WHITE MILES – „The Duel“

Das Duo WHITE MILES ist mit COURTNEY LOVE durch England und mit den EAGLES OF DEATH METAL durch Europa getourt und hat dabei nicht nur viele Erfahrungen für den Bandalltag, sondern auch Inspirationen für eine neue Platte gesammelt. Dieses Album heißt „The Duel“ und zeigt die zwei Bandmitglieder, wie sie einander anbrüllen.

Und das Cover zeigt auch die Richtung, in die Medina Rekic und Hansjörg Loferer mit ihrer Musik gehen wollen: volle Kraft voraus. Obwohl das mit dem Duell so nicht ganz stimmt, denn die beiden bilden eher ein starkes Team. Rekic, die schon seit vielen Jahren eine starke Rock-Gitarristin ist, gibt auf dem Album alles, was sie hat. Und auch Loferer haut am Schlagzeug ziemlich rein.

Ein Duell, das keines ist

So entstehen die mitreißenden Vibes, die für die Band auch der Schlüssel zum Titel der Platte sind. Es geht schließlich nicht darum, dass sich die White Miles gegenseitig bekämpfen, sondern darum, dass sie gemeinsam an einer kräftezehrenden Sache arbeiten. Und das, was sie als ihr Genre bezeichnen, passt namentlich schon ziemlich gut zu ihrer Einstellung. „Dirty Pole Dance Stoner Blues Rock“ heißt die selbst kreierte Musikrichtung. Und in ihre stecken einige Elemente drin, die man auch ganz klar auf dem Album raushören kann.

Zum Beispiel Stoner Rock. Dieses Genre kommt aus dem Blues Rock – den die White Miles auch zu ihrem Repertoire zählen – und hat sich vor allem mit dem Grunge der 1990er weiterentwickelt. Es erklingen sehr tief gestimmte Gitarren, die oftmals einer nicht ganz regulierten Songstruktur folgen. Die White Miles interpretieren diesen Stil zum Beispiel auf den Songs „Insane to the Bone“ oder „Heid“. In Letzterem dominieren eine tiefe Gitarrenmelodie und die Stimme Loferers, der nicht singt, sondern spricht. „Insane to the Bone“ lebt ebenfalls von den sehr tief gestimmten Gitarren und der scheinbar chaotischen Melodie.

Dass sich die zwei auch bei den Vocals nicht immer an Konventionen halten, hört man nicht nur auf „Heid“, sondernd auch auf „Don’t You Know Him“ und entfernt auch auf „Coke on a Jetplane“, wobei es da eher um die Unkonventionalität in Hinsicht auf die Grundstimmung des Albums geht. Denn „Coke on a Jetplane“ klingt eher nach einem Aufbruchsstimmungs-Jam als nach einem harten Rocksong. Und „Don’t You Know Him“ ist sowieso anders. Auf der einen Seite, weil es weder Musik gibt, noch gesungen wird. Auf der anderen Seite, weil das laut Band nicht mal wirklich ein Songtext ist, der eben noch keine passende Musik gefunden hat, sondern einfach nur ein paar Gedanken über einen Bekannten, die ausgesprochen werden mussten.

Wenn man mit der Musik der White Miles schon länger vertraut ist, schätzt man sicherlich vor allem die harten, rockigen Songs, die den wirklichen Drive des Albums bestimmen. Aber für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ist es sicherlich eine interessante Angelegenheit, dass „The Duel“ mit ruhigeren Stücken gespickt ist, schließlich bilden diese Songs den nötigen Kontrast zu all der Härte. Deswegen kann man „Coke on a Jetplane“ auf jeden Fall zu den besten Songs des Albums zählen. Er ist stark fokussiert, hat eine Melodie, die man bereits wiedererkennt, wenn man den Song zum zweiten Mal hört, und vereint die Stimmen beider Musiker, die perfekt harmonieren.

„The Duel“ ist ein Album, dem man die vielen Erfahrungen der Band anhört. Es ist sehr vielseitig, was das Tempo, die Textur und die Stimmung angeht, ohne dabei die Fittiche des selbst gewählten Genres zu verlassen. Und das ist die wahre Stärke der White Miles.

Anne-Marie Darok

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