
Spricht man von Mia Zabelka, so spricht man von einer der vielschichtigsten und interessantesten Persönlichkeiten der heimischen zeitgenössischen Avantgarde-Musikszene. Es sind vor allem das Spiel mit dem Machbaren, die hohe Kunst des Zusammenführens des vermeintlich Entgegengesetzten und das Ausloten der Möglichkeiten was die E-Geigerin, Komponistin und Multimedia-Künstlerin in Perfektion bis an die Spitze zu treiben weiß.
Mia Zabelka – Körperklangmaschine by mica
Mit irgendwelchen traditionellen Begrifflichkeiten kommt man bei der Beschreibung der Arbeiten der in der Steiermark lebenden Improvisationskünstlerin nicht allzu weit. Dafür agiert diese schon alleine aufgrund ihres genreübergreifenden Musikverständnisses und ihrer Arbeitsmethode des „automatic playing” – eine dem Friederike Mayröckers Ansatz des “automatic writing” folgende und den eigenen Körper mittels technischer Gerätschaften in den Prozess der Erschaffung von Kunst miteinbeziehende Methode – , einfach zu sehr abseits der herkömmlichen Formen der Musikproduktion.
“Crossover verstehe ich nicht als konstruiertes Zusammenführen unterschiedlicher Musikstile. Verschiedene musikalische Genres, die mich interessieren, von zeitgenössischer E-Musik, über Free Jazz, Elektronische Musik, Punk, klassische Musik bis Heavy Metal werden durch mich, durch meinen Körper gefiltert. Aus diesem Konzentrat schaffe ich dann eine neue Sprache, meine ganz spezifische Ausdrucksweise“, so die E-Geigerin und Komponistin über ihre Arbeit.
Mia Zabelkas neue CD „M“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn man sich keinerlei musikalischen Zwängen und Stilfragen unterwerfen muss. Trotz des sehr experimentellen Charakters der insgesamt sieben Stücke, erschließen sich diese dem/der HörerIn schnell. Die Künstlerin entwirft überaus stimmungsvolle, sich atmosphärisch stetig verdichtende Klanglandschaften, deren stilistischer Bogen sich von elektronischen Spielereien bis zu fast schon hypnotisch wirkenden kammermusikalischen Momenten, von ausufernden orchestralen Gewittern bis zu auf einzelne Töne reduzierte Passagen spannt. „M“ offenbart sich als eine ungemein vielschichtige und fesselnde Reise durch die unterschiedlichsten musikalischen Welten, der auf jeden Fall Gehör geschenkt werden sollte. (mt)
Foto Mia Zabelka © Ulrike Sulzenbacher