Wider die Verrohung der Ohren

Ein, für viele, bereits an die Grenze des Erträglichen reichender Aspekt, sind die unzähligen Klingeltöne, die in voller Lautstärke an fast jedem Ort zu jeder Tageszeit erklingen. Egal ob in der U-Bahn, auf der Straße, während der Arbeit oder in der Freizeit, wenn man nicht gerade von Taubheit befallen ist oder die Hörer seines iPods in den Ohren stecken hat, ist es nahezu unmöglich, sich dieser akustischen Penetration zu entziehen. Der öffentliche Raum hat jegliches Rückzugsgebiet eingebüßt.

Das Spektrum dieser akustischen Zumutung reicht vom neuesten Hit der Pussycat Bolls bis zu irgendeinem alten Flohwalzer. Und das in einer Qualität, die einem einen kalten Schauer über den Rücken jagt.  Doch Dank eines gewissen Gerhard Dienstbier könnte dieser unangenehme Umstand bald der Vergangenheit angehören.

 

Gerhard Dienstbier, Spezialist für zeitgenössisches Musiktheater, entwickelte die Idee eigene Klingeltöne zu erschaffen, nachdem er den Komponisten Wolfgang Mitterer, der dies selbst bereits praktizierte. Angespornt von soviel kreativer Energie machte sich Dienstbier gleich daran die Internetplattform earsahead zu gründen. Damit auch alles Hand und fuß hat, bat er Vertreter der heimischen Musikszene wie Wolfgang Schlögl, Christian Fennesz, Olga Neuwirth und Patrick Pulsinger, Klingeltöne zum Herunterladen zu komponieren.

 

Die Einen waren von Gerhard Dienstbiers Ansinnen, den Alltag, zumindest was Klingeltöne betrifft, zu verschönern, sofort angetan, andere wiederum mussten erst dazu gebracht werden, mitzumachen. So auch Wolfgang Schlögl, dessen Begeisterung sich anfangs eher in Grenzen hielt.

 

Bei earsahead macht Gerhard Dienstbier den Komponisten/Innen keinerlei Vorgaben, lediglich sein Credo sollte beherzigt werden: “Ich kann’s ja nicht abschaffen, ich kann nur versuchen, andere Musik im öffentlichen Raum zum Klingen zu bringen. Wenn man diese Klingeltöne durchhört, wird man feststellen, dass manche Leute sich dem Thema so genähert haben, dass sie ganz klassisch kleine akustische Zeichen in die Landschaft setzen, andere wirklich Musiknummern komponieren.”

 

 

http://www.earsahead.com