„Es darf musikalisch schon auch einmal etwas eigenwilliger und unkonventioneller zur Sache gehen“, so in etwa könnte das Motto von ZWÖLF NACH VIER lauten. Das junge Dreiergespann macht auf „Traum #1″ (Freifeld Tonträger) auf wunderbar erfrischende Art vor, wie man sich von den Zwängen des Traditionellen lösen kann.
Schon allein die instrumentale Besetzung – oder zumindest das, was die drei Protagonisten aus dieser klanglich herausholen – gibt eine recht ungewöhnliche musikalische Richtung vor. Denn mehr als sich wirklich allzu lange in den traditionellen Formen des Jazz aufzuhalten, versuchen Robert Unterköfler (Tenorsaxofon), Robin Gadermaier (E-Bass) und Valentin Duit (Schlagzeug), sich ihren ganz eigenen Weg durch das musikalische Geschehen zu bahnen. Sich mit einer betörenden Leichtfüßigkeit zwischen niedergeschriebenen und freien Noten hin- und herbewegend entwirft das Dreiergespann in seinen Nummern einen Sound, der doch sehr viel anders klingt, als man es aus der klassischen Ecke sonst oftmals zu hören bekommt. Irgendwie ist von allem etwas dabei: hochkomplexe, virtuos gespielte Parts, stimmungsvoll aufgeladene und sehr reduziert gehaltene Passagen, wunderbar feinfühlig angedeutete Melodiebögen, rhythmisch schräggetacktete Einwürfe, an einer Stelle mehr Lärmiges, dann wieder bestimmt das lässige Groovige und, und, und.
Moderner Jazz fernab jeder Tradition
Die Spannung des Albums dieses hörbar experimentierfreudigen Trios erwächst vor allem aus der musikalisch überaus farbenreichen Mischung. Es ist ungemein interessant zu verfolgen, wohin sich die Geschichte entwickelt, an welchem Punkt sie letztlich zu ihrem Höhepunkt gelangt. Die insgesamt neun in einen weichen und zugleich auch kantigen Grundklang gehüllten Stücke entwickeln ungewöhnlich viel Atmosphäre, auch weil sich Robert Unterköfler und seine beiden Kollegen wirklich alle Zeit nehmen, um ihre Vorstellungen bis ins kleinste Detail auszuarbeiten und zu entwickeln. Nach wirklich voraussehbaren Strukturen und Aufbauten sucht man vergeblich. Die spontanen Wendungen und Brüche sind Teil des Ganzen und sorgen für weitere unterhaltsame Facetten.
zwölf nach vier legen mit „Traum #1“ auf jeden Fall einen eindrucksvollen musikalischen Start hin, einen, der alle MusikliebhaberInnen mit einem offenen Ohr für das Neue in hohem Maße ansprechen dürfte.
Michael Ternai