Wer verändert die Gesellschaft? Finanzen oder Kultur?

Die Diskussion um Kulturförderung ist erneut entfacht. Die Frage nach dem Verteilungsschlüssel öffentlicher Gelder polarisiert. Viele Stimmen aus unterschiedlichen Perspektiven melden sich zu Wort, doch setzen die Argumente nicht immer im Sinne einer umfassenden Kulturversorgung an. Die Denkfabrik „Musik und Kommunikation“ II möchte die grundsätzliche Fragen stellen: Worin besteht der Wert der Kultur? Was an ihr ist es, das nicht nur dem Einzelnen, sondern der Gesellschaft insgesamt so wichtig, so viel wert ist, dass wir bereit sind, Gelder für diesen Zweck zu verwenden? Die Wörter „Einsparungen“ und „Defizitabbau“ nehmen in der Debatte eine prominente Position ein. Welches Vokabular und welche Strategien können hingegen den Wert der Kultur gerade in einer Zeit des Umbruchs transportieren? Ist die gegenwärtige Situation nicht auch eine Chance, um ein neues Verständnis für die Notwendigkeit von Kultur in einer demokratischen Gesellschaft zu entwickeln? Nicht zuletzt geht es um die Frage, wer Gesellschaft verändert – Finanzen oder Kultur?

Gesellschaftlicher Wohlstand bemisst sich nicht allein am physischen Wohlergehen der Menschen. Er definiert sich auch daran, welche Räume eine Gesellschaft den Menschen bietet, um ihr Menschsein zu bestimmen. Eine Beschneidung der kulturellen Sphäre reduziert somit die Lebensqualität. Eine Finanzpolitik, die angesichts knapper Ressourcen an der Kultur spart, offenbart ihre eigene Kurzsichtigkeit. Denn sie beschneidet den Raum, der in Zeiten der Krise Orientierung geben kann.

Dass Kultur für eine humane Gesellschaft essentiell ist, bildet den Ausgangsgedanken dieser zweiten Denkfabrik. Das Kräfteverhältnis von Kultur und Finanzen soll aus unterschiedlichen Richtungen betrachtet werden. Aus welcher Richtung entstehen Wandel und Fortschritt? In welcher Weise hängen Kulturfinanzierung und Volkswirtschaft zusammen? Wie kann Kulturfinanzierung neu gedacht werden, wenn Geldquellen versiegen? Welche alternativen Finanzierungsmodelle entstehen? Welche Formen und Formate von Kunst erschließen neue Fördergelder? Wer ist Kulturförderer von morgen? Schließlich stellt sich die Frage, ob es der Trendforschung für Kulturgüter bedarf und welche Chancen und Risiken Marktbeobachtungen für die Kultur einer Gesellschaft bieten.

Die Denkfabrik II lädt am 27. und 28. November 2012 im Grazer Dom im Berg dazu ein, über eine gemeinsame Bestandsaufnahme hinaus das Zusammenspiel von Kultur und Finanzpolitik zu diskutieren. In einem interdisziplinären und exklusiven Rahmen sollen kreative Ansätze und Visionen entwickelt werden, die dazu beitragen können, die Handlungsfähigkeit im Kulturbereich zu sichern.

Die Denkfabrik richtet sich an Menschen aus Kunst, Kultur und dem universitären Umfeld, die sich intensiv mit Vermittlung und interaktiven Kommunikationsformen beschäftigen.

Konzeption:
Dr. Ingrid Allwardt, Katharina von Radowitz, netzwerk junge ohren
Andrea Thilo, Journalistin, Produzentin
Christoph Thoma, Grazer Spielstätten

 

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