Als der in Graz groß gewordene DANIEL RIEGLER seinem Ensemble einen Namen geben sollte, stellte er zwei Bezüge her – den zu FRANK ZAPPA bzw. dessen Studio-Tan-Platte und den zu sich selbst bzw. seinem Vornamen. „Außerdem nannte ZAPPA sein erstes Tonstudio Studio Z“, erzählt RIEGLER, dem der selbstbezügliche Bandname inzwischen fast etwas peinlich ist. Aber auch nicht mehr zu ändern ist, zumal er den Status eines Markennamens erlangt hat. Charakteristisch für STUDIO DAN ist der unorthodoxe Umgang mit Elementen des Jazz, der Neuen und der improvisierten Musik sowie deren Mischungsverhältnis und Aufführungspraxis.
Vor etwa zwei Jahren begann Riegler, die Maximalbesetzung von 15 und mehr Mitwirkenden fallweise zu reduzieren und projektbezogen einzusetzen. Konkreter Auslöser dafür war einerseits das stete Abnehmen der öffentlichen Gelder, andererseits ist man auf diese Weise flexibler, wendiger. „Trotzdem soll in allen Programmen auch das große Ensemble dabei sein können“, erklärt Riegler. Teilweise in dessen Zentrum, teilweise als einfaches Mitglied fungiert dabei immer wieder sein Bruder Leo Riegler, bekannt vom Duo koenigleopold mit Lukas König.
Einen besonderen Stellenwert genießt bei Daniel Riegler die letztjährige Zusammenarbeit mit dem großen, damals „nur körperlich 80 Jahre alten“ Avantgardisten Vinko Globokar. Drei Konzerte wurden in der Strengen Kammer – im Parterre des Porgy & Bess gelegen – absolviert, zu einem davon kam Globokar selbst, als Zuseher und als Mitspieler. Aufgeführt wurde sein Stück „individuum – collectivum“ in kleiner Besetzung und mit je einem Gast, als da waren: Isabelle Duthoit, Daniel Muche, Bertl Mütter und Hannes Löschel. Ein viertes Konzert fand dann im großen Porgy-Saal statt, zur Aufführung kam Globokars Komposition „eppure si muove“ (dt.: „Und sie bewegt sich doch“), „ein hochinteressantes, komplexes Stück, geschrieben für einen dirigierenden Posaunisten“, sagt der dirigierende Posaunist Riegler.
Globokar, Sharp, Cerha, Doneda
Lässig war auch die Kooperation mit dem New Yorker Gitarristen Elliott Sharp vor zwei Jahren. „Elliott hat seine Partituren nur als Gerüst für eine eigene Klangarbeit verstanden, die wir dann gemeinsam entwickelt haben“, so Riegler. Die aus diesem Zusammentreffen resultierenden Konzerte in Wien, Graz und München mündeten dann in die CD „In The Pelagic Zone“, einen von bisher fünf Studio-Dan-Tonträgern.
Aktuell steht die Kooperation mit einer weiteren Lichtgestalt der improvisierten Musik an, dem französischen Sopransaxofonisten Michel Doneda. Das Programm trägt den Titel „Prolog DUE“. Dabei kommt einmal mehr Rieglers Vorliebe für assoziative Zugänge zum Tragen. Man kann den Titel als „Die Zwei“ (Doneda & Studio Dan) lesen, als „Das zweite Aufeinandertreffen“ bzw. auf Englisch als „passend/genau“ oder als „Schulden/Zahlungsziel“. Diese konzeptive Offenheit spiegelt auch das Personal wider. Begonnen wird die Zusammenarbeit im Sextett (Michel Doneda, Daniel und Leo Riegler, Manu Mayr, Mathias Koch, Benjamin Maumus) plus Franz Hautzinger.
Einen ganz anderen Hintergrund haben die Zyklen „Eine Art Chansons“ und „Eine letzte Art Chansons“ von Friedrich Cerha. Cerha hatte sie – nach Texten von u. a. Ernst Jandl, Gerhard Rühm und Friedrich Achleitner – eigentlich für HK Gruber geschrieben. Nachdem er aber die Interpretation einiger dieser Chansons durch die Vokalistin Agnes Heginger gehört hatte, ermutigte er sie dazu, die ganze Sammlung aufzunehmen und als CD zu veröffentlichen. Heginger wird also singen, Mathilde Hoursiangou spielt Klavier, Michael Seifried Kontrabass und Andreas Moser Perkussion. Daniel Riegler tritt hier als Musiker in den Hintergrund und beschränkt sich auf die Rolle des Produzenten und Aufnahmeleiters.
Eine spezielle Bewandtnis hat es auch mit den Kinderkonzerten unter dem Titel „Studio Dan spielt …“ auf sich. Entstanden sind sie 2008 in Zusammenarbeit mit Manfred „Ossi“ Weissensteiner vom Grazer Theater am Ortweinplatz, kurz TaO. Man hatte sich dafür nicht selbst verkindlicht, wie Riegler erzählt, sondern sich den Kindern vorgestellt, ihnen die jeweilige Entwicklung eines Stücks demonstriert, sie und ihr Vorstellungsvermögen ernst genommen. Das neue Kinderstück wird dann in Graz und Wien, aber auch in Hamburg aufgeführt, wo sich ein großer Fan der Band – Stephan von Löwis – seit vielen Jahren mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzt und auch schon die eine oder andere Aufführung mit Riegler organisierte.
Immer wieder sind es also Fragestellungen von Raum und Klang, die Daniel Riegler beschäftigen und deren Beschäftigung er als Anspruch an sich und seine Verbündeten stellt. Dazu gehört, dass er permanent daran interessiert ist, neue Räume für (neue) Musik zu erschließen. „Weniger aus ästhetischen Gründen als aus politischen“, erläutert Riegler. Dahinter steht das Bewusstsein, so oft wie möglich aus festgefahrenen Konzertsituationen auszubrechen, unhinterfragte Gewohnheiten zu hinterfragen. So hat er für das Programm „Musik für 11“ (der Titel erklärt die Anzahl der Mitwirkenden), das früher schon im Arnulf Rainer Museum in Baden über die Bühne ging, ein Hallenbad als Konzertort ausfindig gemacht. Ein anderer Spielort für das Studio Dan waren aber auch eine Waschküche, ein Platz unter einer Autobahnbrücke, – und einmal hat das Ensemble auf den Balkonen eines Gemeindebaus konzertiert. Verändert man den Spielort, verändert sich auch die Wahrnehmung von Musik. Daniel Rieglers Fazit: „Es müsste viel öfter von Balkonen heruntergespielt werden!“
Andreas Fellinger
Studio Dan live:
17. + 18. September, echoraum Wien, mit Michel Doneda und Franz Hautzinger, „Prolog DUE“
19. September, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz, mit Michel Doneda, „Prolog DUE“
23. Oktober, Kunstbad Graz, „Musik für 11“
10. November, VH Kindberg, „Studio Dan spielt …“
11. November, MS Kapfenberg, „Studio Dan spielt …2
12. November, KH Mürz, „Studio Dan spielt …“
9. Dezember, Porgy & Bess Wien, „Eine Art Chansons“
10. Dezember, Bruckneruni Linz, „Eine Art Chansons“