Windkraft – Kapelle für Neue Musik

Österreichischen Komponistinnen der Gegenwart wird in dem heurigen Pfingstkonzert des Ensembles „Windkraft – Kapelle für Neue Musik“ besonderen Tribut gezollt: Am Programm stehen Stücke von Joanna Wozny, Manuela Kerer, Judith Unterpertinger, Tanja Brüggemann-Stepien und Sonja Huber. Wolfgang Praxmarer wird – unter Einbezug der anwesenden Komponistinnen – in bewährter Weise durch das Konzert führen. Abgerundet wird das Programm durch das Stück „‚Streich‘Quartett für Bläserquintett“ des bekannten Tiroler Komponisten Werner Pirchner und findet am Mittwoch, den 15. Mai 2013 um 20.15 Uhr in der Innsbrucker Jesuitenkirche statt.

Zum Programm:

Wall study I – ein Solostück für Klarinetteaus dem Jahr 2008 – geht die Fotoserie „London Wall Studies“ voraus. Darin erscheint die Architektur als das scheinbar unverrückbares Gegenstück zu den sich bewegenden Menschen. Die Komponistin Judith Unterpertinger hat Details aus dem Mauerwerk von Häusern in London fotografiert und davon Tuschezeichnungen angefertigt, welche als Grundlage für die Entstehung der dreiteiligen Solostücke „wall studies“ fungieren.
Die klanglichen Möglichkeiten der Oboe bilden den Ausgangspunkt der Komposition „Das tiefe Blau dort im Lauf der Tage“. Joanna Wozny hat in ihrem Stück den Versuch unternommen, die Monophonie eines Soloinstrumentes durch die Verwendung verschiedener Klangschichten streckenweise in eine scheinbare Polyphoniezu verwandeln.

Die Südtiroler Komponistin Manuela Kerer ließ sich bei der Entstehung des viersätzigen Werkes „Arbaxído“ für Holzbläserquintett vom toskanischen Dialekt inspirieren: Wie ein Schatten tritt das toskanische Volkslied „Giovanottino“ innerhalb von „Arbaxído“ immer wieder zum Vorschein.
Tanja Brüggemann-Stepiens „Man wird nie fragen“ für Alt-, Bassflöte, Bassklarinette und Crotales aus dem Jahr 2010 stellt die Frage nach den Prüfungen und Zweifel im Leben und geht auf ein Gedicht von Felix Pollak mit gleichnamigem Titel zurück.

Thematisch passend dazu werden in Sonja Hubers „Dickicht“ für Oboe, Klarinette und Fagott  verschiedene „Stationen“ durchlaufen, innerhalb derer es zu einzelnen Entwicklungen kommt, wobei es immer wieder Querverweise gibt und es schließlich auch zu „Rückfällen“ in frühere Stadien kommt. Am Stückanfang bilden alle Instrumente einen einheitlichen Klang, nach und nach differenzieren sich einzelne Stimmen und Instrumentalfarben heraus.

Der Tiroler Komponist Werner Pirchner setzte sich auch mit positiven Aspekten der heimischen Tradition auseinandersetzen und schrieb Variationen zu dem Sklaven-Lied „I mag nit Küah hiatn. Aber Ross hiatn tat i gern. Kannt i aufsitzen. Kannt davonreiten. Kannt a Leben führen wia die Herrn“. Entstanden ist dabei der Beginn des „‚Streich‘Quartettsfür Bläserquintett“ PWV 15, dem noch weitere drei kurze Sätze – einer davon im Gedenken an Heinrich Heine – folgen.

Zum Ensemble:

„Windkraft – Kapelle für Neue Musik“, ein Orchester bestehend aus Holz- und Blechbläsern, als Verein grenzüberschreitend in Nord- und Südtirol tätig, reiht sich seit seiner Gründung 1999 auf besondere Weise in die Reihe der Spezialensembles im Bereich der Neuen Musik ein. 2012 wurde aufgrund des großen Zuspruchs des interessierten Publikums die 2005 ins Leben gerufene Konzertreihe „Die Himmlische Stadt“ auf drei jährliche Konzerte erweitert.

Neben zahlreichen Auftritten bei den Festivals Klangspuren Schwaz und Transart Bozen trat Windkraft in Wien, beim Carinthischen Sommer Ossiach, bei den Mahler Wochen Toblach und im Muziekgebouw Amsterdam auf. Weiters gab es Auftritte beim Eröffnungskonzert Museion Bozen, beim Festival Eclatsconcerts Fribourg, beim Engadin Festival, beim Valgardena Festival, beim Meran Festival, bei der Eröffnung der Universiade 2005 auf dem Tivoli Neu in Innsbruck, beim Arena Festival Riga, beim Gaida Festival in Vilnius, bei einem Kammerkonzert der Stadt Innsbruck sowie einem Konzert im ORF-Tirol im Rahmen der Konzertreihe „Musik im Studio“.

Von Windkraft wurden bislang 29 Uraufführungen – davon 15 Werke von Tiroler und 14 von internationalen Komponisten –, darunter zahlreiche Uraufführungsaufträge, realisiert. Im Jahr 2007 wurde mit dem WDR Köln ein Konzert inklusive CD-Aufnahme mit „Violent incidents“ von Johannes Maria Staud umgesetzt. Sofia Gubaidulinas „Stunde der Seele“ wurde im Jahr 2004 von Windkraft uraufgeführt und ebenfalls als CD produziert.

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Ensemble Windkraft