Dass sich der moderne und innovative Jazz nicht notwendigerweise immer in der übermäßigen Komplexität und Verkopftheit verlieren muss, um ein interessanter und fordernder zu sein, sondern sehr wohl auch in seiner eher zugänglicheren Form spannend bleiben kann, genau dafür versucht Wolfgang Seligo auf seiner neuen CD „Jazz Trio“ den Beweis zu liefern. Im Trio gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern Peter Strutzenberger (Bass) und Heimo Wiederhofer (Schlagzeug) richtet der Pianist und Komponist den Fokus daher bewusst mehr auf die Musikalität, denn auf das avantgardistische Experiment. Was aber keinesfalls heißt, dass er sich alleine mit dem Rauf- und Runterspielen der altbekannten Standards begnügt. Ganz im Gegenteil. Wolfgang Seligos Kompositionen zeigen sich in ihrem Klang überaus vielschichtig und variantenreich, auch weil er keinerlei Scheu davor zeigt, sich über etwaige Stilfragen hinwegzusetzen.
Wolfgang Seligo zählt nicht unbedingt zu jener Sorte von Musikern, die es mit den traditionell festgeschriebenen stilistischen Termini allzu eng sehen. Dafür geht sein eigenes Verständnis über diese einfach zu sehr hinaus. Sein Ansatz zeigt sich vielmehr, wie auch seine verschiedenen Projekte belegen, als ein den vermeintlichen musikalischen Gesetzen doch stark widerlaufender. Sich mit diesem Geist dem Jazz annähernd, betrachtet der Pianist diesen als ein zu allen Seiten offenes musikalisches Spielfeld, auf welchem man der eigenen Kreativität freien Lauf lassen kann. Dementsprechend variantenreich und reich an Einflüssen aus anderen Genres erklingen auch seine Kompositionen. Mal ist es der Funk, den er einfließen lässt, mal spannt er den Bogen hin zu den klassischen Formen, um im nächsten Moment sich spontan auch einen Ausflug in die Improvisation zu gönnen.
Das Schöne an Wolfgang Seligos Musikentwurf ist, dass dieser trotz seiner Vielschichtigkeit und Verspieltheit letztlich doch sehr rund und zugänglich erklingt. Was vor allem auch darauf zurückzuführen ist, dass in diesem Trio bewusst der Gruppenklang in den Vordergrund gerückt wird. Der Pianist lässt ganz unprätentiös seine beiden Kollegen Peter Strutzenberger und Heimo Wiederhofer ebenso „zu Wort“ kommen. Er eröffnet ihnen den Raum, sich einzubringen und selbst am Sound mitzuwirken. Auf diesem Wege entsteht eine lebendige, dynamische und von jeder Sperrigkeit befreite musikalische Interaktion, die niemals vorhersehbar, immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet. Wer also gediegenen und facettenreichen Jazz zu schätzen weiß, ist bei Wolfgang Seligo und seinem „Jazz Trio“ genau an der richtigen Adresse. (mt)
http://wolfgangseligo.com