Was ist Clubkultur? – DER VCC BLOG

Was an Clubs ist denn bitte Kultur? Diese Frage kommt Immer wieder. Sie ist legitim, lässt sich aber recht einfach beantworten.

Was ist Clubkultur? Es kann ein Vorteil sein, wenn Worte schillern. Clubkultur ist so ein Wort. Es passt vieles darunter, Hochkulturfestivals etwa, Diskotheken, Raves, Kultureinrichtungen, finstere Bunker, bunte Bögen, Feiern an der Frischluft, Trockennebel, Pillen und Schweiß. Eine Gemeinschaft unter einem Groove eben. Es kann manchmal ein Nachteil sein. Wenn beispielsweise ein Magistratsbeamter wissen möchte, ob er zuständig ist. Dann muss manchmal klar sein, was Clubkultur ist. Das kann in weiterer Folge einige Auswirkungen auf Förderungen haben, auf Genehmigungen, auf Steuern, die man absetzt, auf Spenden, die man absetzt, auf Kulturressorts von Medien, die berichten.

In anderen europäischen Städten hat man bereits Antworten. Diese beantworten die Frage, was Clubkultur ist, mitunter so: Es handelt sich um Orte, bei denen regelmäßig kuratiertes und künstlerisches Programm im Vordergrund steht, die Live-Musik oder Live-DJ-Auftritte veranstalten, die Raum für Gäste anbieten, die vor äußeren Einflüssen geschützt ist, die auch Nischenmusik und neu aufkommenden Genres eine Bühne bieten, unabhängig vom finanziellen Erfolg und dem gesellschaftlichen Mainstream, die die kulturelle Vielfalt einer Stadt oder Region positiv beeinflussen, die bestimmten Szenen und / oder marginalisierten Gruppen einen geschützten Raum bieten.

Diese Kriterien für Clubkultur sind natürlich weich, sind an einem bestimmten Ort über ein Jahr betrachtet mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Sie sind eine Arbeitsgrundlage, die in den kommenden Wochen diskutiert werden soll, etwa bei Vernetzungstreffen, via Mail, via Telefon und gerne auch auf über Social Media. Die Vienna Club Commission wird ungeachtet dessen, wie Clubkultur näher definiert wird, nach Lösungen suchen, die für möglichst viele Akteur*innen in der Nacht tauglich sind. Groove hat keine Farbe. Und Black Lives Matter. (Stefan Niederwieser)

In the beginning there was Jack…

“You may be black, you may be white, you may be Jew or Gentile. It don’t make a difference in our house. And this is fresh!” Diese Zeile von Chuck Roberts erschienen erstmals 1987 in Chicago auf der Platte „My House” von Rhythm Control. Die Partys in den Warehouses von Chicago bleiben bis heute legendär und waren von Beginn an stark mit der afroamerikanischen LGBT Community verwoben. Eine Bewegung, ja eine ganze Kultur wurde aus der House Music heraus geboren, deren Einfluss weltweit spürbar ist. Es wurden Freiräume ins Leben gerufen, wo Hautfarbe, Religion und Herkunft keine Rolle spielten und wo Musik, Tanzen und kollektiv erlebte Freiheit im Vordergrund standen. Umso trauriger, dass 33 Jahre später die Zeilen von Chuck Roberts nicht an Intensität verloren haben und Räume, wo kollektiv erlebte Freiheit ein Zuhause hat, noch immer nicht selbstverständlich sind (Stichwort Bassiani). Die Clubkultur war und ist noch immer ein Widerstand gegen Unterdrückung sowie für Gleichberechtigung und ein friedliches, buntes Miteinander. Widerstand gegen jegliche Form von Diskriminierung haben alle zu leisten, die sich in der Clubkultur zu Hause fühlen. “And as I told you before this is our House and our House Music.” (Laurent Koepp)

Clubkultur und Türpolitik

Wieso braucht es Clubkultur? Wieso braucht es Türpolitik? Und wie vereinen sich diese beiden Begriffe? Eine prägende Erfahrung: Als ich am Austrian Cultural Forum in New York gearbeitet habe, besuchte ich den Club Nowadays. Das Lineup war gut. Aber was es spezieller alle meine anderen Club-Erfahrungen bisher machte, war die Einladungs- und Türpolitik, die diese Venue pflegte: “In an effort to create a space where all people feel safe, we don’t tolerate any of these things within our walls or in our back yard: Violence | Non-Consensual Touching | Racist, Homophobic, Transphobic, Sexist or Other Discriminatory Language | Leering. If someone says or does anything to make you feel uncomfortable while you’re here please let our safer space crew know. They’re posted on and around the dance floor and they wear red bracelets. If you can’t find them, all of our bartenders, security, managers, sound staff and door staff can also help you. Thank you and have fun!” Diesen Text erhält man nicht nur als Bestätigungs-Mail nach Registrierung. Nachdem man in der Schlange gewartet hat, um in den Club zu kommen, lässt der/die Security nur 7 Personen am Stück in ein Vorzimmer, um diesen Text nochmals an die Gäste zu vermitteln. Das ist Clubkultur. Das ist Türpolitik. Zumindest für mich. (Martina Brunner)

Im VCC Blog berichtet die Vienna Club Commission wöchentlich über ihre Arbeit, die damit nachvollziehbarer werden soll. Mehr zur Aufgabe und Arbeit des Pilotprojekts, das durch mica – music austria koordiniert und durch die Stadt Wien Kultur finanziert wird, findet sich hier.