LEBER – „Es Reicht!“

Punk is not dead! – zumindest nicht in Linz. Von dort kommt die Punkband LEBER, die ihr Langspielplattendebüt „Es Reicht!“ (VÖ: 25.04.’25) veröffentlichen. Das Album vereint die bisherigen EPs der Band mit drei brandneuen Songs. Dabei bleibt sich die Band selbst treu – kritisch, laut und ohne Kompromisse.

Seit 2022 ist das oberösterreichische Quintett rund um Andrea (Gesang, Bass), Lisa (Gitarre), Nadine (Gitarre), Lary (Synth) und Hannes (Drums) als Band aktiv. Begonnen hat es als DIY-Projekt ohne wirkliche musikalische Vorkenntnisse, dafür mit viel Motivation und Begeisterung. Einzig Schlagzeuger Hannes war bereits mit seinem Instrument vertraut, die anderen lernten erst ihre Instrumente kennen. Als einschlägige Musikrichtung der Band hat sich Punk relativ schnell herauskristallisiert, weil auch hier der Gedanke – Hauptsache (Selber-) Tun im Zentrum steht.  Der Bandname LEBER bezieht sich auf das Organ, welches viele wichtige Aufgaben erfüllt. Laut Pressetext sind folgende Symptome typisch für eine Lebererkrankung – Fremdenhass, tradierte Rollen, Sexismus, Korruption und Manipulationsreden. Schutz vor einer Erkrankung bietet eine gesunde Denkweise und Punk.

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Seit Anfang an steht die Band fest unter weiblicher Führung und das drückt sich auch in den Texten und der Musik aus. Zu den Inspirationen zählen Riot Grrl Punk Gruppen, wie Bikini Kill, aber auch andere deutsche Punkbands, wie Pisse oder Hans-A-Plast. Trotzdem schafft es LEBER einen eigenen Sound zu präsentieren. Geschuldet ist dieser individuelle Klang vor allem dem vielfältigen Einsatz von Synthesizer-Elementen. Diese bilden einen schönen Kontrast zu den kompromisslosen, verzerrten Gitarren-Wänden, die sich regelmäßig in den Liedern aufbauen. Rhythmisch treibt das Schlagzeug die Songs voran und verleiht den Liedern eine Dynamik und Geschwindigkeit, ohne aber dabei die anderen Instrumente zu überdecken. Ein Wiedererkennungsmerkmal von LEBER ist auch die Stimme von Sängerin Andrea. Direkt, trotzig und mit einer großen Portion Wut singt oder schreit sie die Texte. Dadurch verleiht sie den Liedern eine Emotionalität, einen Nachdruck und eine Ernsthaftigkeit, die die Themen, die sie ansprechen, verdienen.

Die fünfköpfige Linzer Punkband LEBER in schwarz gekleidet, pink und grün beleuchtet. Sie stehen und sitzen in einem schmalen Gang.
LEBER © Tim Reiche

Inhaltlich beschäftigt sich die Band mit gesellschaftlichen Missständen und Tabus. Auch hier zeigt sich die klar feministische Seite der Band, weil sie über Aspekte redet, die männlich geführte Punk-Bands selten oder gar nicht aufgreifen würden. In den Songtexten sprechen sie über Narzissmus, den gesellschaftlich immer weiter steigenden Druck, unrealistische Schönheitsideale und den Zwang zur Perfektion. In der EP „Dumme Sau“ haben sie auch die Thematik von Femiziden aufgegriffen. Der Begriff wird zwar immer und immer wieder in den Medien genutzt, aber reale Konsequenzen oder Schritte, um die Femizide zu verhindern, gibt es wenige, kritisiert die Band. In den drei neuen Songs „Narzisst“, „Verkorkst“ und „Hausverbot“ sprechen sie über Selbstbestimmung und überholte Idealbilder. Die Band schafft es, trotz des Einsatzes von bildlicher Sprache und Vergleichen zur Natur, ihre Message klar und direkt zu kommunizieren.

Mit „Es Reicht!“ ruft LEBER zum Widerstand gegen das Patriarchat auf. Typisch Punk und ohne nachgiebig zu sein, präsentiert sich das feministische Bandprojekt. Trotzdem darf eine gewisse Ironie nie fehlen. Außerdem zeigt sich, dass Musik nicht immer von der Pike auf gelernt sein muss, um gut zu sein.

Ylva Hintersteiner

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Live
25.04.25 Linz, KAPU
16.05.25 Wien, Arena, Open Air w/ WIZO
24.05.25 Innsbruck, Bogenfest

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