Sie nimmt seit ihrem fünften Lebensjahr Gesangsunterricht, ist Teil mehrerer Bands, doch flog bis vor kurzem noch unter dem Radar: Als IVERY hat Verena Koppendorfer nun ihr ganz persönliches Musikprojekt gestartet. Ihre Single „Lost Dreams“, die am 12.11. auf Treasuretone Records erschienen ist, wird nur die erste von vielen sein. Im Gespräch mit Katharina Reiffenstuhl erzählt die 27-Jährige, wie ihr Künstlerprofil entstanden ist und warum sie mit der Veröffentlichung ihrer Musik so lange gewartet hat.
Glückwunsch zum Release deiner ersten Single. Wie fühlst du dich so, 2 Wochen nach der Veröffentlichung?
Dankeschön! Ja, mein Puls ist eigentlich konstant auf 1000. Ich bin einfach voll happy. Es war jetzt schon ein sehr langer Prozess und ich habe mich schon so auf den Tag gefreut, wo ich dann die erste Single rausbringe. Es ist ja doch etwas Großes, dass man sich dann traut, dass man das jetzt startet, dass man Social Media aktiviert, dass man das hochlädt auf Spotify und so weiter. Das war schon ein großer Schritt.
Wie lange hast du denn an dem Song gearbeitet, bis du ihn schlussendlich veröffentlicht hast?
An dem Song circa ein Jahr. Also vor einem Jahr in etwa gab es die erste Idee, so eine Gitarren-Idee war das. Im April oder Mai war es dann fertig. Dann wollte ich mir aber noch ein bisschen ein Konzept dazu überlegen. Ich wollte unbedingt ein Künstlerprofil aufbauen und dann ist quasi auch der Name entstanden, Ivery. Mir war außerdem wichtig, dass es ein Musikvideo dazu gibt. Das hat dann einfach alles ein bisschen gebraucht.
Wie ist denn dein Künstlername überhaupt entstanden?
Das war eigentlich das Schwierigste, finde ich. Die Musik war irgendwie schon klar, und dass ich meine Musik veröffentlichen will. Ich finde, der Name ist voll wichtig und darum wollte ich was finden, das ich nicht gleich wieder bereue. [lacht] Es sollte irgendwie mit mir in Verbindung gebracht werden, also mit mir als Person, aber auch mit einer Band. Irgendwann werde ich das Ganze mit einer Band spielen, wo das Projekt dann einfach “Ivery” heißt. Ich habe im Endeffekt einfach versucht, Wörter und Silben zu finden, die schön klingen. Es steckt auch mein Name ein bisschen drinnen, Verena. “Ivory”, also Elfenbein, klingt außerdem einfach voll schön, also mit dem hängt das auch ein bisschen zusammen. Und es steckt ein i drinnen, was auf mich bezogen ist. Hauptsächlich ging es darum, dass es schön klingt und dass ich mich damit gut identifizieren kann.
„ES HAT MIR DANN OFT EINFACH DER MUT GEFEHLT, DAS ZU ZEIGEN“
Eigentlich hast du ja schon Bands, mit denen du live auftrittst. Wie kam denn der Wunsch, da noch zusätzlich ein Soloprojekt aufzuziehen?
Ich glaube, dieser Wunsch bzw. dieser Drang war immer schon da. Ich habe immer schon Lieder geschrieben, es hat mir dann oft einfach der Mut gefehlt, das zu zeigen oder mir einzugestehen, “Das bin halt ich”. Ich mache mich ja auch irgendwo verletzlich, wenn ich das herzeige. Es hat auch oft Phasen gegeben, wo ich Lieder geschrieben habe und mir dann gedacht habe, dass ich noch nicht so weit bin, das herzuzeigen. Daher habe ich ganz lange nur für mich selbst Musik gemacht. Vor eineinhalb Jahren ist dann der Punkt gekommen, wo ich mir gedacht habe, “Passt, ich schreibe jetzt einfach dahin und schaue, was sich tut”. Dann habe ich versucht, mir einen kleinen Pool an Leuten zu holen, denen ich vertraue und denen ich das dann gezeigt habe. Leute, wo ich gewusst habe, wenn es Kritik gibt, dann ist es konstruktive Kritik oder Unterstützung, die mir weiterhilft.
Was mich selbst so fasziniert, wenn ich Musik höre, ist, dass man einfach auf Play drückt und in eine bestimmte Atmosphäre hineingelangt. Man kann es so gut an irgendwelche Momente koppeln, oder man verbindet einen Geruch oder ein Erlebnis damit. Musik weckt einfach immer irgendwas, egal ob es ein trauriges oder schönes Gefühl ist. Das habe ich immer so cool gefunden an der Musik und ich glaube, das ist auch mein höchstes Ziel. Dass Leute, die meine Musik hören, obwohl das vielleicht gar nicht ihr Musikstil ist, dass die in irgendeine Welt eintauchen. Auch “Lost Dreams”, der Song wird vermutlich in dir etwas ganz anderes auslösen als in mir. Aber ich möchte einfach, dass man eintaucht und sich für drei, vier Minuten denkt “Wow, das bringt mich gerade irgendwie auf etwas ganz anderes”.
Inhaltlich verarbeite ich da einfach die Welt, wie ich sie erlebe, egal ob das jetzt schöne Sachen sind oder nicht. Musikalisch versuche ich, den Inhalt, den ich da verarbeite, genauer zu zeichnen, mit den Instrumenten, die ich zur Verfügung habe. Ich habe Freunde und Freundinnen, die mir da helfen, das musikalisch umzusetzen, oder zum Beispiel auch das Video zu machen. Bei “Lost Dreams” war eigentlich die Ursprungsidee von einem Freund von mir, der das dann auch auf der Gitarre gespielt hat. Der hat mir einfach einmal so eine 30-sekündige Whatsapp-Audio mit einem Gitarren-Riff geschickt. Das höre ich mir dann an und lege mich zum Beispiel in die Badewanne bzw. mache unterschiedliche Sachen, um in diese Stimmung hineinzukommen. Bei dem Lied hat das wirklich gut mit dieser Gitarrenspur funktioniert.
„MIR WAR ES IMMER WICHTIG, DASS DAS EIN GEMEINSAMER PROZESS IST“
Auch bei anderen Songs, die noch rauskommen, habe ich Leute mit eingebunden. Ich glaube, wenn ich Musik immer nur mit mir alleine mache, würde ich nicht die komplette Erfüllung finden, weil mir da der Austausch und die Lebendigkeit fehlen würden. Mir war es immer wichtig, dass das ein gemeinsamer Prozess ist. Und obwohl die Idee oder der Song letztendlich von mir kommen, finde ich es voll schön, wenn man das dann gemeinsam umsetzt. Ich werde das auch live nicht alleine performen, sondern mit Band.
Hast du für den Song irgendeine bestimmte Inspirationsquelle gehabt oder ist der quasi so von selber entstanden?
Beides. Es ist eigentlich voll schnell gegangen, den Text zu schreiben und auf die Grundidee zu kommen. Es sind dann aber noch voll viele Feinheiten drinnen. Da hat es dann einfach viel Zeit gebraucht, das zu produzieren. Aber die Ursprungsidee, die ist irgendwie schnell da gewesen. Im Song stecken auch private, persönliche Sachen, die ich da verarbeite. Es gibt Momente, von denen man träumt und wo man weiß, das wird nie in echt passieren, weil das Ziel einfach nicht erreicht werden kann. Und wenn man diesen Traum hat, weiß man schon, dass man ihn jetzt gerade noch hat, aber er immer mehr verblasst. Das war so die Idee dazu und das wollte ich textlich aber auch musikalisch irgendwie umsetzen.
Fühlst du dich eigentlich einem Genre zugehörig?
Das ist eine schwierige Frage, aber ich würde sagen Alternative Pop. Wobei ich finde, dass meine Stimme ein bisschen soulig klingt. Durch die Gitarre, vor allem in den Liedern, die noch kommen, sind auch irgendwie rockige Elemente drinnen.
Das heißt, es kommen demnächst wieder neue Lieder von dir?
Ja, genau. Das eine, das ich bald veröffentlichen werde, das ist schon fertig. Da möchte ich aber noch gerne ein Musikvideo dazu machen. Das kommt entweder Ende Dezember oder Anfang Jänner. Dann gibt es auch einen dritten Song, den ich veröffentlichen will, der kommt wahrscheinlich dann auch wieder zwei Monate später. Ich möchte jetzt gerne mal drei Singles rausbringen und die dann mit einer EP, auf eine Schallplatte gepresst, im Frühjahr veröffentlichen. Danach würde ich die Sachen auch gern live spielen.
Ja, live spielen ist ja leider gerade relativ schwierig. Hättest du etwas geplant gehabt zu deinem Single-Release?
Nein, habe ich glücklicherweise nicht. Es war mir schon relativ klar, dass jetzt im Winter wieder alles dicht sein wird, weil das eh voriges Jahr auch so war. Jetzt war es mir auch erst einmal wichtig, dass ich Social Media aufbaue und mal der Welt zeige, dass es mich jetzt gibt. Und wenn die Leute schon ein paar Sachen von mir kennen, dann werde ich mal live spielen. Es wäre mir grundsätzlich schon sehr wichtig, dass es zu meiner Musik auch einen Live-Bezug gibt.
Vielen Dank für das Interview!
Katharina Reiffenstuhl
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