"Wir kümmern uns nicht um Trends und Hypes" – :AEXATTACK im mica-Interview

:AEXATTACK – Aex, Heli und Liwi Li – machen seit rund acht Jahren ihre eigene Version von Pop und Grunge. Begonnen hat alles während der Schulzeit, heuer bricht die Band zu größeren Zielen auf: Die Debütplatte „Stay Young“ war für FM4 bereits das „Album der Woche“, sie erscheint als Vinyl auf eigenem Label. Ein mica-Interview, in dem es um DIY und immer wieder um das Thema Freundschaft geht. Das Interview führte Jürgen Plank.

Vor Kurzem ist Ihre Debütplatte erschienen. Dazu könnte man sagen: Das Album ist gut gereift.

Heli: Ja, das kann man so sagen. Das stimmt. Wir haben wenig darüber nachgedacht, ein Album zu machen. Aex hat irgendwann gemeint: „So, wir machen jetzt ein Album.“ Weil Aex auch Tontechniker ist, haben wir in Eigenregie aufgenommen und auch alles andere selbst gemacht. Wir haben sehr viel nachdenken können, vielleicht sogar etwas zu viel.

Aex: Der Prozess der Albumproduktion hat sicher drei Jahre gedauert. Es sind auch Lieder auf dem Album, die wir schon 2007 geschrieben haben.

„Jetzt fängt der Traum an, im wahren Leben zu funktionieren.“

In einem Interview haben Sie gesagt, Sie würden das Private zur Band machen. Wie ist das gemeint?

Liwi Li: Wir haben sehr viel Zeit und Energie in die Debütplatte gesteckt und das Private musste jetzt ein wenig zurück stecken. Wir hoffen, dass das Hobby zur Leidenschaft wird und dass wir belohnt werden.

Aex: Schön ist, dass man das, womit man hauptsächlich seine Zeit verbringt, nach wie vor mit seinen Freunden tut. Das taugt uns an der Band, dass es die Jugendfreunde sind, die an den Traum glauben, und: Jetzt fängt der Traum an, im wahren Leben zu funktionieren. Es passieren gerade immer neue Weckrufe, die sagen: „Die Band, die Freunde existieren jetzt in einer neuen Form“, und das gefällt uns allen total.

Und der Traum ist, eine Band zu gründen und das gemeinsam mit Freunden zu machen?

Aex: Genau, und wenn die Band dann ein paar Jahre auf dem Buckel hat, denkt man sich: „Wäre es nicht schön, irgendwann mal in den Charts zu sein oder eine große Tour zu spielen?“ Und das passiert uns jetzt gerade und es ist schön, dass man das mit den Freunden teilen kann und das miteinander macht.

Wohin werden Sie touren?

Heli: Am 18. April spielen wir unsere Release-Show im WUK, dann geht es weiter nach Graz, Klagenfurt, eventuell nach Laibach.

Aex: Einige Festivalshows dürfen wir noch nicht nennen.

„Auch wenn wir noch jung sind, manchmal fühlt man sich auch alt, und das wollen wir mit dem Albumtitel ‚Stay Young‘ sagen.“

Ihr Album heißt „Stay Young“, nun sind Sie noch recht jung. Ist das eine Abwandlung von „Für immer jung“ oder was ist die Idee dahinter?

Liwi Li: Die Grundidee ist, dass man sich dieses Gefühl immer wieder in den Sinn rufen sollte, wie man sich in der Jugendzeit gefühlt hat. Egal wie alt man gerade ist, damit kann man sich recht gut identifizieren. Auch wenn wir noch jung sind, manchmal fühlt man sich auch alt, und das wollen wir mit dem Albumtitel „Stay Young“ sagen.

Haben Sie alle – wie Sänger Aex – das Bandlogo auf Ihren Körper tätowiert?

Liwi Li: Nein, das haben wir nicht (lacht). Aber es hat Sinn gemacht, dass Aex das machen hat lassen und wir dieses Bild als Albumcover nutzen haben können. Ich habe aber vor, mir das Logo irgendwann tätowieren zu lassen.

Wissen Sie schon, wohin?

Liwi Li: Nicht auf die Brust, das wäre zu sehr abgekupfert.

„Das Wort ‚attack’ im Bandnamen war für uns auch immer ein bisschen schwierig, weil man das nicht mit sanften Popsongs verbindet.“

Beim Bandnamen denke ich immer an den Film „Das deutsche Kettensägenmassaker“ von Christoph Schlingensief. Ist das eine beabsichtigte Assoziation oder hat das noch nie jemand gesagt?

Aex: Das hat noch nie jemand gesagt. Ich kenne den Film ehrlich gesagt nicht. Das Wort „attack“ im Bandnamen war für uns auch immer ein bisschen schwierig, weil man das nicht mit sanften Popsongs verbindet. Der Name ist im Studio entstanden, der Produzent ist irgendwie von Axl auf Aex gekommen und hat gemeint: „Hey, aexattack, spiel’ mal schnell die Bassspur ein.“ So ist der Bandname entstanden.



Wann gelingt ein :aexattack-Konzert?

Heli: Ich würde sagen, dass es eh immer gelingt. (lacht). Wir spielen überall und haben nicht wie andere Bands Erwartungshaltungen an Locations. Wir spielen einfach gern, weil wir eben fünf Freunde sind. Für uns ist jedes Konzert ein gutes und gelungenes Konzert und ich glaube, das spüren auch die Leute, die uns live sehen.

„Eine Platte ist etwas zum Herzeigen und kommt weiter herum, als du mit deinen Freunden in einem VW-Bus herumkommen kannst.“

Wie wichtig ist für Sie der Schritt auf die Bühne und ist die Platte mehr ein Dokument, damit man die Lieder nicht vergisst?

Heli: Live zu spielen hat für uns absolute Priorität. Denn wir sind keine Studioband, keine produzierte Band, wir verwenden keine Computersachen. Eine Platte ist etwas zum Herzeigen und kommt weiter herum, als du mit deinen Freunden in einem VW-Bus herumkommen kannst. Insofern ist eine Platte schon sehr wichtig, auch weil sie im Radio gespielt werden kann. Aber unsere Prioritäten liegen sicher im Livebereich.

Aex: Ich glaube, dass wir die Platte echt nur gemacht haben, damit wir die Songs nicht vergessen. Wir supervergessliche Menschen! Ich erwische mich selbst unmittelbar vor den Shows mit der Frage: „Wie geht noch mal der Text?“ Jetzt können wir die Songs nachhören! Wir sind sehr vergesslich. Bis jetzt haben wir aber noch nie ein Bandmitglied irgendwo vergessen.

Erzählen Sie bitte vom Lied „Pinguin“, warum spielen Sie das?

Aex: Das Lied „Pinguin“ ist nicht auf dem Album, das ist eine Hommage an die Band Roter Stern Silberstern. Das war für mich eine der wichtigsten österreichischen Bands. Ich habe Hannes Strasser, den Sänger, auch mal kennen gelernt. Damals war ich sehr jung und er war begeistert von meiner Musik. Ich habe das damals nicht so recht begriffen, für mich war es einfach toll, in der Musikbranche Leute zu kennen. Das Lied „Pinguin“ habe ich früher andauernd gehört. Das ist eine tolle Nummer, die viel erzählt, und so haben wir uns entschlossen, die Nummer zu spielen, und das war der erste Track, mit dem wir an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dieses Lied löst Gefühle aus und wir spielen es noch immer live. Das ist ein Emotionsflash auf der Bühne!

Worum geht es in Ihren eigenen Liedern?

Heli: Sehr viel um Gefühle, um Jugend, um Naivität. Um die erste Liebe. Die Songtexte sind nicht anspruchsvoll, aber genau das macht dieses „Stay Young“ aus, worüber wir vorhin gesprochen haben. Es geht darum, naiv und frech zu bleiben wie ein Kind, das nicht hören will.

Aex: Unsere Songs sind über Jahre entstanden. Wir kümmern uns nicht um Trends und Hypes, sondern sind uns treu geblieben und haben eine Gitarrenplatte gemacht. Wir machen einfach dieses Grunge-Revival, oder wie man das nennen möchte. Wir machen elegante Gitarrenmusik!

„Wir wollten mit der Platte auch zeigen, wie gut vernetzt Österreich in der Indie-Szene ist.“

Elegant wird auch die CD-Präsentation, mit illustren Gästen.

Aex: Das wird bestimmt ein exzessiver Abend! Wir haben am Album acht österreichische Gastmusiker dabei und an diesem Abend im WUK wird es auch Auftritte von Sir Tralala, Kommando Elefant, Hannes Duscher und Bernhard Eder geben.

Das ist ja das Who‘s who der Indie-Szene. Wie haben Sie diese Musiker für die Aufnahmen gewinnen können?

Aex: Die wollten alle dabei sein. Wenn man in der Szene mal drinnen ist, kennt man ziemlich schnell jeden. Wir wollten mit der Platte auch zeigen, wie gut vernetzt die österreichische Indie-Szene ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Jürgen Plank

 

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