WAVES VIENNA CONFERENCE – Showcase-Festivals

Ein Showcase-Festival verbindet Netzwerken mit Konzerten. Das heißt, dass sich die Bands nicht nur dem musikgenießenden Publikum, sondern auch Personen aus der Musikbranche präsentieren können. Um die ManagerInnen, BookerInnen und die Leute von Labels auch an Ort und Stelle zu locken, gibt es neben den Konzerten auch eine Konferenz über die aktuellen Entwicklungen der Musikbranche. Es ist kein Zufall, dass diese Beschreibung haargenau auf das Festival WAVES VIENNA zutrifft. Und wie im traumgeladenen Meta-Film „Inception“ flossen am diesjährigen WAVES VIENNA mehrere Ebenen ineinander. Kurz: Es war ein Panel über Showcase-Festivals während eines Showcase-Festivals.

Glenn Dickie, Musikexport-Experte aus dem weit entfernten Australien, hielt die Diskussion mit den drei Artist-Managern nicht nur gut in Schach, sondern schuf mit seinen perfekt getimten Fragen ein Einmaleins der Showcase-Festivals. Natürlich stand an erster Stelle die Frage, wo die Rechtfertigung dieser Art von Veranstaltungen liege, schließlich könnten Bands im Zeitalter des Internets auch sekundenschnell vom eigenen Land aus entdeckt werden. In einem waren sich alle drei Sprecherinnen einig: Showcase-Festivals hätten zwar nicht mehr diesen Wahnsinnseffekt, wenn wirklich eine Band entdeckt werden sollte, spielten aber immer noch eine wichtige Rolle fürs Netzwerken. Laut Katia Giampolo ist das deswegen so, weil sich die Kolleginnen und Kollegen aus der Musikbranche die Musik der neuen Bands gerne online anhören, bevor sie überhaupt auf das Konzert der Gruppe gehen. In diesem Sinne wird das Konzert nur als Bestätigung dafür genutzt, dass man sich im Vorhinein die richtige Band ausgesucht hat.

Guna Zucika betonte, dass es einen Unterschied zwischen großen, wie etwa dem Festival Eurosonic, und kleineren Showcase-Festivals gebe. Man sollte die zu vertretende Band erst auf kleinen Festivals bekannt machen und sich dort schon die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen sichern. Wenn die Band zumindest ein Begriff sei, dann könne man zu den größeren Events weiterziehen. Dort habe man wahrscheinlich schon ein gewisses Grund-Publikum, das durch Mundpropaganda noch mehr Zuschauerinnen und Zuschauer anziehe. Egal wie man es mache, man müsse jedes Mal aufs Neue mit anderen BookerInnen, ManagerInnen oder Leuten von einem Label plaudern, stimmte Bernadette Kerner ein. Damit könne man sicherstellen, dass man ab einem gewissen Punkt in Erinnerung bleibe.

Während es für alle am Tisch klar war, dass man sich schon Monate zuvor auf ein Festival vorbereiten müsse, um Aufmerksamkeit zu generieren, stand die Frage im Raum, wie man die Bands auf das Event vorbereite. Katia Giampolo hat für jede Gruppe einen anderen Schlachtplan, schließlich seien alle in verschiedenen Stadien des Bekanntwerdens. Handle es sich dabei um eine sehr frische, junge Truppe, könne man bei der Unterkunft ein bisschen sparen, sie etwa in einem gemeinsamen Zimmer unterbringen. Wenn die Band schon eine gewisse Größe habe, seien meist auch die Ansprüche höher. Es komme also auf die kleinen Details an, damit alles reibungslos liefe.

Natürlich wollte Moderator Glenn Dickie sein Panel nicht mit einem Festival-Bashing beenden, musste aber trotzdem fragen, wie ein Showcase-Event ausschauen solle, damit es von der Organisationsseite her auch reibungslos liefe. Die Expertinnen waren sich darin einig, dass nicht nur eine frühe Bekanntgabe des Line-ups wichtig sei, sondern auch die Teilnehmerliste der Konferenz. Ersteres sei für die Onlinerecherche wichtig, damit man schon eine Vorentscheidung treffen könne, welche Band man sich anschauen werde. Letzteres diene der Übersichtlichkeit, vor allem im Hinblick auf das Netzwerken.

Anne-Marie Darok

Fotos (c) Niko Ostermann

http://www.wavescentraleurope.com/