Airtist – On Air

In Zeiten der entschleunigten Lebensweisen und der Rückbesinnung auf fair-trade und Bio-Produkte, hat ein Trio den Gedanken des Recycling und Do-It-Yourself in noch weiteren Kreisen gedacht. Airtist ist eine österreichisch-ungarische Band, deren drei Mitglieder beschlossen haben, Musik nur mit Luft zu machen. Natürlich bezieht sich das auf die Instrumente, die keinerlei elektronischer Verstärkung und sonstiger Verkabelung bedürfen. Didgeridoo, Maultrommel und die menschliche Beatbox bilden ein Gespann der anderen Art. Vor allem weil ihre Musik mehr als nur tanzbar ist, und eher an Drum’n’Bass als an Volkstänze erinnert. Gleichzeitig trifft auch die Selbstbeschreibung ihrer Musik zu: „ This music could have been played thousands of years ago the same way.“

Genau diese elektrizierende Mischung aus scheinbar altbekannten Tönen, die das Unterbewusstsein à la Carl Gustav Jung kitzeln, und den modernen Beats, die aus den Tanzhöllen aus aller Welt zu stammen scheinen, macht die Anziehungskraft von Airtist aus. Und diese ist vor allem bei Live-Auftritten spürbar. Deswegen bannen die drei ihren Auftritt auf dem Ozora Festival auf die LP „On Air“.

Die Lo-Fi Aufnahmequalität verstärkt die rituelle Wirkung der Musik und das klatschende Publikum bejaht die atmosphärische Stimmung. Als Verstärkung haben sie MC Fantom dabei. Der ungarische Stimmenkünstler gibt den Tracks einen Dancehall-, und Raggamuffin-Vibe. Vor allem auf „Take a Deeper Breath“ und „Downtown Woodoo“ klingt die Mischung aus schnellen Beats und den sich wiederholenden Textzeilen ein wenig nach The Prodigy.

Der Opener „Simchaos“ ist der perfekte Opener für das Konzert und die LP. Hier scheinen sich die Instrumente nicht nur aufzuwärmen, sondern sie stellen zugleich das Publikum auf eine hypnotische Zeit ein. Besonders trifft „hypnotisch“ aber auf den dritten Track „Galaxy Dhaulaghiri“ zu. Dhaulagiri ist der siebthöchste Berg der Welt und wird auch „Weißer Berg“ genannt. Sich im Himalaya befindend, war dieser Berg nicht nur der Namensgeber des Songs, sondern auch musikalischer Wegweiser. Das Didgeridoo vereint zugleich den melodischen Untertongesang der Mönche, und die Klänge der vier Meter langen Trompeten namens Dungchen in sich. Wieder bestätigen die Musiker ihre Intention, so zu musizieren, wie es Menschen vor Jahrtausenden getan haben könnten, in dem sie einem uralten australischen Instrument Klänge des verschneiten asiatischen Hochlandes entlocken.

Schade ist, dass sich nicht noch mehr solcher Lieder wie „Galaxy Dhaulaghiri“ auf dieser LP finden, denn es ist mitunter das Stärkste. Verständlich ist aber auch, dass man in einem Live-Setting eher bei den energiegeladeneren Tracks bleiben möchte, um das Publikum bei Laune und beim Tanzen zu halten.  Alles in allem ist Airtist nicht nur eine Band, die ein an sich schon interessantes Konzept verfolgt: Bei ihnen geht das Konzept überzeugend auf.

Anne-Marie Darok

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