Waves Vienna Konferenz – The Future of Music: Festivals

Festivals gibt es mittlerweile so viele wie Sand am mehr. Was macht ein gutes Festival aus? Wie muss es aufgestellt sein, um erfolgreich bestehen zu können? Und wie sieht es in der Zukunft aus? Es diskutierten Dijana Lakuš (Music Glue, HR) und Bernhard Steirer (Elevate, AT). Moderation: Peter Jenner (Sincere Management, UK)

Erfolgreich mit einem Nicht-Mainstream-Programm

Elevate, das 2014 sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hat, sei zugegebenermaßen zwar ein eher kleines Festival (etwa 1000 bis 1500 BesucherInnen pro Tag), so Bernhard Steirer, es unterscheidet sich im Format aber doch recht deutlich von anderen Festivals. Da wäre zum einen die außergewöhnliche Location. Das Festival findet alljährlich im Dom im Berg statt, also quasi in einer Höhle am Fuße des Schlossbergs in Graz. Eine weitere Besonderheit stellt die Programmierung dar. Neben dem umfangreichen und stilistisch sehr breiten Musikprogramm fährt Elevate mit Diskussionsveranstaltungen, Panels und dergleichen (sind per Stream live mitzuverfolgen), Jahr für Jahr mit einem anderen gesellschaftspolitischen Themenschwerpunkt, eine diskursive Schiene. Ziel ist es Musik- und Kunstschaffende aller Sparten mit politischen Aktivisten und unabhängigen Medien zusammenzubringen.

Dijana Lakuš ist seit einigen Jahren sehr aktiv in der Festivalszene unterwegs. In den letzten beiden Jahren war sie vor allem für Festivals in England (u.a Glastonbury Festival) und Kroatien (u.a. Outlook Festival). Das Outlook Festival startete als ein kleines Festival, hat sich aber mittlerweile zu einem mittelgroßen Event entwickelt. Und das, und darauf weist Dijana Lakuš doch mit etwas Stolz hin, ohne ein Mainstream-Programm zu fahren.

Kroatien – ein neuer Festivalmarkt

Generell lässt sich beobachten, dass sich die Festivalszene in Kroatien in den vergangenen Jahren enorm entwickelt hat, so Dijana Lakuš. So steigt die Zahl Festivals seit geraumer Zeit stetig an. Mittlerweile sind es etwa 50, die Jahr für Jahr stattfinden, wobei das Spektrum dieser von ganz großen, wie dem in Split stattfindenden Ultra Festival, bis hin zu eher kleineren reicht. Das Interessante an dieser Entwicklung ist zudem, dass auch der Tourismus das Potential erkannt hat und immer öfter Kooperationen mit den Festivals eingeht. Es ist mittlerweile ein regelrechter Festivaltourismus entstanden ist. Vor allem Leute aus Italien und anderen benachbarten Ländern reisen extra wegen dieser Events an. Erstaunlich sei, dass all dies ohne eine politische Entscheidung einer Regierung passiert ist, so Dijana Lakuš. Zugleich aber muss erwähnt werden, dass es sich zum überwiegenden Teil um Festivals aus dem Ausland (USA, England) handelt, die in Kroatien veranstalten und investieren.

So erfreulich sich die Lage auch darstellt, sollte zudem schon auch gesagt werden, dass es eine harte Aufgabe ist, ein Festival erfolgreich zu etablieren. Der Wettbewerb in Europa ist aufgrund der enormen Zahl an Festival mittlerweile ein sehr großer und intensiver. Man muss schon etwas Spezielles anbieten, damit man aus der Masse heraussticht.

Die Suche nach Acts

Auf die Frage, wie sie denn die Bands für die Festivals auswählt, meint Dijana Lakuš, sie müsse die Band schon auch einmal live sehen. Und natürlich ist ihre Entscheidung, auch abhängig vom Genre. Die Kroatin rät den Bands, einfach viel live zu spielen, egal wo und vor wie vielen Leuten. Man weiß nie, wer sich gerade im Publikum befindet.

Bernhard Steirer meint dazu, dass er selber niemals aufgrund einer Email-Anfrage einer Band bucht. Manchmal arbeitet Elevate mit  Booking-Agencies zusammen, die aber das Profil und die musikalische Ausrichtung des Festivals kennen. Zu überwiegenden Teil aber macht man sich selbst auf die Suche nach vielversprechenden Acts. Sehr viel passiert in dieser Hinsicht über Mund zu Mund-Propaganda und über Empfehlungen von anderen Acts oder Promotern. Heutzutage besonders wichtig  ist auch, dass man bereits etwas vorweisen kann, ein gut produziertes Album. Und natürlich müssen auch die Live-Qualitäten stimmen. Ohne diese Skills, wir man heute eigentlich nicht mehr gebucht.

Zukunft der Festivals

Was die zukünftige Entwicklung von Festivals betrifft, ist Dijana Lakuš positiv gestimmt, wobei sie aber glaubt, dass sich mehr und mehr „Nischen-Festivals“, sprich spezielle (Sub)Genre-Festivals, herausbilden werden, weil diese Musikfans auch immer mehr nachgefragt werden.

Dies bejaht auch Peter Jenner, der aber gleichzeitig meint, dass die Stärke eines Festivals auch seine musikalische Vielfalt ausmacht. Leuten bietet sich vor allem dort die Gelegenheit, etwas neues für sich zu entdeckten, etwas, das sie vorher noch nicht gekannt haben und unter anderen Umständen niemals kennengelernt hätten. Ein interessantes Festival macht also ein weites musikalisches Spektrum aus.

Bernhard Steirer teilt die Ansicht von Dijana Lakuš, dass in Zukunft die „Nischen-Festivals“ in ihrer Bedeutung wachsen werden, wenn sie diese ohnehin nicht schon haben. Vermutlich hat es in der Geschichte noch nie eine so große Auswahl gegeben wie heute. Jeder kann, wenn er ein wenig intensiver sucht und keine Scheu davor hat, ein wenig zu reisen, das genau auf ihn musikalisch  zugeschnittene Festival finden. Daher sieht auch er die Zukunft von Festivals positiv.

Worin Peter Jenner eine Gefahr sieht, dass die großen Acts und ihre Managements immer mehr Geld verlangen und immer teurer für Festivals werden. Klar ist, dass jedes Festival mit großen Namen werben und mit diesen das Publikum anlocken will. Doch wenn man den Stars und Zugpferden fast das gesamte Geld nachwirft, bleibt für die anderen, etwas kleineren und kleinen Acts nichts mehr übrig. Die Festival-Festivalveranstalter müssten daher mehr Selbstbewusstsein entwickeln, sich gegen solche Entwicklungen zu wehren.

Ein weiteres Problem ortet Dijana Lakuš im Umstand, dass heutzutage von den Booking-Agenturen ganze Pakete verkauft werden. Will man eine spezielle Band, muss man gleich das ganze Packet an Bands kaufen. Das macht aber einfach manchmal keinen Sinn.

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