die groß besetzten Stücke begrenzt, die von einer kaum überschaubaren Vielfalt an Solo- und Kammermusik flankiert werden: Die Konzertante Fantasie für Solo-Violine und Streichorchester (2010), das Konzert für Flöte, Klavier und Streichorchester (2010) und das Konzert für Flöte und Kammerorchester (2006) – sämtliche uraufgeführt im Wiener Musikverein –, das Konzert für Violine und Orchester (2006) sowie das für Musikschüler geschaffene Concertino für Kammerorchester mit Klavier (2005) zeigen einen deutlichen Schwerpunkt in der Bundeshauptstadt, der allerdings etwa mit dem für das Passionsspielhaus Erl/Tirol komponierten symphonischen Satz Der versunkene See für Blasorchester und Orgel (2009) markant kontrastiert wird.

Ähnlich vielfältig und auch quantitativ überdurchschnittlich umfassend zeigt sich das in seiner steirischen Heimat wesentlich intensiver als in Wien wahrgenommene Schaffen von Klaus Lang (1971). Neben Opern, weiteren Bühnenwerken, Chorsätzen, instrumentalen Soli und dem Orchesterwerk fichten (2003/04) schrieb er vor allem Kammermusik und zahlreiche Ensemblestücke, darunter die heilige clara und der schwarze fisch für Ensemble und Klavier (2000), regen. katzen für Piccoloflöte und Ensemble (2001), “space cookies, bellin deer and love” für Violine und Ensemble (2002), “die englischen hände” (2004), “die drei goldenen schatten” (2007), “the moon in a moonless sky (two)” (2007), “the book of serenity” (2008), “the ocean of yes and no” (2008), “rote asche” (2009), “capital. interview” (2009) sowie “vierlinien. zweifaches weiß” für Bläser, Klavier und Schlagwerk (2012).

Wollte man eine markante Bestätigung für die schon mehrfach festgestellte aktuelle Tendenz zum Instrumentalkonzert, so gab diese Herbert Willi (1956) mit seinem Zyklus “Montafon”. Dieser brachte in kurzer Aufeinanderfolge das Trompetenkonzert “Eirene” (2001), uraufgeführt durch das Radio-Symphonieorchester Wien im Wiener Musikverein 2002, das Konzert für Flöte, Oboe und Orchester “…geraume Zeit…” (2002/03), uraufgeführt durch den Wiener Concert-Verein im Musikverein 2003, das Klarinettenkonzert “ego eimi” (2005/06), uraufgeführt durch das RSO Wien bei den Salzburger Festspielen 2006 sowie das Hornkonzert “Äon” (2007), uraufgeführt durch das RSO Wien im Wiener Musikverein 2008. Anlässlich der Feierlichkeiten „200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ wurde am 1. November 2012 das Violinkonzert “Sacrosanto” (2011/12) durch Nikolaj Znaider und das Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck uraufgeführt. Als eines seiner wenigen kleineren Werke entstand im letzten Jahrzehnt in Bezug auf die runden Geburtstage des Komponisten und Wolfgang Amadeus Mozarts das Streichtrio auf Mozart-Motive Kairos im Kronos 1756/1956 (2005).

Bei Christian Ofenbauer (1961) stand nach den Opern und anderen groß besetzten Werken der 1980er und 1990er Jahre im aktuellen Jahrtausend bislang das Streichquartett im Zentrum. Dem 1997 komponierten ersten Streichquartettsatz folgten Streichquartettsatz Nr. 2 (2008), Streichquartettsatz Nr. 3 (2009), Streichquartettsatz Nr. 4 (2010) (BruchStück IX), Streichquartettsatz Nr. 5 (2011) sowie Streichquartettsatz Nr. 6 (2011).

Auch von Alexander Stankovski (1968) liegen aus den letzten Jahren insbesondere Ensemblestücke vor, darunter die vom Ensemble Wiener Collage vorgestellten “11 Räume” für Akkordeon, Violine und Kontrabass (2002) sowie “Das Rätsel eines Tages” für Flöte, Violine, Viola, Violoncello und Harfe (2007).

Obwohl bereits seit 1993 als Kompositionsprofessor an der Wiener Musikuniversität aktiv, hat Michael Jarrell (1958) gerade in dieser Stadt eine im Vergleich zu seiner internationalen Präsenz geringe Zahl an Aufführungen aufzuweisen. So entstanden nebst vielen anderen etwa das Konzert für Klavier und Orchester “Abschied” (2001) im Auftrag der Salzburger Festspiele, das Flötenkonzert “…Un temps de silence…” (2007) für das Orchestre de la Suisse Romande, “La Chambre aux échos” (2010) für das Ensemble intercontemporain anlässlich des 85. Geburtstages von Pierre Boulez, “…Ombres…” für Orchester (2011) für das Festival de Besançon und das Cellokonzert “Emergences” (Nachlese VI) (2012) für Jean-Guihen Queyras zur Uraufführung in Salt Lake City.

Lässt sich die gelegentlich geäußerte Behauptung der Benachteiligung von Komponistinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen objektiv nicht aufrecht halten, so bleibt der (etwa durch statistische Betrachtungen im Ausbildungsbereich) messbare quantitative Unterschied, sodass nach wie vor ein Frauenanteil von rund 10 Prozent als realistisch anmutet. Zwei dominierende Vertreterinnen sind Olga Neuwirth (1968) und Johanna Doderer (1969), die mit ihren ästhetisch voneinander fernen Positionen stellvertretend angeführt seien. Olga Neuwirth ist durch ihre Präsenz bei renommierten Festivals – zuletzt Wien Modern 2012 – als auch in prominenten Konzertsälen und Bühnenhäusern bestens vernetzt. Auf dem Instrumentalsektor trugen dazu “locus…doublure…solus” für Klavier und Orchester (2001), uraufgeführt in Antwerpen, “Zefiro aleggia…nell‘infinito…” für Fagott und Orchester (2004), uraufgeführt in Venedig, “… miramondo multiplo…” für Trompete solo und Orchester (2006), uraufgeführt bei den Salzburger Festspielen 2006, “Lost Highway” Suite für sechs Solisten und Ensemble (2008), uraufgeführt in Paris, sowie “Remnants of songs…An Amphigory” für Viola solo und Orchester (2009) bei.

Ebenfalls in Österreich wie im Ausland gleichermaßen verankert ist Johanna Doderer, aus deren Schaffen u. a. Rondane für großes Orchester DWV 26 (2001), Bolero für zwei Klaviere und Orchester DWV 36 (2004), das Patricia Kopatchinskaya gewidmete Konzert für Violine und Orchester DWV 35 (2004/05), die viersätzige in strahlendem C-Dur endende 1. Symphonie DWV 47 (2006/07), der als Auftragswerk für das Europäische Kulturhauptstadtjahr Linz 2009 komponierte Orchestersatz “Vision for Madrid. Studie über ein Gemälde von Zaha Hadid” DWV 55 (2009) sowie im Bereich der Kammermusik u. a. drei Klaviertrios DWV 31 (2002), DWV 52 (2009) sowie DWV 64 (2009) herausgegriffen seien.

Christian Heindl

 

Foto Friedrich Cerha © Österreichischer Bundestheaterverband, Wien
Foto Kurt Schwertsik © Axel Zeininger/Boosey & Hawkes
Foto Beat Furrer © Peter Oswald
Foto Klaus Lang © Mit freundlicher Genehmigung von Klaus Lang
Foto Johanna Doderer © Nora Schoeller