Waves Vienna Konferenz: Women in the Eastern Europe Music Industry

Das Waves Vienna Festival startete schon am frühen Vormittag mit einem höchst aktuellem Panel. Unter der Annahme, dass in Osteuropa mehr Frauen führende Positionen des Musikbusiness besetzen, wurde nicht nur eine Thematik der gängigen Genderdiskussionen angerissen. Aufgrund des unglaublich umfangreichen Themas, das die Fragestellung umgibt, spürten die vier Teilnehmerinnen die zeitliche Begrenzung des Panels besonders.

Moderatorin Olga Smetanová (Music Centre Slovakia / IAMIC; SK) hatte EU-Statistiken über die Arbeitssituationen von Männern und Frauen vorbereitet, die die Involviertheit des Publikums forderten. Schnell stellte sich heraus, dass es besonders bei der Genderthematik schwer ist, objektiv und neutral zu bleiben. Vor allem auf die Frage warum es nur wenige Frauen gibt, die eigene Firmen oder Unternehmen gründen, waren die Antworten emotional gefärbt. Zsuzsanna Bende (A38; HU) leitete aus ihrer persönlichen Erfahrung mit einem Assistenten ab, dass Männer oftmals ehrgeiziger seien, und eher nach den Sternen griffen als Frauen. Laut Irena Povse (Buba Booking; SI) sei jener männliche Ehrgeiz vor allem auf den Profit gerichtet. Der weibliche Fokus läge auf der einen Seite auf einer gewissen Detailverliebtheit und auf dem Wohlergehen der beteiligten Akteure. Vor allem Letzteres würde viele Frauen daran hindern, durch „Ellbogentechnik“ schneller voranzukommen.  Teils heftiger Widerspruch kam aus dem Publikum, man solle nicht auf Klischees beharren, denn jene fördern wieder nur die festgelegten Rollenbilder von Mann und Frau.

Diese Rollenbilder sind tief in der Gesellschaft verankert, so dass sich von heute auf morgen nichts in den Köpfen ändern kann. Jedoch helfen einige positive Vorbilder dabei, die Grenzen auszuloten. Smetanová nennt Marissa Mayer, die trotz ihrer Schwangerschaft im 6. Monat den Vorstandsvorsitz von Yahoo übernommen hat. Dieses Beispiel zeigt, dass eine Reduktion auf die Gebärfähigkeit  und Argumente wie „Die Karriere einer Frau ist durch ihre Familie bedroht, weswegen sie nicht für Vollzeitjobs oder gar höhere Positionen geeignet ist“ nicht mehr haltbar sind. Natürlich sei es schwer die Balance zwischen Familie und Arbeit zu halten, meint Zorana Klickovic (Menart; HR). Den Kampfgeist einiger Kolleginnen führt sie auf den Ursprung, also die Jobbeschaffung zurück. Es kostet Frauen häufig mehr Kraft eine Stelle zu bekommen, da ihre Fähigkeiten stärker unter Beobachtung stehen, als die der männlichen Mitbewerber.  Leider ist es auch so, dass an den Frauen dann nicht nur der eigentliche Job, sondern auch fast die ganze Hausarbeit hängen bleibt, so dass Frauen zwei bis drei „Jobs“ gleichzeitig machen müssen.

Trotzdem sind sich die Vier einig, dass dies kein wirkliches Hindernis sei, wenn man die Stelle wirklich haben will. Auf die Frage, ob Frauen mehr oder überhaupt Führungspositionen besetzen sollten, antwortet Bende mit einer treffenden Bemerkung: „The right people on the right positions“. Niemand sollte aufgrund seines oder ihres Geschlechts benachteiligt, aber auch nicht bevorzugt werden. Dass Frauen weder in Ost- noch Westeuropa mehr Führungspositionen inne haben, lässt sich in Statistiken nachlesen. Dass aber in Osteuropa durch den Sozialismus eine emanzipiertere Arbeitswelt herauskristallisiert hat, da stimmt man überein. Dies ist auf die Notwendigkeit einer jeden Arbeitskraft zurückzuführen. So hat sich auch Smetanová als junge Frau nie Gedanken über Benachteiligung im Arbeitsleben gemacht. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, als sie sich für höhere Positionen bewarb, merkte sie, dass von ihr mehr erwartet, aber weniger gehalten wurde. Dass sie nach sechs Monaten wegen des großen Stresses nicht freiwillig kündigte, wie es ihr vorausgesagt wurde, spricht für ihre innere Stärke.

Trotzdem nicht immer kämpfen zu müssen, wünschen sich alle vier in der Fazit-Runde. Vor allem die kommenden Generationen arbeitender Frauen, sollten aufgrund ihrer Fähigkeiten und nicht aufgrund ihres Geschlechts bewertet werden.

Panel: Women in the Eastern European music industry
Olga Smetanová (Music Centre Slovakia / IAMIC; SK) diskutierte mit: Zorana Klickovic (Menart; HR) , Irena Povse (Buba Booking; SI) und Zsuzsanna Bende (A38; HU)

Foto © Martin Wirbel

 

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