„Wenn man die Lieder zum ersten Mal hört, sind die Themen vielleicht ungewöhnlich“ – DAS SCHÖNSTE SCHWARZ im mica-Interview

Die Bandgeschichte von DAS SCHÖNSTE SCHWARZ reicht bis ins Gründungsjahr 2015 zurück, damals begann man als Duo. Eine Namensänderung gab es auch schon, denn früher lautete der Name DEIDISCH, DIALEKT & A BISSL BLUES. Jürgen Plank sprach mit SEBASTIAN VOGLER und NOBERT NEUMAYR über ihre erste CD und die Musikszene in Tulln. 

Wie sind Sie zur Band gekommen?

Sebastian Vogler: Wir sind alle aus Tulln und Umgebung und weil Tulln ein Nest ist, haben wir uns einfach gekannt. Anfangs habe ich mich etwas gesträubt, aber dann war ich bei einem Konzert. Sie haben mich auf die Bühne gebeten und ich habe bei einem Blues spontan mitgespielt. Da hat mich das Fieber gepackt und seit März 2016 bin ich in der Band.

Wie ging es dann weiter?

Sebastian Vogler: Im Herbst 2016 sind wir in Österreich ein bisschen herumgefahren und haben in anderen Städten gespielt. Es war schön, so eine Tour zu erleben, und danach ist es schon auf die CD zugegangen und wir haben gesagt, dass wir auch einen Schlagzeuger dabeihaben wollen. Mit E-Gitarre, akustischer Gitarre und Mundharmonika haben die Lieder schon funktioniert, aber mit einem Schlagzeug kann man einfach mehr machen. Wir haben einen guten Schlagzeuger gefunden und mit ihm die CD aufgenommen.

Sie kommen aus Tulln, das ist momentan anscheinend ein Hotspot der österreichischen Musikszene, wenn man an Voodoo Jürgens denkt. Wie erleben Sie das?

Sebastian Vogler: Ich finde das total witzig, Voodoo Jürgens kenne ich persönlich nicht, aber in Tulln hat es früher immer einen großen Bandwettbewerb gegeben, den Band Boost. Und bei diesem Bandwettbewerb hat man Bands gesehen, die schon etwas erreicht haben, und da hat man sich Lust darauf geholt, selbst zu spielen. Das macht, glaube ich, schon viel aus.

„Wir haben sicher einen großen Bluesrock-Anteil in unserer Musik.“ 

Was würden Sie sagen, wenn ich die Musik von Das Schönste Schwarz zwischen Austropop, Blues und Rock verorte?

Bild (c) Das Schoenste Schwarz

Norbert Neumayr: Ich bin eigentlich ein bisschen stolz darauf, dass wir bei unseren Liedern eine große Bandbreite haben. Wir haben beim Lied „Die staubige Strossn“ zum Beispiel einen Rap-Teil dabei. Das Lied „Gegen Gewalt“ ist ein harter Protestsong, insbesondere gegen Frauengewalt. Wir haben sicher einen großen Bluesrock-Anteil in unserer Musik. Austropop passt nicht ganz, aber ich würde Austro-Bluesrock sagen.

Sie singen im Dialekt, war das von Anfang klar?

Norbert Neumayr: Wir haben von Anfang an im Dialekt und auf Hochdeutsch geschrieben, weil das einfach zu uns passt. Ich kann mich in der Muttersprache einfach besser ausdrücken und ich kann sie besser singen.

Was bedeutet für Sie der Bandname? Was ist denn das schönste Schwarz?

Norbert Neumayr: „Das Schönste Schwarz“ verweist auf unsere dunkelgrauen bis leicht schwarzen Texte. Die sind nicht ganz schwarz, weil die Texte manchmal auch zum Schmunzeln sind, so ist als Name „Das Schönste Schwarz“ entstanden.

Wenn Sie vom Schmunzeln sprechen, dann würde ich aber doch sagen, dass es ein Schmunzeln oder ein Lachen ist, das einem im Hals stecken bliebt.

Norbert Neumayr: Das ist sicher so, die Lieder sind oft aus dem Leben gegriffen. Die Lieder sind nicht traurig, sondern eher nachdenklich. Man kann den Text hören, schmunzeln und dann doch darüber nachdenken.

Sebastian Vogler: Wir fühlen uns in den Stimmungen dieser Lieder wohl und haben die Stimmung in diesen Bandnamen, der die netten und die melancholischen Lieder widerspiegelt, gepackt.

Ihre Texte sind eher ungewöhnlich. Im zweiten Track wird eine Beziehung per SMS beendet, das erste Lied heißt „Laufhaus-Blues“. Wie sehen Sie die Themen?

Norbert Neumayr: Wenn man die Lieder zum ersten Mal hört, sind die Themen vielleicht ungewöhnlich. Für mich sind sie nicht ungewöhnlich, zum Beispiel der „Laufhaus-Blues“ geht auf ein recht lustiges Erlebnis zurück. Ich bin mit meiner Frau mit dem Auto an einem Heurigen vorbeigefahren, daneben war ein Laufhaus. Und ich habe zu meiner Frau gesagt: „Wenn man da zum Heurigen geht und das Auto parkt, könnte man auch glauben, dass man ins Laufhaus geht.“ So ist der „Laufhaus-Blues“ entstanden. „Ich mach’ Schluss am Telefon“ ist in der heutigen Zeit von SMS und Smartphones nicht ungewöhnlich, das ist sicher schon passiert.

Das passiert sicherlich, aber es ist ungewöhnlich, darüber ein Lied zu machen.

Norbert Neumayr: Viele der Lieder haben ihren Ursprung im täglichen Leben. Wir haben nicht alles selbst erlebt, aber viele Lieder haben schon einen persönlichen Hintergrund.

„Dinge beschäftigen einen und darüber schreibt man dann ein paar Lieder.“

Oft geht es ums Scheitern. Wie sehen Sie das?

Sebastian Vogler: Ja, vielleicht wirklich. Das ist etwas, was einen viel beschäftigt, wenn man noch jung ist und versucht, sich zu finden. Das meine ich gar nicht musikalisch, sondern generell auf das Leben bezogen. Für Leute in meinem Alter – ich bin jetzt 26 Jahre alt –, ist das ganz normal. Dinge beschäftigen einen und darüber schreibt man dann ein paar Lieder.

Mit dem Titel „Gegen Gewalt“ ist auch ein Protestlied auf der CD. Wie kam es dazu?

Norbert Neumayr: Ich bin sicher ein Alt-Hippie und die Einstellung gegen Krieg und Gewalt in jeder Form hat mein ganzes Leben geprägt. Der Text ist aufgrund von Anschlagsserien entstanden, das hat mich sehr beschäftigt und das ganze Lied dreht sich um Krieg, Flucht und Gewalt gegen Frauen und Kinder. Das sind Themen, die mich sehr bedrücken. Für mich ist das ein klassischer Protestsong, so wie Bob Dylan seine ersten Lieder geschrieben hat.

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Ich habe mir nicht Bob Dylan, sondern Arik Brauer mit „Sein Köpferl in Sand“ als Referenzpunkt notiert, können Sie damit etwas anfangen?

Norbert Neumayr: Das Lied gefällt mir und ich kennen es gut, damit kann ich sicher etwas anfangen.

Was sind überhaupt musikalische Anknüpfungspunkte für Sie als Band?

Sebastian Vogler: Jeder hat eigene Richtungen, die er gerne hört und mag. Ich glaube, die Beeinflussungen kommen eher von jedem Einzelnen. Ich habe ein paar Gitarristen, die ich gerne mag, etwa Rory Gallagher, ich stehe auch auf 1980er- und 1990er-Hardrock, wo noch Nebel und Laser dabei waren. Das höre ich noch immer, Bands wie Mötley Crüe. Und ich mag auch ganz alte Bluesmusik, Leadbelly zum Beispiel. Ganz roh, mit Gitarre, Gesang und vielleicht noch einer Mundharmonika.

Wie ist das für Sie?

Norbert Neumayr: Für mich kommen die musikalischen Einflüsse eindeutig aus meiner Jugend, von den Rolling Stones. Die Bluesrock-Zeiten der Stones. Ganz wichtig waren für mich auch immer alte Bluessachen wie Muddy Waters und Howlin’ Wolf. Das habe ich immer gerne gehört und für diese Musik empfinde ich sehr viel.

Was möchten Sie mit der vorliegenden CD erreichen?

Sebastian Vogler: Eine CD ist eine Momentaufnahme, weil die Lieder leben und sich manchmal noch ein bisschen verändern. Einfach, dass man sich hingesetzt hat und alles genau durchgedacht hat, ist gut. Natürlich soll die CD ein bisschen unter die Leute kommen und wir hoffen, dass sie den Leuten gefällt.

Norbert Neumayr: Insgesamt hoffen wir, durch die CD bekannter zu werden und schöne Konzerte zu bekommen, weil wir viel live spielen wollen.

An wie vielen CD-Veröffentlichungen waren Sie bereits beteiligt?

Sebastian Vogler: Ich habe früher in der Hardrock-Band Easy gespielt, da haben wir zwei CDs in Eigenregie aufgenommen, so konnte ich sehen, wie das mit dem Aufnehmen so läuft.

Norbert Neumayr: Für mich ist das die erste CD. Ich habe erst im Jahr 2013 begonnen, Mundharmonika zu spielen, weil mich die alten Bluesharp-Spieler immer beschäftigt haben. Mit der Tullner Band Out Of Time spiele ich seit 2013 klassische Bluesrock-Covers.

Vielen Dank für das Gespräch.

Jürgen Plank

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