Musiksponsoring ist eine zweiseitige Angelegenheit. Die Marke oder das Unternehmen und das Musikprojekt gehen eine Partnerschaft ein, die das Teilen von Werten und Zielen voraussetzt. Was ist die Motivation für Unternehmen im Musikbereich zu sponsern? Was sind die Erwartungen und das gewünschte Ergebnis für das Unternehmen? Welche Bedeutung haben der Imagetransfer und der Direktvertrieb? Was sind die Do’s und Don’ts für Marken, wenn sie von Musikprojekten angesprochen werden?
Diese Fragen wurden bei der Podiumsdiskussion auf der WAVES VIENNA Conference im Stadtkino im Künstlerhaus besprochen. Die geladenen Gäste waren SARAH SLATER (TICKETMASTER), ALEXEY ORLOV (JÄGERMEISTER) sowie JOHANNA LUDLEI von der PR-Agentur (WONDER WE WANT). Moderation: PHILIPPA GROB.
Wenn man als durchschnittlicher Indie Künstler:In lediglich mit seinem Salär als Marktwert kalkuliert, lässt einen das nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen, wenn es darum geht, nach möglichen Business Partnern und Sponsoren Ausschau zu halten.
Doch das Image, dass man mit Musik, und demnach auch mit Künstlern und Bands assoziiert, kann für Firmen ein großer Zugewinn sein. 4 Minuten Lesezeit lohnen sich also, sich mit der Denkweise von Unternehmen zu beschäftigen.
Nach welchen Kriterien suchen Marken ihre Künstler aus?
Jägermeister veranstaltet Musikcamps in vielen unterschiedlichen Ländern, um junge Acts mit aufzubauen.
Mit den positiven Attributen die man gewöhnlich mit Musik verbindet, lässt sich die eigene Marke hervorragend schmücken, sagt Alexey Orlov.
Wir supporten junge Talente, um mit ihnen gemeinsam aufzuwachsen.
Wir haben nationale Musikprogramme. Oder auch die Jägermeister Music Awards, die wichtige und interessante Festivals und Künstler hervorheben. Im Zuge dessen geben wir den Gewinnern auch eine Bühne und unterstützen sie im Nachhinein. Beides
In Italien gibt es den Jägermeister Music Club. Das ist eine zehn tägige Residence Masterclass mit nationalen Newcomern wie etablierten Künstlern.
Positive Kollaborationen waren etwa zum Beispiel die Kampagne mit Post Malone im Jahr 2021. Eine andere fruchtbare Zusammenarbeit entstand dank unseres Südafrika Teams von Jägermeister.
Hier wurde eine kleine Community eines neuen Musikgenres unterstützt. Amapiano nennt sich dieser Mix aus Soul, R&B und Deep House.
Aus ein paar Partys, einem kleinen Studio und Merchandise Artikel entstand ein riesiges Festival. Die Djs haben mittlerweile Millionen von Followern und touren auf der ganzen Welt. Natürlich mit Jägermeister im Gepäck.
Ticketmaster führt eine Breakthrough Liste. Hier werden zehn interessante Newcomer mit 1000€ gefördert. Zusätzlich wird darum auch eine Kampagne mit Plakaten finanziert. „Das ist so wichtig, denn jeder weiß, dass nicht viel Geld in der Musikindustrie ist. Besonders am Anfang der Karriere.“, sagt Sarah Slater.
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles)
Für Johanna Ludlei (wonder we want) ist auch nicht die Anzahl an Followern oder Plays relevant. Vielmehr ist ein synergetischer Effekt dann geben, wenn sich die Partner ihrer Zielgruppe und Marketingstrategie bewusst sind.
Als gelungene Zusammenarbeit ihrer PR-Arbeit, nennt sie die „Magic Life Tour“ von Bilderbuch. Auf der Bühne haben eine ganze Wand aus Asics Turnschuhen beim Song „Sneakers for free“ zum Baumeln begonnen.
Die Agentur steht in Kontakt mit anderen Agenturen, Modelabels sowie Influencern.
Üblicherweise sind es aber die Bands, die zuerst anklopfen.
No go
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein sehr allgemein formulierter Pitch, der an eine Vielzahl an Marken gestreut wird, wohl kaum auf Resonanz stoßen wird.
Hierbei seien die jeweiligen Partner gefordert, sich wirklich mit ihrer Zielgruppe und dem Produkt auseinander zu setzen, so Ludler.
„Nachhaltigkeit“ sei auch bei Jägermeister das Stichwort der Stunde, sagt Alexey Orlov.
Man sollte nicht zu viel auf einmal erwarten. Nicht alles funktioniert mit allem. Bewerte den Einfluss der Zusammenarbeit, und negiere nicht das Feedback.
Einen sogenannten Image Transfer mit Influencer Marketing zu erreichen sei bestimmt möglich. Nicht umsonst hat das das Marketing in den letzten Jahren stark verändert.
Hierbei ist natürlich die Schwierigkeit, die „echten“ zu finden. Denn es gibt viele dort draußen. Vor allem aber auch einige, die es glauben zu sein, gibt Sarah Slater zu bedenken.
Und wie wichtig sind Kreativität und Innovation, wenn man etwas bewirken möchte?
Als großes Unternehmen nutzt Ticketmaster natürlich seine Daten. Das ermöglicht sehr gezieltes Sponsoring auf Festivals.
Festival-Apps sind zwar nichts Neues. Dadurch, dass man darüber aber einen viel direkteren Ticketverkauf anbieten kann, zum Beispiel über Notifications, versucht man natürlich, die Kunden mit exklusiven Informationen über die App stärker zu binden.
Dominik Beyer
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